Wertverlust So bleibt Ihre Flotte wertstabil

VW Caddy, Flotte, Fuhrpark, Dummy Foto: Foto: VW, Montage: firmenauto

Zehn Punkte, die den Restwert von Fahrzeugen wirklich beeinflussen – und was Flottenbetreiber für einen möglichst hohen Wiederverkaufswert tun können.

Ganz umgehen lässt sich der Wertverlust leider nicht, aber durchaus minimieren. Und das betrifft nicht nur die Unternehmen mit Kauffuhrparks, sondern auch diejenigen, die ihre ­Fahrzeuge leasen.Schließlich gehört der Restwert zu den maßgeblichen Faktoren, der die Höhe der Leasingrate ausmacht. Wer ­einen oder mehrere neue Dienstwagen bestellt, sollte bereits bei der Konfiguration an den Wiederverkauf denken.

Restwert liegt nach drei Jahren und 60.000 km bei 34,4 Prozent

Der Restwert liegt laut Restwertindex des Verbands unabhängiger Leasinggesellschaften (VMF) nach drei Jahren und 60.000 km Laufleistung im Schnitt bei 34,4 Prozent. Entsprechend hat bei ­einem durchschnittlichen Neuwagenpreis von 27.030 Euro ein drei Jahre altes, gebrauchtes Fahrzeug aktuell nur noch einen Wert von 9.298,32 Euro. Da machen ein paar Prozent hin oder her schnell mehrere Tausend Euro aus. Allerdings gibt es je nach Marke, Modell, Motorisierung und Klasse erhebliche Unterschiede. So verliert beispielsweise laut Schwacke ein VW Golf Sportsvan TDI Bluemotion nach drei Jahren und 40.000 km/Jahr 63 Prozent seines ursprünglichen Kaufpreises, der Skoda Roomster 1.2 TSI dagegen 76 Prozent. Generell gilt, dass die Autos, die neu gut laufen, auch auf dem Gebrauchtwagenmarkt gut gehen. Wie überall in der Wirtschaft bestimmt eben die Nachfrage auch den Preis.

Markenimage

Das Image einer Marke ist ausschlaggebend für den Wiederverkauf. Gerade in Deutschland gilt es als wesentlicher Einflussfaktor. Je besser das Image, umso größer die Nachfrage. Schließlich spiegelt es Freunden, Kollegen und Nachbarn den Stellenwert, den ein Mitarbeiter in der Firma genießt – oder wie man sich nach außen hin darstellen möchte. Der Imagefaktor ist auch aufgrund der immer geringer werdenden technischen Differenzierung so wichtig. Ganz vorne mit dabei sind die Premiumhersteller. So liegen Audi, BMW und Mercedes im Imagereport der Autozeitung ganz vorn. Auf Platz vier und fünf folgen Volkswagen und Porsche.

Spritverbrauch

Mit steigenden Spritpreisen zeigen sich Gebrauchtwagenkäufer beim Verbrauch immer sensibler. Laut DAT würden 70 Prozent mehr für einen Gebrauchtwagen ausgeben, wenn dieser weniger Kraftstoff verbraucht. Wer einen guten Restwert erzielen will, sollte also auf allzu viele
PS verzichten oder auf Hybridtechnik setzen.

Lackfarbe

Zurückhaltung ist bei der Farbe des Lackes angesagt. Der überwiegende Teil der Neuwagen wird in Schwarz (31 Prozent), Grau oder Silber (je 27 Prozent) ausgeliefert. Bei Weiß (13 Prozent) sieht der VMF bereits wieder eine leichte Trendwende zu abnehmender Nachfrage. Die Deutschen mögen’s eben dezent. Um einen möglichst hohen Restwert zu erzielen, hilft auch hier die Orientierung am Massengeschmack. Ein Gebrauchter in diesen Tönen dürfte nicht auf große Vorbehalte treffen. Auf jeden Fall sollte die Farbe zum Segment passen: Während Kleinwagen etwas bunter sein dürfen, sind bei größeren Fahrzeugen gedeckte Farben, am besten in Metallic, angesagt – ab der gehobenen Mittelklasse, ein Muss. Diese Farben gehen beim Wiederverkauf immer. Dagegen müssen Fuhrparkbetreiber bei unattraktiven oder unpassenden Farben beim Verkauf mit Wertminderungen zwischen fünf und acht Prozent rechnen.

