Audi Q3 Sportback 40 TDI im Test Gebremster Vortrieb

Audi Q3 2020 Foto: BMW 10 Bilder

Immer mehr Hersteller entdecken SUV Coupés für sich. Auch der Audi Q3 Sportback will in die Nische. Wir klären im Test, wie sich das Schrägheck mit 190-Diesel-PS schlägt.

Eine höhere Sitzposition erleichtert den Einstieg. Diese Erkenntnis verarbeiteten Autohersteller schon früh und entwickelten Minivans und Autos wie die erste Mercedes A-Klasse. Ihnen haftet bis heute ein spießbürgerliches Image an. Schickere SUV traten ihr Erbe an, mit den gleichen Einstiegsargumenten. Inzwischen sind sie Massenprodukte, es müssen neue Sparten her: die SUVs mit Schrägheck wurden erfunden. Coupé kann man die guten Gewissens nicht nennen, weswegen Audi beim Q3 das schräge Ergebnis dieser Nischenpolitik Sportback nennt.

Übersehen kann man unseren Testwagen, ein Audi Q3 Sportback 40 TDI Quattro S-tronic schwerlich: Grelles Pulsorange zieht alle Blicke auf sich. Die Farbe lenkt auch von der langen Modellbezeichnung ab. Sie besagt, dass ein Zweiliter-Diesel mit 190 PS seine Kraft per Siebenstufen-Doppelkupplungsautomatik an alle vier Räder abgibt. Bevor er das darf, wollen wir uns noch den Innenraum genauer anschauen. Die Sitze sind körpergerecht geformt. Wie stark sie den unteren Rücken unterstützen, kann man gegen 222 Euro (alle Preise netto) Aufpreis einstellen. Wie inzwischen bei Audi üblich läuft die Bedienung über Lenkradtasten und Touchscreen. Das Navigationssystem hat über Internet immer die aktuellsten Verkehrsdaten parat, ist mit 1900 Euro Aufpreis aber auch kein Schnäppchen. Wer digital Radio hören will, muss weitere 280 Euro zahlen. Immerhin lässt sich das Gesamtsystem dann intuitiv per Sprache bedienen, und das Radio wechselt übergangsfrei zwischen UKW, DAB+ und Internetempfang. Auch der Telefonempfang ist in Verbindung mit der Phone Box für 336 Euro dank Anbindung an die Außenantenne ohne Tadel.

Audi Q3 2020 Foto: Audi

Ebenso zufriedenstellend fällt das Raumangebot auf der Rückbank aus. Sie lässt sich längs verschieben und bietet so wahlweise üppigen Knie- oder mehr Kofferraum. Außerdem kann man die Lehnen einzeln umlegen und den Gepäckraum so stets passend erweitern. Das Ladeabteil selbst ist ausreichend groß, allerdings schränkt die schräge Dachlinie naturgemäß die Waschmaschinentauglichkeit ein. Koffer verschwinden problemlos hinter der Klappe. Warum aber muss ein Auto in diesem Preissegment ohne Gepäckrollo auskommen? Stattdessen schützt ein einfacher Deckel das Gepäck vor fremden Blicken, der schnell mal im Weg ist.

Etwas sperrig stellt sich der Antriebsstrang flotten Anfahrwünschen in den Weg. Bis die Automatik ihre Zahnräder sortiert und der Turbo sein Antrittsloch zupustet, vergeht gern mal eine Sekunde. Die Lücke an der Kreuzung ist dann oft schon wieder zu. Audi muss dieses Problem der Dieselmodelle dringend angehen, die Konkurrenz bekommt das inzwischen deutlich harmonischer hin. Einmal in Schwung, gibt es wenig auszusetzen. Dann zieht der Motor ausreichend kräftig und leise, das Getriebe schaltet unauffällig und die Federung zeigt sich von der komfortablen Seite. An der Tankstelle vermag das hohe Auto nicht mit Sparsamkeit zu überzeugen. Durchschnittlich verbraucht er im Test gut acht Liter, selbst sparsam bewegt bleiben noch knapp sieben übrig. Mit 1,8 Tonnen ist der Q3 Sportback aber auch kein Leichtgewicht.

Audi Q3 2020 Foto: Audi

Dabei merkt man ihm die Pfunde auf Landstraßen kaum an: Die Lenkung geht leicht und gibt präzise die Richtung vor, der Audi folgt auf dem Fuße und schafft erstaunliche Kurvengeschwindigkeiten ohne groß zu wanken. Nachts leuchtet das Matrix-LED-Licht gekonnt um andere Verkehrsteilnehmer herum (1.340 Euro Aufpreis), zu jeder Tageszeit helfen zahlreiche Assistenten nicht nur beim Abstand- und Spurhalten (im Paket 1.090 Euro).

Die zahlreichen Preisangaben im Text deuten es schon an: Dieser Audi macht seinem Premium-Image alle Ehre und ist kein Schnäppchen. Mindestens 39.920 Euro kostet die getestete Antriebskombination ohne Extras. Über 50.000 Euro kommt man sehr schnell, und spätestens dann stößt sauer auf, dass der Vorgänger im Innenraum noch weichere Kunststoffe hatte und keinen scharfen Grat am Wählhebel. Sicht- und fühlbare Kosteneinsparen sind bei Kleinwagen noch akzeptabel, in der gehobenen Preisklasse wünschen wir uns aber etwas mehr Sorgfalt. So hinterlässt der Q3 Sportback ein schräges Bild: Er ist ein grundsätzlich gutes Auto, dem ein wenig mehr Feinschliff gut zu Gesicht stünde.