Ausbildung zum Mobilitätsmanager Mobilität managen

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Betriebliches Mobilitätsmanagement geht über das Fachgebiet des Fuhrparkleiters hinaus. Der Fuhrparkverband bietet einen darauf ausgerichteten Lehrgang an.

Dienstreisen sind oft effizienter, wenn der Mitarbeiter das Auto stehen lässt und stattdessen auf die Bahn umsteigt. Zudem verliert der Dienstwagen zunehmend an Attraktivität als Incentive. Auch Carsharing, Ridesharing und Diensträder nehmen immer mehr Fahrt auf. Es gibt viele weitere Gründe, warum sich Firmen von einer reinen Fahrzeugflotte abwenden und statt­dessen ein ganzheitliches betriebliches Mobilitätsmanagement einführen.

Nach Ansicht von Johannes Auge von Baum Consult gibt es heute mindestens sechs Kernbereiche, die ein betriebliches Mobilitätsmanagement ausmachen und die möglichst alle miteinander in Einklang zu bringen sind. Zum einen haben Unternehmen zum Ziel, ihre Fachkräfte zu binden und neue zu gewinnen. Ein Hauptaugenmerk liegt zudem auf der guten Erreichbarkeit des Firmenstandorts, und auch die Parksituation vor Ort spielt eine Rolle. Bei Dienstreisen und der Flotte rückt die Effizienzsteigerung in den Vordergrund. Flexible Arbeitszeiten und -orte würden den Wandel zusätzlich beschleunigen. Der Umweltaspekt gewinnt ebenfalls zunehmend an Bedeutung. "All das steht unter der Klammer der Mitarbeiterzufriedenheit und Gesundheitsförderung", sagt der Baum-Geschäftsführer.

Während Fuhrparkleiter bei Fahrzeugen von ihren Leasinggesellschaften eine sorgenfreie Rundumbetreuung gewohnt sind, müssen sie das Feld des betrieblichen Mobilitätsmanagements mit all seinen Facetten in Eigenregie anpacken – eine Herkulesaufgabe, weil es über das Fachgebiet des Fuhrparkleiters hinausgeht. Der Bundesverband Fuhrparkmanagement (BVF) greift Fuhrparkleitern unter die Arme und bildet sie zu zertifizierten Mobilitätsmanagern aus. "Wir wollen künftig eine umfassende Sicht auf betriebliche Mobilität ermöglichen", erklärt Marc-Oliver Prinzing. Für den Verbandsvorsitzenden ist dies der logische nächste Schritt – vor allem für alle, die heute schon Fuhrparkmanager sind.

Ab September kann man beim BVF "zertifizierter Mobilitätsmanager (BVF)" werden. Der "neue" Manager werde eine umfassende Sicht auf die betriebliche Mobilität und gleichzeitig grundlegendes fachliches Wissen haben. Vermittelt wird nicht nur die notwendige Managementfähigkeit, sondern auch ganz praktisch, wie man Teillösungen im Betrieb zu einer Mobilitätsgesamtlösung zusammenfasst.

Externe Angebote haben den Verband nicht überzeugt. Daher hat er eine eigene Schulungslösung entwickelt. Prinzing weiß, wovon er spricht. Er leitet die Firma Carmacon, die seit Jahren gewerbliche Fuhrparks umfassend berät und praxisorientiert trainiert. So umfasst das Modul 2 "Grundlagen II – Travel­management" neben der Analyse von Reisebedarf und Reiseprofilen eines Unternehmens auch die Konzeption von Reiserichtlinien, die Unterweisung in die Auswahl und den Nutzen von IT-Tools und Booking Engines sowie ein Travel-Riskmanagement. Allein für das Travelmanagement sind zwei Seminartage angesetzt. Insgesamt umfasst die Zertifizierung zum Mobilitätsmanager 15 Tage.

Die Teilnehmer erhalten vorab ein umfassendes E-Learning-Konzept, mit dem sie sich die Grundlagen des jeweiligen Fachgebietes zunächst erarbeiten müssen. Auch für die Festigung des Erlernten ist eine E-Learning-Session vorgesehen. Sie ist aber bereits Teil der Zertifizierung, die einen der 15 Präsenztage umfasst. Ausgebildete Fleet- und Travelmanager können sich insgesamt vier Tage sparen. Weitere Module beziehen sich auf das Changemanagement in Bezug auf betriebliche Mobilität, das Projektmanagement sowie auf rechtliche Aspekte. Eine Fallstudie am Ende – etwa ein neues Pedelec- oder Carsharing-­Konzept – soll trockenes Wissen in lebendige Praxis überführen. Prinzing: "Beim Mobilitätsmanagement geht es um Vorteile für Mitarbeiter. Doch am Ende muss man dem Unternehmen klar sagen, wie hoch die Investitionen ausfallen."

Weiterhin will der BVF mit der Dekra Akademie, die für den Lehrgang zum zertifizierten Fuhrparkmanager zuständig ist, zusammen­arbeiten. Zudem ist für den neuen Mobilitätsmanager eine Hochschulkooperation geplant. In der Frist zwischen September 2019 und März 2020 kann ein erstes Seminar zum "zertifizierten Mobilitätsmanager (BVF)" besucht werden. Wahrscheinlicher Schulungsort ist Mannheim, der Sitz des BVF.

5950 Euro kostet der Kurs inklusive aller Module für Nicht-Mitglieder. Verbandsmitglieder zahlen von vornherein 5.700 Euro. Bei zertifizierten Fuhrpark- oder Travelmangern kann – wenn die Eingangsvoraussetzungen stimmen – ein Ausbildungsmodul entfallen, dies reduziert die Kosten um 800 EUR. Der Kurs ist auf zehn bis zwölf Teilnehmer begrenzt. Nur so ist es dem Fuhrparkverband zufolge möglich, die komplexe Materie sicher zu vermitteln.

Auch Berater Auge ist der Meinung, dass neue Konzepte in der Regel nur dann erfolgreich sind, wenn Geschäftsführung, Personalabteilung, Gesundheits- und Umweltbeauftragte sowie Betriebsräte an einem Strang ziehen. Der zertifizierte Mobilitätsmanager könnte hier eine Schlüsselrolle spielen. "Wir stehen erst am Anfang einer rasanten Entwicklung", glaubt Auge.

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Zertifizierter Mobilitätsmanager (BVF)