Autoabo oder Langzeitmiete? Flexible Mobilität für Fuhrparks

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Autoabo oder Langzeitmiete? Mit beidem können Firmen Mitarbeiter schnell mobil machen und zeitlich befristete Spitzen abdecken. Wo liegen die Unterschiede?

Alter Wein in neuen Schläuchen: Auf diesen kurzen Nenner bringt Marc-Oliver ­Prinzing, Vorstandsvorsitzender des in Mannheim ansässigen Bundesverbands Fuhrparkmanagement, die schon seit einiger Zeit stark boomenden Autoabos. "Es ist beileibe keine neue Finanzierungsart, sondern vielmehr eine mit einem anderen Namen versehene Sonderform der Langzeitmiete", so Prinzings Statement. In der Tat verlaufen die Grenzen fließend. Vom Grundsatz her funktioniert das Autoabo wie die Langzeitmiete und umgekehrt. In beiden Fällen enthalten die Monatsraten außer dem Kraftstoff alle Kosten wie Kfz-Steuer, Versicherung, Wartung und Inspektion oder Bereifung.

Für Firmen seien beide Finanzierungsvarianten aufgrund ihrer relativen Flexibilität als Ergänzung zum Leasing interessant, um damit zum Beispiel projektbezogene Bedarfe zu überbrücken oder Mitarbeitern in der Probezeit kurzfristig und für einen begrenzten Zeitraum ein Fahrzeug zur Verfügung zu stellen. Gleiches gelte für Firmen beim Neustart oder in der Umstrukturierung – in einer Phase also, in der man sich in Sachen Fuhrpark nicht unbedingt lange binden möchte.

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"Autoabos sind alter Wein in neuen Schläuchen." Marc-Oliver Prinzing, Vorstandsvorsitzender des ­Fuhrparkverbands

»Die Unterschiede zwischen den Anbietern liegen beim Autoabo wie bei der Langzeitmiete im Detail und sind nicht allein auf Preise und Leistungen beschränkt«, betont Peter Hellwich von der gleichnamigen Fuhrpark- und Logistikberatung. Unbedingt ratsam sei zum Beispiel, auf Kriterien wie Mindestlaufzeit oder Kündigungsfrist zu achten oder auch die monatliche Kilometerlaufleistung und die Modalitäten in Sachen Modellaustausch oder Einsatz als Poolfahrzeug unter die Lupe zu nehmen. Ganz wichtige Punkte sind auch der Fahrzeugrücknahmeprozess und das damit verbundene Handling eventueller Schäden sowie die Abrechnung von Mehrkilometern. »Fuhrparkbetreiber sind hier gut beraten, das Kleingedruckte genau zu studieren, um am Ende keine bösen ­Überraschungen in Form unnötig hoher Nachzahlungen zu erleben«, sagt Hellwich. Aufgepasst heißt es seiner Ansicht nach auch bei vermeintlichen Deals. Nicht selten ver­steckten sich dahinter Lockangebote, die bei einem Anschlussvertrag unter Umständen im Preis deutlich stiegen. »Merken Sie sich eines: Ein Fahrzeug kostet Geld, und niemand will Ihnen etwas schenken«, betont Hellwich.

Prof. Dr. Stefan Reindl, Leiter des Instituts für Automobilwirtschaft an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen, sieht bei längerfristigen Verträgen nach wie vor das klassische Leasing im Vorteil. Interessante Argumente für das Autoabo und die Langzeitmiete sind aus seiner Sicht insbesondere der unkomplizierte Einstieg, die Flexibilität hinsichtlich der Nutzung sowie die damit verbundene Senkung von Kaufrisiken. "Die Kunden ­können online Verträge mit kurzen Laufzeiten abschließen, in regelmäßigen Abständen Fahrzeuge wechseln und zum Beispiel auch mal Elektroautos für ihren Fuhrpark testen", erläutert Reindl.

In der Tat haben die Anbieter mittlerweile zahlreiche Elektromodelle in ihren Fahrzeugpools. Das gilt in gleichem Maße auch für Branchenlösungen respektive leichte Nutzfahrzeuge mit speziellen Ein- und Ausbauten. Stichwort Pool: Bei der Langzeitmiete sind die Fahrzeuge zwar meistens sofort verfügbar, allerdings kann es passieren, dass man je nach Vertragsart nicht unbedingt sein Wunschauto, sondern lediglich ein Fahrzeug aus der gewählten Kategorie bekommt.

Vermieter wie zum Beispiel Maske Fleet haben dafür die Vertragsvariante Select Rent im Angebot, bei der man das Auto nach seinen konkreten Vorstellungen konfigurieren kann. Dafür liegt die Mindestmietdauer hier bei 24 Monaten. "Bei uns bekommen die Kunden dagegen auch bei den von uns angebotenen grundsätzlichen Laufzeiten ab drei Monaten das Wunschfahrzeug ihrer Wahl", verspricht ­Stephan Lützenkirchen, Mitbegründer des Autoabo-Anbieters Vive La Car. Überhaupt wolle man diese Finanzierungsvariante auch für Fuhrparkbetreiber so komfortabel wie möglich gestalten. Zu diesem Zweck seien für das zweite Halbjahr 2021 speziell für gewerbliche Kunden weitere Services wie Schnittstellen­anbindung, Volumenkonditionen oder Tankkartenabrechnung in Form eines Rahmenvertrags in Planung.

Für Sandro Mühlbauer, Inhaber der Digital­agentur Deine Stadt Digital im fränkischen Schwebheim, stellt das Autoabo jedenfalls die perfekte Art der Fahrzeugbeschaffung dar. "Das geht so einfach wie das Bestellen von Waren bei Amazon", sagt der Kunde von Vive La Car. Je nach Auftragslage könne man schnell skalieren, eine derart "brutale Flexibilität" biete seiner Meinung nach weder die Miete noch das Leasing. Damit seien die Würfel auch für die künftige Fuhrparkfinanzierung gefallen.

Das sollten Sie beachten

  • Übergabeprotokoll mit Checkliste erstellen lassen
  • Fahrzeuge auf verkehrssicheren Zustand prüfen
  • Haftungsbeschränkung vereinbaren (Vollkasko mit Selbstbeteiligung)
  • Nutzungsberechtigte Fahrer im Vertrag benennen
  • Auslandsfahrten schriftlich absegnen lassen
  • Rücknahmeprotokoll erstellen lassen

Vorteile von Autoabo und ­Langzeitmiete

  • Kurze Laufzeiten, flexible Reaktion auf Bedarfsspitzen und komplettes Fahrzeugmanagement
  • Raten enthalten Dienstleistungen wie Wartung und Reparatur oder Reifenservice; auch Versicherung und Kfz-Steuer sind Sache des Anbieters
  • Meist einheitlicher, vom Fahrzeughersteller unabhängiger Monatspreis innerhalb einer Fahrzeuggruppe
  • Einfache Sammelrechnung; aufwendige Stunden- und Kilometerprüfung entfällt
  • Volle Mobilitätsgarantie beziehungsweise Ersatzfahrzeug bei Panne/Unfall