Analyse zur Marktlage Krisen schwächen Automarkt

Foto: Friedrich Starck

Der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine und die damit verbundenen Sanktionen schaden der Wirtschaft und den Autobauern in Europa, analysiert Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer.

Trotz einer großen Fülle von neuen Modellen und vielen Produktinvestitionen der Hersteller verharrt der europäische Automarkt "in einer Art Wachstumsfalle", hat der Direktor des CAR-Center Automotive Research der Universität Duisburg-Essen festgestellt. Europa werde durch seine Krisen im Weltautomobilgeschäft immer weiter abgehängt. Der Russland-Ukraine-Konflikt sei nach der Weltfinanzkrise 2008 und der Euro-Schuldenkrise 2012 die dritte große Wirtschaftskrise innerhalb von weniger als sieben Jahren.

Wachstum kommt aus Nordamerika, China und Indien

"Die Störungen wirken sich direkt auf den europäischen Automarkt aus", stellt Dudenhöffer fest. Der wirtschaftliche Erholungsprozess in Europa werde erneut gestoppt. Er macht Nordamerika, China und Indien als die Wachstumszonen im kommenden Jahr aus. Südamerika und Brasilien blieben genauso in der Rezession wie West-Europa und Ost-Europa mit seinem wichtigsten Markt Russland. Trotz der Schwäche in Europa und Südamerika werden auf dem Weltmarkt nach der CAR-Center-Prognose 2015 etwa zwei Millionen Pkw mehr verkauft als in diesem Jahr.

Verkäufe in Russland fielen unter drei Millionen-Grenze

Während etwa im Vergleichsjahr 2005 in Europa – einschließlich Ost-Europa mit Russland - 17,6 Millionen Pkw verkauft wurden, sind es mittlerweile weniger als 16 Millionen. Früher wichtige Märkte wie etwa Frankreich, Italien oder Spanien kämpfen immer noch mit den Folgen der Euro-Krise, während gleichzeitig Russland auf unter drei Millionen Pkw-Verkäufe gefallen ist. Dabei wurde der russische Pkw-Markt für 2015 noch im Frühjahr 2012 auf knapp 3,5 Millionen Neuwagen geschätzt. Derzeit liegt er ein Drittel unter diesen Prognosewerten.

Kurzarbeit bei der Fiesta-Produktion angekündigt

Die Autobauer stellen sich mit Produktionskürzungen auf die schwierigen Bedingungen in Europa ein. Ford hat für Oktober und November Kurzarbeit bei der Fiesta-Produktion angekündigt. Fiat lässt im Oktober für eine Woche die Produktion des Panda ruhen. Bei Opel entstehen neue Probleme, da die Marke fast ausschließlich in Europa verkauft wird und mit der Russland-Krise unerwartete Zusatzbelastungen zu verkraften sind.

Gleichzeitig wollen die Autobauer – angeführt durch VW - verstärkt sparen. Die Wolfsburger haben sich fünf Milliarden Euro pro Jahr allein für die Pkw-Sparte zum Ziel gesetzt. Angesichts des schlechten Marktes setzt das besonders klein- und mittelständische Zulieferer unter doppelten Druck. Dudenhöffers Fazit: "Kapazitäten, die aufgrund der Europaschwäche in den nächsten Jahren abgebaut werden, können auch bei besserer Konjunktur in Deutschland nicht mehr aufgebaut werden."