Autonome Lkw für Logistikzentren von ZF Roboter-Trucks erobern den Hof

Foto: ZF

Die Sortierung der Güter auf Betriebshöfen, in Häfen oder in den Frachtzentren der Flughäfen soll künftig automatisiert ablaufen.

Beladen, umladen, ausladen. Wenn in einem großen Betriebshof oder Verteilcenter aus allen Himmelsrichtungen LKW mit Aufliegern oder sogenannten Wechselbrücken ankommen, sind lange Wartezeiten, aber auch Mangel an geschultem Personal oder Schäden an den meist wertvollen Gütern an der Tagesordnung. Nach der Vorstellung des Technologie-Konzerns ZF schafft auf den Betriebshöfen von morgen der autonome Lkw die nötige Ordnung und Präzision.

Selbst für geübte Trucker ist es beispielsweise schwer, ihren Lkw millimetergenau unter eine Wechselbrücke – das ist eine abnehmbare Ladefläche mit ausfahrbaren Stützen – zu platzieren. Deshalb haben die Ingenieure einem schweren DAF-Dreiachser mit Hybrid-Antrieb das selbstständige Fahren beigebracht. Beim Erreichen seines Ziels steigt der Fahrer aus, aktiviert den autonomen Fahrmodus und kann in die Pause gehen. Die Elektronik übernimmt das Kommando. Dazu verbindet sich das ZF ProAl genannte „Gehirn“ des DAF per LTE mit dem Leitsystem des Betriebshofes. Der LKW mit seiner voll beladenen Wechselbrücke sucht sich eigenständig und elektrisch seinen Weg zum vorher festgelegten Absetzort der Ladefläche. Dabei folgt er unter Berücksichtigung des anderen Verkehrs auf dem Areal dem schnellsten Weg zu seiner Rampe. Rückwärts dort angekommen, stoppt er, entkoppelt automatisch die Brücke und stellt sie auf die ausgeklappten Stützbeine. Dann kann das Be- oder Entladen beginnen.

Da das Leitsystem bereits die nächste Aufgabe des Trucks kennt, leitet sie das schwere Fahrzeug an eine andere Rampe, wo die nächste Wechselbrücke auf ihren Weitertransport wartet. Ein zentraler Vorteil der neuen Technik ist das passgenaue Einfädeln im Rückwärtsgang unter die auf Stützen stehende Brücke. Ein kompliziertes und zeitraubendes Manöver, wenn es von Menschenhand ausgeführt werden muss.

Dank Kameras, Laser- und anderen Sensoren bewältigt die Elektronik diese Aufgabe in recht kurzer Zeit. Stress oder Müdigkeit eines Menschen beeinflussen sie ebenso wenig wie Dunkelheit oder schlechtes Wetter. Wenn die neue Wechselbrücke Huckepack genommen ist, bewegt sich der Test-Truck wieder zu einem vorher festgelegten Treffpunkt mit seinem Fahrer. Der übernimmt das Kommando und macht sich auf dem Weg zu seinem nächsten Ziel. Der Elektroantrieb hat jetzt Pause, der Dieselmotor muss ran. Weiterer Vorteil: Wenn das Ziel in einer der künftigen Null-Emissions-Zone inmitten einer Stadt liegt, kann der E-Motor dort ebenfalls verwendet werden.

Ein ähnliches System kommt in einem weiteren Testfahrzeug von ZF zum Einsatz. Der „Terminal Yard Tractor“ ist ein kurzes Nutzfahrzeug mit einem links vorn angebrachten, einsitzigen Fahrerhaus. Es fungiert als eine Art Shuttle auf Betriebshöfen, kann Sattelauflieger vom großen Bruder Sattelschlepper übernehmen, rangieren und an die richtige Rampe bugsieren. Die schweren LKW für den Fernverkehr müssen sich nicht mehr durch die oft engen Höfe oder Frachtterminals quälen, können außerhalb des Geländes warten. Das Bordsystem des „Tractor“ verbindet sich mit dem Funknetzwerk des Hofes und wandelt dessen Navigationsbefehle in Signale für Motor, Lenkung und Bremsen des Fahrzeugs um. Wenn der Auflieger ent- und wieder beladen ist, wird er ebenfalls automatisch wieder zu seinem wartenden LKW gebracht.„Derartige Transportmittel vermeiden Rangierschäden und Ausfallzeiten, was Logistikunternehmen einen Wettbewerbsvorteil verschafft“, fasst Fredrik Staedtler, Leiter der Division Nutzfahrzeugtechnik von ZF die Entwicklung zusammen.