Citroen, Fiat, Ford, Mazda, Volvo, VW Test: Wer hat das beste Infotainment-System?

Volvo XC 60 Cockpit Foto: Achim Hartmann 13 Bilder

Bedienung, Connectivity, Preise: Wie gut sind die Infotainmentsysteme von Citroën, Fiat, Ford, Mazda, Volvo und VW? Sechs Multimediasysteme im großen Praxistest.

Der erste Blickkontakt zählt. Und klar, auch die inneren Werte sind ganz entscheidend: Nein, wir kommen Ihnen jetzt nicht mit Dating-Ratschlägen, wir starten mit Ihnen in unseren ausführlichen Infotainment-Vergleich. Wie teuer sind die Systeme, was taugen die Displays, wie leicht ist die Bedienung? Auch wenn die Systeme von Citroën, Fiat, Ford, Mazda, VW und Volvo auf dem Datenblatt teils un­wesentlich voneinander abweichen, so unterschiedlich zeigen sie sich im Praxistest: Manchmal hakt es bei der Verständigung über die Sprachsteuerung oder aber eine Reaktion auf unsere Fingerbefehle bleibt aus.

Citroën C3

Die aufgeräumte Mittelkonsole bei Citroën wird vom großen Sieben-Zoll-Touchscreen dominiert. Außer dem Fahren selbst läuft im C3 fast alles über dieses Display: Von der Navigation über die Steuerung der Innenbeleuchtung bis zur Klimaanlage wird alles mit Wisch- und Tippgesten bedient. Insbesondere während der Fahrt ist das aber nicht immer die leichteste Übung – vor allem, wenn es um die Zieleingabe geht. Zu den größten Ärgernissen zählen die kleinen Felder der Touch-Eingabe und die langsame Reaktion des Displays. Die Sprachsteuerung ist auch keine Alternative, da sie im Test kaum einen Befehl umsetzte.

Ist das Ziel aber erst einmal eingegeben, navigiert der C3 vorbildlich mit Echtzeitverkehrsinfos von Tomtom und einer sehr übersichtlichen Navikarte ans Ziel. Die Internetverbindung hält er dabei über die Connect Box (ab 252 Euro) oder über das Smartphone. Letzteres lässt sich auch via Android Auto, Apple Car Play oder Mirrorlink integrieren, sodass während der Fahrt einfach und bequem Apps wie Google Maps, Audible oder Spotify über den Touchscreen gesteuert werden können.
All diese Funktionen sind jedoch der mittleren (Feel ab 11.504 Euro) und der höchsten Ausstattung (Shine ab 13.773 Euro) vorbehalten und meist in verschiedenen Paketen versteckt, die bis zu 1.638 Euro extra kosten können.

Fiat 500 Foto: Werner Popp
Große Lenkrad­tasten erleichtern die Bedienung. Externe Anschlüsse sind Serie, ein Ablagefach in der Nähe fürs Smartphone fehlt aber.

Fiat 500

Selbst bei den ganz Kleinen sind große Displays keine Seltenheit mehr. So auch beim Fiat 500, der seit dem Facelift mit dem sieben Zoll großen Uconnect-Infotainment-System lieferbar ist, das man leicht verändert aus dem Tipo und dem Facelift des 500L kennt. Allerdings ist es nur gegen Aufpreis und auch nur in den höheren Ausstattungen zu haben. Im 500 und 500C sind das die Linien Lounge (Connect-Plus-Paket für 504 Euro) und S (336 Euro). Die Pop-Star-Variante gibt es nur mit dem Fünf-Zoll-Display (403 Euro Aufpreis), das nicht nur kleiner ist, sondern auch mit einer deutlich körnigeren
Grafik zu kämpfen hat. Die Basis Pop kommt nur mit einfachem Radio aus. Die Qualitäten des sieben Zoll großen Uconnect Radio Nav HD Touch schmälert das jedoch nicht. Das neue System ist mit der Internetverbindung des Smartphones und der kostenlosen Uconnect-App voll vernetzt und bietet so Onlineverkehrsinfos von Tomtom, Zugang zu Facebook und Twitter oder die Integration der Streamingdienste Deezer und Tunein. Aber auch das aktuelle Pflichtprogramm wie DAB-Tuner und Multifunktionslenkrad ist  an Bord. Das sind hervorragende Startvoraussetzungen, zumal die Bedienung des Systems selbst­ erklärend ist und sich mit nur einem Tipp auf den leider etwas trägen Touchscreen zwischen den Funktionen wechseln lässt.

