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Zwischenbilanz zur Elektromobilität Weitere Anstrengungen bei E-Mobilität nötig

Elektroauto Foto: Iris Maurer Hersteller
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Das Ziel, eine Million Elektrofahrzeuge bis 2020 in Deutschland auf die Straße zu bringen, bleibt erreichbar. Dazu sind laut der Nationalen Plattform Elektromobilität (NPE), die sich aus Vertretern von Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Verbänden zusammensetzt, aber erhebliche Anstrengungen erforderlich.


 Deutschland nur Mittelfeld

"Im internationalen Vergleich der Leitmärkte liegt Deutschland derzeit im Mittefeld", heißt es im aktuellen Fortschrittsbericht 2014, den Prof. Henning Kagermann, Vorsitzender des NPE-Lenkungskreises am Dienstag Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) übergeben hat.
Aktuell seien in Deutschland rund 24.000 Elektrofahrzeuge zugelassen und rund 4.800 Ladepunkte an etwa 2.400 Standorten aufgebaut. Der Anspruch der Bundesregierung ist es, internationaler Leitanbieter und Leitmarkt für Elektromobilität zu werden. Zum Vergleich: In den USA sind zehnmal so viele E-Fahrzeuge unterwegs, in Japan viermal so viele, und auch in China, Norwegen, Frankreich und sogar in den Niederlanden sind mehr Stromer auf den Straßen. Immerhin aber bescheinigen die Experten in ihrem vierten Bericht, der die Phase der Marktvorbereitung von 2010 bis 2014 abschließt, der Bundesregierung, dass mit diesen Eckdaten die Grundlage für einen Markthochlauf gelegt sei. 

Bisher 17 Modelle am Markt

Was den Anspruch angeht, internationaler Leitanbieter zu werden, muss sich die deutsche Industrie demnach nicht verstecken. Die deutsche Industrie befinde sich auf einem guten Weg, heißt es. Bis Jahresende gibt es der NPE zufolge 17 elektrisch angetriebene Fahrzeugmodelle deutscher Hersteller am Markt, im nächsten Jahr soll ein weiteres Dutzend folgen. Die Experten halten es jedoch für erforderlich, dass die Fahrzeuge bei Preis und Reichweite attraktiver werden. Daher regen sie an, für die nun beginnende Phase des Markthochlaufs (2015 bis 2017) Gelder für Forschung und Entwicklung von rund 2,2 Milliarden Euro zu mobilisieren. Der erforderliche Beitrag der Bundesregierung belaufe sich auf 360 Millionen Euro im Jahr, unterstellt ist dabei eine Förderquote von durchschnittlich 50 Prozent der Kosten.


Auch im Bereich der Zellfertigung müssten Forschung und Entwicklung verstärkt werden. Bei den verbreiteten Lithium-Ionen-Zellen der zweiten Generation bestünden zum Teil hohe Überkapazitäten, so dass ein Ausbau der Produktion in Deutschland wirtschaftlich nicht darstellbar sei. Doch sei es erforderlich, das Know-how hierzulande kontinuierlich zu erhöhen, damit zum Beispiel eine Fertigung der Zellen der folgenden Generationen in Deutschland erfolgen könne. Die NPE will in den nächsten Monaten hierzu einen Fahrplan erarbeiten. 

Dobrindt sieht sich bestätigt

Was das Ziel "internationaler Leitmarkt" angeht, sind die Herausforderungen nicht kleiner. Die NPE spricht sich hier klar für eine Sonderabschreibung für gewerbliche Nutzer aus. In den Prognosen erweise sich das als sehr effiziente Maßnahme, heißt es. Die NPE greift damit eine Forderung von führenden Branchenverbänden wie dem VDA, dem VDIK oder dem Deutschen Verkehrsforum auf.  Der Expertenkreis plädiert ferner für finanzielle Unterstützer der Unternehmen, die die Ladeinfrastruktur bereitstellen. "Derzeit und voraussichtlich bis 2020 sind öffentlich zugängliche Ladepunkte sowie ein Schnellladenetz nicht wirtschaftlich zu betreiben", schreiben sie. Darüber hinaus kommt es für die Fachleute auch darauf an, das im September vom Bundeskabinett verabschiedete Gesetzespaket zur Elektromobilität zügig umzusetzen.
Darin ermöglicht es Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) zum Beispiel den Kommunen, Anreize für Nutzer von E-Autos zu setzen – indem sie zum Beispiel kostenlose Parkplätze bereitstellen oder die Busspuren freigeben. Dobrindt selbst sieht sich durch den Fortschrittsbericht ermutigt. "Wir haben die besten Ausgangsvoraussetzungen, um der Elektromobilität entscheidende Impulse zu geben", heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung des Wirtschafts-, Verkehrs- und Umweltministeriums.
Die Opposition hält die Bilanz in Sachen E-Mobilität für schlecht. Deutschland sei weit davon entfernt, Leitmarkt für Elektromobilität zu werden, erklärte der verkehrspolitische Sprecher der Grünen im Bundestag, Stephan Kühn. "Deutschland spielt weiter in der Regionalliga."