50 Jahre Renault 5 Der Frauenfreund

Renault 5 GTL 1975 Foto: Renault 14 Bilder

Knallfarben und viel Kunststoff: 1971 revolutionierte der kleine Renault 5 die Autowelt. Doch der kleine Flitzer kam besonders bei den weiblichen Käufern gut an. Jetzt plant Renault ein Revival seiner Ikone.

Knallbuntes Plastik war vor 50 Jahren Pop-Art. Passend dazu stellte Renault am 28. Januar 1972 den Cityflitzers R 5 vor. Der hatte als erstes Automobil Polyesterschutzschilde statt Chromstoßstangen, war poppig in Giftgrün und Schock-Orange lackiert. Das geniale Kleinwagenkonzept versuchten später viele zu kopieren, ohne die Originalität des Renault 5 zu erreichen. Sprengte der 3,51 Meter kurze und nur knapp über 700 Kilo leichte Renault 5 doch traditionelle Fahrzeugkategorien. Er startete als Zweitürer mit großer Heckklappe, obwohl die Grande Nation ihre kleinen Volkshelden damals ausschließlich viertürig kaufte, wie Simca 1000, Citroen 2 CV und der neue Peugeot 104 zeigten. Sogar der bewährte R 4 hatte vier Türen. Mit ihm teilte sich der teurere R 5 manche technische Komponente. Nur nicht die Motoren mit 34 PS bis zu furiosen 160 Turbo-PS reichten. In zwei Generationen und 22 Jahren wurden neun Millionen R 5 gebaut. Fortsetzung folgt: Renault hat unlängst ein elektrisches R-5-Concept gezeigt.

Renault 5 1972 Foto: Renault
Der 1972 vorgestellte R 5 war ein schnörkelloser und sehr kompakt bauender Kleinwagen.

Doch die Konkurrenz schlief nicht. Der 1972 zum "Auto des Jahres" gekürte Fiat 127 war ebenfalls mit Heckklappe verfügbar. Trotzdem fuhr der R 5 dem Turiner Bestseller voraus. Galten doch seine Kunststoffstoßfänger als kühner Futurismus. Mit kecker Polyester-Front sowie großen Scheinwerfern blinzelte der kleine Franzose 1972 in eine Welt, die sich an Mini- und Maxiröcke oder Hot Pants rasch gewöhnt hatte, aber Plastik-geschmückte Autos noch eine halbe Dekade als Avantgarde empfand. Deshalb wirkte er noch zehn Jahre nach seinem Debüt frisch. Die Werbung für das Massenmodell wurde emotional aufgeladen und erstmals im Comic-Stil gestaltet. Dabei plauderte der orangefarbige "Fünfer" munter mit seinem Publikum, boxte sich aus engen Parklücken heraus und schlängelte sich frech durch den Verkehr. Der Renault 5 präsentierte sich als gefühlsbetontes Wesen und vorlauter Superstar: "Nie auf den Mund, außer mit ganz Bestimmten!" stellte er in einer Anzeige klar – und knutschte einem Rolls-Royce den Kühlergrill ab. Das kam an bei den Kunden.

Renault 5 Alpline Turbo 1982 Foto: Renault
1981 legte Renautl eine 108 PS starke Version des R 5 Alpine Turbo auf, von der 19.733 Einheiten produziert wurden.

Dagegen raste der heißblütige Renault 5 Alpine Turbo ab 1982 auf Plakaten als schnelle "Hexe mit Düsenantrieb" auf einer Art Überschall-Staubsauger durch die Lüfte. Emotional verlief 1984 auch der Wechsel zum Renault 5 der zweiten Generation: "Adieu monde cruel! (Lebe wohl, grausame Welt!)", verabschiedete sich der Original-Flitzer, um seinem vom legendären Lamborghini- und Maserati-Designer Marcello Gandini in Form gebrachten Nachfolger das Feld zu überlassen. Schließlich hatten die Erzrivalen nachgelegt, Fiat mit dem Uno und Peugeot mit dem 205, der plötzlich den Dauerbestseller Renault 5 in den französischen Zulassungscharts überholte. Renault wusste sich 1984 zu wehren. Mit einem neuen Renault 5, dessen Äußeres charmant wie bisher blieb, unter dem die Technik aber dem Zeitgeist folgte. Erstmals nagelten nun Dieselmotoren unter der Motorhaube der laut Marketing "frechsten dreieinhalb Meter der Welt".

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Auch Sport konnte der Neue, wie muskulöse 115 PS im Renault 5 GT zeigten. Für umweltbewusste Aktivisten gab es außerdem den Renault 5 GTL als ersten Kleinwagen mit Katalysator im Kampf gegen das Waldsterben, damals noch ein politisches Tagesthema. Nebenbei sanierte der Kleine die mittlerweile maladen Finanzen seines Herstellers. Und blieb so "Der kleine Freund" für alle Fälle des Lebens, wie Renault seine Nummer Fünf nannte. Also alles wie am Anfang, vor 50 Jahren.

Renault 5 Turbo 1980 Foto: Renault
1980: Vorstellung der Serienversion des Renault 5 Turbo mit 160 PS starkem Mittelmotor.

Damals, als in Deutschland noch der VW Käfer die Verkaufscharts bestimmte und Hersteller meinten, mit Kleinwagen ließe sich kein Profit erwirtschaften, punktete der Renault durch frühe Gleichteilestrategie mit den R 4 und R 6. Zum Gewinner machte den R 5 immer neue Varianten wie sportliche LS/TS mit kräftigen 64 PS oder eine optionale Getriebeautomatik, die den Komfort luxuriöser Straßenkreuzer bot. Tatsächlich sorgte der R 5 als "Renault Le Car" zwischen New York und Los Angeles für Aufsehen und die Franzosen feierten dies in Europa mit Le-Car-Sondermodellen.

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Bei Sportfans unvergessen sind bis heute die ab 1974 ausgetragenen Markenpokalserien, eine Talentschmiede, die andere Hersteller adaptierten. Und dann die Rallye-Siege, die der 1980 eingeführte Mittelmotor-Renner Renault 5 Turbo mit Hinterradantrieb und bis zu 408 PS einfuhr. Im Alltagsverkehr reichten dem Turbo-Pionier 160 PS, um sich in Sprint-Derbys mit einem Porsche 911 SC zu messen. So viel Feuer ist vom für 2024 angekündigten vollelektrischen Renault 5 nicht zu erwarten, aber die faszinierende Couture des Kleinen wird der bereits als Concept gezeigte Stromer in die Zukunft führen.

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