Der Q4 e-tron ist Audis erster Stromer auf der MEB-Plattform des VW-Konzerns. Im ersten Fahrbericht zeigt er einige Qualitäten, die VW ID.4 und Skoda Enyaq nicht bieten können.
Jetzt ist das Elektriker-Trio komplett: Nach dem Skoda Enyaq und dem VW ID.4 ist der Audi Q4 E-tron das dritte Modell, das auf der MEB-Konzernplattform aufbaut. Der modulare Elektro-Baukasten senkt die Entwicklungskosten, sind doch die SUV unter dem Blech weitgehend identisch. Optisch wählten die Ingolstädter einen eigenen Weg. Die technischen Unterschiede zu seinen Konzernbrüdern liegen im Detail.
Zwei Karosserievarianten zur Wahl
Der Q4 E-tron gibt sich direkt als typischer Audi zu erkennen. Dass er ein E-Auto ist, sieht man hingegen nicht auf den ersten Blick. Neben dem typisch SUV-mäßig gestaltenten Standardmodell bietet Audi außerdem einen Sportback mit Fließheck an. Diese Karosseriewahl erhöht den Listenpreis von 35.510 Euro (alle Preise netto) um 1.680 Euro. Beide Modelle profitieren von 9.000 Euro Umweltprämie. Der Mehrpreis des Sportback relativiert sich durch die umfangreichere Serienausstattung samt einer elektrischen Heckklappe sowie einem Fahrmodus-Programm etwas. Sportback-Kunden müssen etwas länger warten: Seine Auslieferung beginnt erst im Herbst.
Drei Leistungsstufen, zwei Akkus
Für beide Karosserieformen stehen zwei Akkugrößen zur Wahl. In der Einstiegsvariante mit 170-PS-E-Motor fasst der Akku 55 kWh. Damit schafft es der Stromer laut WLTP-Zyklus 340 Kilometer weit. Das größere Speicherdepot verfügt über eine Kapazität von 82 kWh, dementsprechend liegt die Normreichweite mit maximal 520 km um einiges höher. Der dicke Akku geht geht mit einem 204-PS-Motor einher, auf Wunsch gibt es Allrad und 299 PS. Auch bei der Ladegeschwindigkeit gibt es Unterschiede: Währen die Basisvariante an Wechselstrom mit 7,2 kW lädt, schaffen die stärkeren Varianten elf kW. An einer Ladesäule mit 125 kW soll die Version mit großem Akku in zehn Minuten seinen Strom für 130 Kilometer tanken können. Nach rund 38 Minuten sind die Akkus wieder zu 80 Prozent befüllt. Das Nachladen geht also recht flott.
Weniger überfrachtet als im VW
Im Innenraum macht Audi einiges anders als die Konzernbrüder. Es gibt beispielsweise ein recht großes digitales Kombiinstrumente statt nur einem Mini-Infodisplay. Wer die Navi-Karte großformatig direkt vor sich sehen mag, kann das im Q4 einstellen. Rechts neben dem virtuellen Cockpit befindet sich der Touchscreen, der hier vieles, aber nicht alles steuert. Für die Klima gibt es beispielsweise noch ablenkungsarme Schalter – so muss man nicht im Untermenü nach wichtigen Einstellungen suchen. Eine weitere Darstellungsebene ist das große Head-Up-Display: Es blendet Abbiegehinweise direkt im Sichtfeld und auf der entsprechenden Fahrspur ein, auch die Assistenten für Spur und Abstand projizieren ihre Hinweise direkt auf Fahrbahnrand und Vorausverkehr.
Wiederverwendete PET-Flaschen im Innern
Auch sonst gibt sich der Q4 praxistauglich. Der Innenraum fällt insgesamt großzügig aus, die mitfahrenden Kollegen im Fond freuen sich über üppige Kniefreiheit. Auf Wunsch sitzen die Gäste auf Mobiliar mit Polstern aus recycelten PET-Flaschen. Das schont die Ressourcen und sieht schick aus. Apropos Flaschen: In die Türtaschen passen auch größere Exemplare problemlos. Selbst der Kofferraum fasst einiges: Zwischen 520 und 1.490 Liter sind es beim Q4 E-tron, in den Sportback passen 535 bis 1.460 Liter. Auf die Anhängekupplung dürfen nicht nur Fahrradträger, sondern auch Anhänger mit bis zu einer Tonne Gewicht. Der Allradler zieht mit 1.200 kg noch etwas mehr.
Überraschend komfortabel und leise
Auf der ersten Testfahrt verzichten wir auf Anhängsel und stellen fest: Das Fahren macht einfach Spaß. Dank der im Fahrzeugboden verbauten Akkus liegt der Schwerpunkt tief. In Kurven liegt der Audi so stabil auf Kurs. Er fährt sich mit seiner leichtgängigen Lenkung handlich, federt dabei manierlich. Insbesondere die adaptiven Dämpfer sorgen für einen überraschend hohen Fahrkomfort.
Dazu trägt auch die effektive Geräuschdämmung bei. Der Wind säuselt nur sanft um die windschlüpfige Karosserie, die Reifen rollen leise ab. Selbst auf der Autobahn fährt der Audi angenehm ruhig, auch weil er auf künstlich erzeugte Motorgeräusche verzichtet. Bei alldem scheint auch die Effizienz zu stimmen: Laut Bordcomputer scheint der angegebene Stromverbrauch von gut 17 kWh realistisch erreichbar. Wie es dann um die reale Reichweite bestellt ist, wird ein ausführlicher Test zeigen.