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Alfa Romeo Letztes Aufbäumen oder Neubeginn?

Alfa 4C Logo Foto: Alfa Romeo

Im Herbst kommt ein neues Mittelklasse-Modell von Alfa. Dann entscheidet sich, ob die Marke bei Firmenwagenfahrern eine Zukunft oder ob die Fuhrparkbranche Alfa schon abgehakt hat.

In diesen Tagen läuten Alfa-Romeo-Chef Harald Wester und Fiat-Chrysler-Vorstand Sergio Marchionne die Kompletterneuerung der Traditionsmarke ein. „Endlich“, werden nicht nur Händler sagen, die sich über Jahre hinweg mit lediglich drei Modellen - dem Kleinwagen Mito, dem Kompaktmodell Giulietta und dem raren Mittelmotorsportler 4C - mehr schlecht als recht über Wasser halten mussten. „Endlich“, werden auch die sogenannten Alfisti sagen, Alfa-Fans, die weiterhin fest an die italienische Marke glauben und noch nicht zur Konkurrenz abgewandert sind.

Großer Name: Giulia weckt Hoffnungen

Große Ankündigungen gab es in den letzten Jahren einige bei Alfa Romeo. Jetzt aber sollen Taten folgen. Erstes Produkt ist eine von Grund auf neu konzipierte Mittelklasse-Limousine (Länge: 4,65 Meter), die den Namen Giulia tragen wird und Maserati-Gene in sich trägt. Giulia gilt als Nachfolger des 159 und basiert auf einer längs variablen Standardantriebsplattform (Codename Giorgio). Technisch bedeutet dies: längs eingebauter Motor vorn, Kardanwelle, Hinterradantrieb. Damit will Alfa nicht nur an seine sportliche Vergangenheit anknüpfen, sondern auch gegen die etablierte deutsche Konkurrenz (3er BMW, Mercedes C-Klasse, Audi A4) und ebenso gegen den Newcomer Jaguar XE punkten.

Zudem wird versprochen, auch bei Qualität und Konnektivität Premium-Niveau zu erfüllen. Die Giulia kommt als Limousine und als Kombi, hat Heck- oder Allradantrieb. Unter der Haube arbeiten Vier- und Sechszylinder, jeweils neu entwickelte Benzin-Direkteinspritzer und Common-Rail-Diesel mit einer Spitzenleistung von bis zu 500 PS (Benziner-V6) und 300 PS (Diesel-V6). Versuchsträger fahren derzeit in Form von verkürzten Maserati Ghibli herum. Später soll es auch Hybridantriebe geben, abhängig von den gesetzlichen Gegebenheiten (Verbrauchsvorschriften).

Basis für Modellfamilie

Die Variabilität der Giorgio-Architektur ermöglicht Alfa, darauf weitere Modelle aufzubauen. Für 2017 sind ein SUV (Debüt Paris Herbst 2016) sowie ein Spider vorgesehen. Letzterer hat jedoch nichts mit dem Mazda MX-5 zu tun. Diese Kooperation nutzt ausschließlich Fiat. Das kompakte SUV will Alfa hauptsächlich gegen Mercedes GLC, BMW X3 und Audi Q5 positionieren. I

n der Klasse darüber planen die Italiener ebenfalls ein SUV (abgeleitet vom Maserati Levante), das jedoch frühestens 2018 debütieren dürfte. Im selben Jahr wäre dann auch der Start für eine große Baureihe. Sie zielt auf die Business-Class-Modelle E-Klasse, Fünfer und A6. Möglicher Name: Alfetta. Kommentieren will Alfa dies jedoch nicht. Das Flaggschiff der Marke wäre hautsächlich für den amerikanischen Markt gedacht und bekommt keine Kombi-Variante.

Dass, wie häufig zu lesen war, Alfa das Kompaktsegment aufgibt und Mito sowie Giulietta keinen Nachfolger erhalten, stimmt dagegen nicht. Zumindest in der Klasse Audi A3 und BMW 1er will FCA-Chef Marchionne die Marke weiter mitfahren lassen. Für den MiTo gibt es ebenfalls Überlegungen. Technisch könnte sich Alfa dabei der kleineren Plattformen aus dem FCA-Regal bedienen.

Im Vertrieb verfolgt FCA das Ziel, Alfa Romeo und Jeep als Premiummarken zusammen zu vermarkten. Hierzu werden gerade neue Verträge ausgearbeitet. In Deutschland gibt es derzeit 140 Händler. Für die Erneuerung der Marke und die Entwicklung der künftigen Modelle stehen rund 5 Milliarden Euro zur Verfügung. Den weltweiten Absatz sieht Marchionne in drei Jahren bei 400.000 Einheiten. Das sind rund achtmal so viele wie heute. Dann könnte er seinen Vorstandsvorsitz mit einem guten Alfa-Gefühl abgeben.