Autos mit Erdgasantrieb CNG: Die vergessene Alternative

Auspuff_Kolibri Foto: Mannchen

Wachsende Einsicht in den Klimawandel bringt Bewegung in die Bewusstseinslage und bei den alternativen Antrieben das Erdgasfahrzeug wieder ins Gespräch.

Wir sind es gewohnt: Nicht jede gute Idee setzt sich durch. Innovationen scheitern am Wettbewerb, an Gewohnheiten und Einstellungen. Manchmal ist auch einfach die Zeit nicht reif. Das erste Touchscreen-Handy von IBM überlebte 1992 gerade mal zwölf Monate, das Faxgerät – 1843 erfunden und heute out – brauchte 140 Jahre, bis es einen Markt gab.

Und wie sieht es bei der Mobilität aus? Das erste E-Auto fuhr schon 1881 durch Paris. Selbst Ferdinand Porsche hatte 1899 ein Elektro- und durch Ergänzung eines Verbrenners, der die Batterie auflud, dann später ein Hybridfahrzeug konstruiert. Dessen Bleibatterie lieferte Strom für circa 50 Kilometer. Doch 300 Käufer machten den Lohner-Porsche nicht zum Verkaufsschlager. Am Ende machte der Verbrennungsmotor das Rennen.

Nun wird schon viel zu lange nur noch von Elektromobilität als ökologischer Alternative gesprochen. Doch die CO2-Flottenziele der EU lassen sich damit alleine nicht erreichen. Laut dem ADAC muss ein Elektroauto mit dem deutschem Strommix 219.000 Kilometer oder 14,6 Jahre fahren, um eine bessere CO2-Bilanz als ein aktueller Diesel zu haben. Einen Benziner überflügelt das E-Auto nach 127.500 Kilometern (8,5 Betriebsjahren). Aber an ein Erdgasauto kommt ein batterieelektrisches Auto nach heutigem Stand innerhalb von 15 Jahre nicht heran.

Autos mit CNG-Antrieb fuhren schon in den 30er-Jahren auf Deutschlands Straßen. Allerdings waren sie auch schon mal angesagter. Nur 96.000 Erdgasfahrzeuge sind derzeit zugelassen. In Italien sind es fast 900.000. Dabei gibt es viele Modelle in etlichen Fahrzeugklassen. Nur die Anzahl der Tankstellen stagniert um die 860.

Da CNG-Modelle bivalent konstruiert sind, haben sie noch einen kleinen Benzintank an Bord. Ist das Gas aufgebraucht, wechselt die Elektronik automatisch auf flüssigen Treibstoff und schließt so die durchaus vorhandenen Versorgungslücken im CNG-Netz. Bei den Fahrleistungen gibt es keine Unterschiede mehr zum herkömmlichen Benziner.

Doch hört man sich um, zeigt sich: Längst widerlegte Angstmacher (höhere Explosionsgefahr, eingeschränkte Fahrleistungen) und die All-Electric-­Politik der letzten Jahre wirken. E-Fahrzeuge, so die allgemeine Meinung, sind am besten für die Umwelt.

Wer jedoch als Unternehmensverantwortlicher Nachhaltigkeitsziele verfolgt, sollte wissen: Erdgasantriebe stehen für 40 bis 60 Prozent niedrigere Kraftstoffkosten und eine positive Umweltbilanz mit 95 Prozent weniger CO2-Emissionen (bei Bioerdgas) und 96 Prozent weniger Stickoxiden. Auch das bestätigt die Studie des ADAC. Erdgas schneidet besser ab als batterieelektrische, wasserstoffbasierte oder die übrigen fossilen Antriebe. Es gibt also viele gute Gründe, Erdgasfahrzeuge für den Fuhrpark anzuschaffen oder zumindest zu prüfen, ob sie ins Nutzungsprofil passen könnten. Der Fuhrparkverband kommuniziert es schon seit vielen Jahren: Unter Umweltgesichtspunkten gehören Erdgasautos zu den saubersten Fahrzeugen, selbst unter Berücksichtigung strengster Umweltnormen. Die Verbrennung von Methan verursacht darüber hinaus nahezu keine Partikel. Mit Biomethan fährt man sogar fast CO2-neutral.

Die Faktenlage macht Hoffnung: Die Zulassungszahlen müssten deutlich steigen, wenn die Fridays-for-Future-Kinder ihre Eltern beim Kauf des nächsten Fahrzeugs oder Unternehmen bei Fuhrparkentscheidungen beraten dürften.

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