Arval Fuhrpark-Barometer 2019 So ticken Europas Flottenmanager

Thinking To Buy Car Foto: Andrey Popov

Das AMO Fuhrpark-Barometer von Arval gibt einen Eindruck davon, welche Themen die Branche derzeit bewegen. Für Deutschland zeigt es vor allem eines: Die Flotten werden grüner.

Gelingt den alternativen Antrieben jetzt doch der Durchbruch? Diesen Eindruck hinterlässt jedenfalls das Arval Mobility Observatory (AMO) Fuhrpark-Barometer. Es ersetzt das bisherige Corporate Vehicle Observatory (CVO). Laut AMO erschließen sich deutsche Unternehmen derzeit großflächig neue Antriebe wie Elektro, Hybrid oder Plug-in Hybrid. So planen 35 Prozent der befragten deutschen Fuhrparkleiter, Hybrid-Fahrzeuge in die Flotte zu integrieren, oder haben sie bereits integriert. Damit rückt Deutschland im europäischen Vergleich vor auf Platz fünf – von zuvor Platz zehn unter 13 an der Studie teilnehmenden Ländern. Insgesamt 3.600 Unternehmen befragte Arval, wobei die skandinavischen Länder und damit die Trendsetter der E-Mobilität außen vor blieben.

Was sind die Gründe für den Mentalitätswandel in Deutschland? Noch bei der letzten Befragung glaubten nur 16 Prozent der deutschen Unternehmen, dass der neue Verbrauchszyklus WLTP innerhalb der nächsten drei Jahre Einfluss auf ihren Fuhrpark nehmen würde. Diese Einstellung hat sich rasant gewandelt. Mittlerweile sagen 47 Prozent, dass WLTP ihre Dienstwagenregelung beeinflusst. 29 Prozent gehen sogar von konkreten Veränderungen in ihrer Flottenstruktur aus.

Und natürlich spüren deutsche Unternehmen immer noch die Folgen der Diesel-Debatte. Mehr als jeder zweite deutsche Fuhrparkmanager betont, dass die Diskussion ihre Flottenpolitik bereits beeinflusst hat oder innerhalb der nächsten drei Jahre beeinflussen wird. Zuletzt zeigte sich nur jeder dritte Flottenmanager davon beeindruckt.

AMO_Fuhrpark_Barometer_1 Foto: firmenauto
So wurde die Car-Policy geändert, wie lange Unternehmen Fahrzeuge halten, E-Autos und Hybride in Fuhrparks.

56 Prozent der Befragten gaben an, innerhalb ihrer Beschaffungsstrategie oder Car-Policy den CO2-Ausstoß ihrer Flotte zu reduzieren. Und zwar durch die Bank aller Fuhrparkgrößen. Für Katharina Schmidt, Sprecherin des AMO Fuhrpark-Barometers, steht damit fest: "Die diesjährigen Ergebnisse zeigen, dass die Unternehmen begonnen haben umzudenken." Lag Deutschland in den Jahren zuvor abgeschlagen im hinteren Mittelfeld Europas, zeigen die diesjährigen Studienergebnisse ein anderes Bild: Deutschland holt in Sachen grüner Flottenstrategie deutlich auf.

"Beim grünen Fuhrpark sind wir zwar längst noch nicht angelangt", sagt die Fuhrparkexpertin. "Die Transformation dorthin wird für die Unternehmen aber mehr zur Kür als zur Pflicht." Natürlich forcieren die Diskussionen um die Diesel-Fahrverbote den Wandel, aber auch die neuen steuerlichen Anreize. Neben dem Umweltbonus für Elektrofahrzeuge bringt speziell der seit Jahresbeginn geltende halbe Steuersatz bei der Dienstwagenbesteuerung für E-Autos und Plug-in Hybriden der Elektrifizierung im Fuhrpark neuen Schwung. Denn die 0,5-Prozent-Regelung macht plötzlich so manches scheinbar unbezahlbare Modell für Arbeitnehmer attraktiv.

AMO Fuhrpark Barometer Foto: firmenauto
Nutzung von E-Autos und Hybriden, Ausblick: alternative Antriebe im Fuhrpark.

Der Gesinnungswandel zeigt sich auch an einer anderen Form von Mobilität: Carsharing scheint sich langsam in deutschen Unternehmen als Mobilitätsalternative durchzusetzen. Gaben im vergangenen Jahr nur vier Prozent der deutschen Unternehmen an, Carsharing zu nutzen, waren es in diesem Jahr 24 Prozent. Außerdem sagten 27 Prozent der Unternehmen, dass sie Fahrgemeinschaften eingeführt haben oder zumindest darüber nachdenken – nach 13 Prozent im Vorjahr. Dieses Umdenken erfolgte wohl nicht ganz freiwillig. "Die Entwicklung ist sicher auch durch verzögerte Fahrzeugauslieferungen und das Warten auf passende Modellalternativen wie Plug-in Hybriden und E-Fahrzeuge vorangetrieben."

Ein Ergebnis kommt den Kfz-Herstellern gerade recht: Die Flottenbetreiber planen massive Investi­tionen. So ist beispielsweise der Indikator für das Flottenwachstumspotenzial in Deutschland signifikant gestiegen von vier Prozent im Jahr 2018 auf jetzt 13 Prozent. Dieser Indikator zeigt die Differenz zwischen dem Anteil der Unternehmen, die eine Zunahme der Flottengröße erwarten, und dem Anteil der Betriebe, die einen Rückgang erwarten. Der Grund? "Unternehmen, insbesondere in Deutschland, haben alle eine gemeinsame Herausforderung: die Suche nach Talenten", ist Schmidt überzeugt. Der anhaltende Fachkräftemangel ermutige deshalb die Firmen, mehr Zusatzleistungen für neue oder langjährige Mitarbeiter anzubieten. Nur so lassen sich gute Kräfte halten und neue gewinnen. "Es ist viel günstiger, einen Dienstwagen zu finanzieren, als einen talentierten und langjährigen Mitarbeiter mit exzellenten Kenntnissen zu verlieren", sagt die Fuhrparkexpertin.

AMO Fuhrpark Barometer Foto: firmenauto
Welche Emissionen berücksichtigt die Car-Policy? Leasing, Kredit, Kauf.

Unverändert groß ist das Interesse deutscher Unternehmen, Autos mit Kilometervertrag zu leasen. Über alle Unternehmensgrößen hinweg ist der Anteil der Unternehmen, die diese Art der Finanzierung nutzen, in Deutschland (48 Prozent) höher als im restlichen Europa (30 Prozent). "Unternehmen in Deutschland schätzen die Vorteile des Kilometerleasings vor allem sehr, da hier Risiko und Aufwand an den Leasinggeber ausgelagert werden", sagt Schmidt.

AMO Fuhrpark Barometer Foto: firmenauto
Mobilitätsalternativen, Einfluss von WLTP auf Car-Policy.

Natürlich werden Firmenwagen auch gekauft. Doch dann trägt das Unternehmen das volle Risiko, beispielsweise das der Vermarktung. Auch der prozessuale Aufwand sei bei einem Kauffuhrpark deutlich größer. "Deutsche Unternehmen sind dagegen sehr auf Optimierung bedacht und lagern den Fuhrpark gerne an Leasinggesellschaften aus, um Kosten, Aufwand und Risiken einzusparen", betont Schmidt. Das gebe ihnen den Freiraum für die strategischen Fuhrparkthemen. Diese Freiräume scheinen die deutschen Flottenmanager ausgiebig in den letzten Monaten genutzt zu haben, um sich über alternative Antriebe Gedanken zu machen.