Extras

Schön vollgepackt kommen die sogenannten Christbaumautos daher. Doch das wird am Ende teuer für den Flottenbetreiber. Zwar gibt es bei den Extras ein paar obligatorische Posten – ohne Klimaanlage und Radio lässt sich kaum mehr ein Auto weiterverkaufen. Die übrigen Muss-Extras orientieren sich aber an der Fahrzeugklasse. Einen 5er BMW findet kaum einen Zweitbesitzer ohne Navi und Lederausstattung, bei einem Polo wäre das egal. Der DAT empfiehlt, grundsätzlich Sonderausstattungen zu wählen, die in der Klasse darüber zum Standard gehören. Aber sie verlieren auch schneller an Wert als das Fahrzeug selbst. Während sich laut Schwacke für einen drei Jahre alten Gebrauchten noch rund 50 Prozent des Kaufpreises erzielen lassen, sind es für die teuer bezahlten Extras in der Regel nur noch zwischen 25 und 35 Prozent.

Fahrerassistenzsysteme

Derzeit spielen Fahrerassistenzsysteme im Gebrauchtwagenmarkt noch keine sehr große Rolle, wie eine Untersuchung von Eurotax Glass’s herausfand. So interessieren sich nicht einmal die Hälfte aller Neuwagenkunden dafür. Hier lässt sich noch schwer voraussagen, was in ein paar Jahren Standard sein wird und was nicht. Einen Anhaltspunkt kann die Ausstattung von Neuwagen geben. Sehr beliebt sind derzeit Müdigkeitserkennung, intelligente Lichtführung, automatisches Notbremssystem, Spurhalteassistent, Verkehrszeichenerkennung und Abstandsregeltempomat. Insgesamt wächst laut Zulieferer Bosch die Bedeutung der unsichtbaren Beifahrer kontinuierlich.

Aufbereitung und Smart Repair

Ein clever zusammengestelltes Auto reicht leider nicht, um den maximalen Erlös zu erzielen. Der optische Eindruck ist ein wichtiger Faktor. Macken, Kratzer oder dreckige Sitze führen schnell zu erheblichen Preisabschlägen. Laut Dekra lohnt sich der Besuch bei einem professionellen Fahrzeugaufbereiter in vielen Fällen. Auch die Unternehmensberatung Semase empfiehlt standardmäßig Aufbereitung und Smart Repair. Beispiel: Ein Unternehmen investierte in Aufbereitung und Smart Repair im Schnitt 214 Euro pro Auto und reduzierte damit gleichzeitig die Rücknahmeschäden im Schnitt um 900 Euro pro Auto.

Neuwagen-Rabatte

Entscheidend sind auch die Rabatte. Klar, freut man sich über immense Nachlässe. Trotzdem ist Vorsicht geboten. Je höher der Nachlass ausfällt, desto größer ist der Wertverlust. Beispiel: Ford räumte für den Focus zehn Prozent mehr Rabatt ein, als Opel für den Astra. Allerdings lag der Wertverlust beim Focus nach drei Jahren Laufzeit auch zwölf Prozent höher. Problematisch kann laut DAT auch der Zeitpunkt des Fahrzeugs im Modelllebenszyklus sein. Steht ein Modell kurz vor einem Facelift oder der Ablösung, wird der Wagen am Ende schwieriger zu verkaufen sein als ohnehin.

Remarketing

Unterstützung versprechen Dienstleister wie Ari, Autoonline, Autorola, BCA oder Dekra Automotive Solution. Die nutzen unterschiedliche Verkaufskanäle wie Auktionen, ein Netzwerk von Autohändlern oder eigene Verkaufsstandorte. Unter bestimmten Voraussetzungen – etwa sehr hohen Laufleistungen – empfiehlt der Bundesverband seinen Mitgliedern, die Fahrzeuge selbst an gewerbliche Wiederverkäufer zu vermarkten.

Prognosen

Die Prognosen der Marktforscher Bähr & Fess oder Eurotax Glass’s  können wertvolle Hinweise geben, wie sich der Restwert entwickeln könnte und welche Neufahrzeuge voraussichtlich die besten Chancen am Gebrauchtwagenmarkt haben. Im Schnitt verliert ein Neuwagen nach Angaben von Bähr & Fess bei einer Jahresfahrleistung von 15.000 Kilometern im ersten Jahr 24,2 Prozent. In den folgenden Jahren sind es nur fünf bis sechs Prozent pro Jahr.

Sonderfall Elektroauto

Derzeit wird zwar allerhand getan, um das Image von E-Autos aufzupolieren, dennoch sind sich die Experten – etwa die DAT –  einig, dass sich solche Fahrzeuge relativ schlecht wieder verkaufen lassen.  Das schlägt sich auch in den Restwertprognosen nieder. Laut Bähr & Fess haben Stromer im Vergleich zu konventionellen Autos bislang noch eher schlechte Restwerterwartungen. Vor allem die Haltbarkeit von Batterien macht belastbare Aussagen zur künftigen Entwicklung schwierig. Aktuell geht die DAT davon aus, dass etwa ein Nissan Leaf in drei Jahren noch rund 43 Prozent seines Listenpreises erzielen könnte. Im Gegensatz dazu erwartet Eurotax Glass’s bei Vollhybrid-Modellen eine kontinuierliche Steigerung der Restwerte.