Autodiebstahl mittels Funkverbindung Moderne Autoschlüssel erleichtern Dieben die Arbeit

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Moderne Autoschlüssel erleichtern das Leben. Aber auch für Langfinger wird der Job einfacher. Wann die Versicherung zahlt und wie Sie sich schützen können.

Ein Firmenwagen ist eine feine Sache – vorausgesetzt, er ist auch verfügbar. Immer mehr Fahrzeuge wechseln ungewollt den Besitzer. Laut Bundeskriminalamt (BKA) wurden im Jahr 2015 deutschlandweit 19.391 Fahrzeuge gestohlen, 4,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Betroffen waren nicht nur Besitzer hochpreisiger SUV oder Geländewagen. Eine signifikante Zunahme gab es in der Mittelklasse. Mit einem Rückgang der Diebstähle rechnet das BKA nicht, auf den »klassischen Absatzmärkten« bestehe nach wie vor eine bedeutende Nachfrage, sowohl nach kompletten Fahrzeugen als auch nach Fahrzeugteilen.

Die Täter gehen mit der Zeit

Wenn Fahrzeuge ganz gestohlen oder nur Teile davon entwendet wurden, geht der Ärger erst richtig los. Wo dem Versicherer früher eindeutige Spuren präsentiert werden konnten, sind heute oft nicht einmal mehr Indizien vorhanden. Nachgemachte Schlüssel und über die OBD-Schnittstelle angeschlossene Überbrückungsgeräte haben zwar noch nicht ausgedient. Aber die Täter gehen mit der Zeit. Sie haben sich elektronisch aufgerüstet. Systeme wie Keyless Entry oder Keyless Go sind daher keine Hindernisse – ganz im Gegenteil. Das Vorgehen ist fast immer identisch. Entweder wird das Funksignal abgefangen und gespeichert, um eine Kopie des Funkschlüssels herzustellen, oder es wird "gejammt", um das Verschließen des Fahrzeugs zu verhindern. Mit Ausnahme sogenannter Funkstreckenverlängerer, nutzen die Täter dabei ausschließlich fahr­zeug­eige­ne Technik. So verschaffen sie sich unauffällig und fast ohne Aufwand Zugang zum Fahrzeug und somit auch freie Fahrt.

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Früher wurden die meisten Autos noch mit Gewalt geknackt. Heute setzen Autodiebe auf die Hilfe von Elektronik.

Da die Stärke der gesendeten Signale nicht sonderlich hoch ist, tricksen die kriminellen Banden das System aus. Der vor dem Fahrzeug stehende Täter fängt das Signal des Fahrzeugs ab und sendet es an einen Komplizen. Dieser befindet sich in der Nähe des Fahrzeugbesitzers und somit des Schlüssels. Das kann im Restaurant, im Supermarkt oder vor der Haustür des Opfers sein. Entscheidend ist, dass der Schlüssel das verlängerte Signal des Autos empfängt und einen Antwortcode sendet. Diesen fangen die Kriminellen ab und senden ihn auf gleichem Weg an das Fahrzeug zurück. Da die Elektronik nicht erkennt, dass es sich um ein weitergeleitetes Signal handelt, entriegelt sie Türen und Wegfahrsperre. Die Täter können einsteigen und wegfahren, wie ein berechtigter Fahrer. Die einzige Spur ist der im Schlüssel dokumentierte Vorgang. Da dieser aber durch das vom Fahrzeug ausgesendete, wenn auch verstärkte, Signal initiiert wurde, sind Probleme bei der Abwicklung mit dem Versicherer fast schon vorprogrammiert.

Auf der Website des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) heißt es zwar »Kasko deckt Funksignal-Masche der Autodiebe ab«; die Regulierungspraxis sieht erfah­rungs­gemäß jedoch häufig anders aus. Da Spuren fehlen, wird der Diebstahl infrage gestellt und die Ersatzleistung abgelehnt. In der Praxis bleibt nur die Klage gegen den Versicherer.

Wie sich Autobesitzer schützen können

Zunächst sollte der Schlüssel nie offen auf dem Tisch liegen – weder im Restaurant noch an anderen Orten. Dasselbe gilt für Haus oder Wohnung. Er sollte so weit wie möglich von Fenstern und Türen entfernt sein. Wenn das Signal des Schlüssels die Täter nicht erreicht, können sie es auch nicht missbrauchen. Die einfachste Methode ist es daher, den Schlüssel mehrfach mit Alufolie zu umwickeln. Das sieht zwar nicht besonders elegant aus, hilft aber. Weiteren Schutz bieten funkdichte Etuis oder Behälter. Außerdem lässt sich das Fahrzeug mit speziellen elektronischen Modulen ausstatten. Eine 100-prozentige Sicherheit garantiert auch das nicht, das Diebstahlrisiko lässt sich aber zumindest erheblich verringern.

Die Kaskoversicherung leistet nicht bei jedem Diebstahl. Ob es Ersatz gibt oder nicht, hängt nicht nur davon ab, was gestohlen wurde, sondern auch vom Zeitpunkt des Diebstahls und dem Standort des Fahrzeugs. Wurde das Fahrzeug aufgebrochen, um beispielsweise Mobiltelefone und mobile Navigationsgeräte, Reisegepäck oder Arbeitswerkzeuge zu entwenden, lehnen die Versicherer die Übernahme der Kosten für die Beseitigung der Einbruchsspuren gerne ab. Sie begründen das damit, dass es sich um nicht versicherte oder nicht versicherbare Gegenstände handle. Und da deren Entwendung nicht unter die Bedingungen fällt, ist auch der Schaden am Fahrzeug nicht versichert. Ob es Ersatz gibt, hängt also neben den Bedingungen auch von der Kulanz oder Kundenorientierung des Versicherers ab.

Worauf es beim Versicherungsvertrag zu achten gilt

Aber selbst wenn eine spezielle Gewerbeversicherung besteht, bedeutet dies noch lange nicht, dass der Versicherer auch bezahlt. Denn hier entscheiden ebenso die Details. Wo manche Versicherer für Einbrüche in das Fahrzeug nur zahlen, wenn sich dieses zum Zeitpunkt des Diebstahls auf dem verschlossenen Betriebsgelände befunden hat, leisten andere auch dann, wenn der Fahrer mit dem Fahrzeug zu Hause oder auf Montage war. Trifft dies auf Ihre Fahrzeuge zu, dann achten Sie darauf, dass der Versicherungsvertrag nicht nur die Auto­inhalts- oder Werkverkehrsversicherung, sondern auch eine Nachtzeitklausel enthält. Die Prämie ist dann zwar höher als in der Standarddeckung, im Zweifelsfall aber immer noch billiger als der Neukauf der gestohlenen Ausrüstung.

Sollte es dann trotz Wachsamkeit und Einhaltung aller Sicherheitsvorkehrungen dennoch zu einem Diebstahl kommen und der Versicherer die Leistung verweigern, hilft auch hier nur eins: der Weg zum Anwalt. Am besten zu einem, der sich nicht nur mit dem Recht, sondern auch mit praktischen Details zu Keyless Go auskennt.