Ford Kuga Foto: Werner Popp
Die Kartenansicht leidet unter der geringen Auflösung von nur 800 x 480 Pixeln. Im Vergleich zu den Vorgängervarianten ist die Bedienung leichter geworden.

Ford Kuga

Was bei Apple Siri heißt oder bei Microsoft Cortana, hört bei Ford auf den Namen Sync – genauer Sync 3. Den Sprachassistenten gibt es schon in der dritten Generation und im Kuga ab der Ausstattung Cool & Connect (22.436 Euro) serienmäßig. Die aktuelle Version ist deutlich ausgereifter als die der Vorgänger, auch wenn die Befehlseingabe bei hohem Geräuschpegel noch immer schwierig ist. Wird es ruhiger, sind Kommandos wie "Ich suche ein Hotel", "Verkehrslage anzeigen" oder "SMS anhören" aber kein Problem.

Hinter Sync steckt aber mehr als eine Sprachsteuerung. In der Linie Trend (19.579 Euro) kommt das System für 1.449 Euro zusammen mit einer Navigationseinheit, in Titanium (24.159 Euro) und der ST-Line (26.134 Euro) für 294 Euro, bei Cool & Connect ist sie inklusive – sogar mit Echtzeitverkehrsdaten. Wer zudem Digital­radioempfang wünscht, zahlt jeweils 168 Euro drauf. Auch in Sachen Bedienung hat das System einen deutlichen Sprung gemacht. Der Touchscreen reagiert fixer und die Tasten sind besser zu erreichen. Hinzu kommt die gelungene Smartphone-Integration via Apple Car Play oder Android Auto. Einziger Wermutstropfen: Die Auswahl der Ford-eigenen App-Integration AppLink ist noch immer recht dürftig.

Mazda CX-5

Viel Auswahl gibt es bei den Japanern auf den ersten Blick nicht: Entweder man wählt die Basis Prime-Line (ab 21.000 Euro) und bekommt das einfache Radio mit USB, Aux und Multifunktionslenkrad oder man entscheidet sich für eine der drei höheren Linien (ab 23.773 Euro) mit MZD Connect. Das System bringt zusätzlich einen gut bedienbaren Dreh-Drück-Steller und einen Sieben-Zoll-Touchscreen mit. Von einem Navi fehlt dann aber noch jede Spur. Die Software kostet weitere 579 Euro, außer in der Topvariante Sports-Line (ab 29.319 Euro). Ist sie vorhanden, führt das System sicher zum Ziel – trotz seines Alters. Dieses wird vor allem an der Display-Auflösung deutlich, die nur bei 800 x 480 Pixeln liegt und die Karte recht grob darstellt. Echte Hingucker sind dagegen das Head-up- und TFT-Display im Cockpit (i-Activsense-Paket: 714 Euro), die Schilder und Fahrassistenten zeigen. Staudaten liefert von Haus aus nur der alte TMC-Standard. Onlinedaten (ab 47 Euro jährlich) gibt es erst über die WiFi-Datenverbindung des Smart­phones, was zum nächsten Punkt führt: In Sachen Telefonie gibt sich MZD Connect keine Blöße, baut die Blue­toothverbindung schnell auf, startet Anrufe, auch über die Sprachsteu­erung. Eine Smartphone-Integration wie Apple Car Play oder Android Auto sucht man vergebens.

Volvo XC60 Foto: Achim Hartmann
Unter der Mittelarmlehne verbergen sich die beiden USB-Anschlüsse und das optionale CD-Fach. Auch die hinteren Passagiere stellen die Klimaanlage über Touchscreen ein.

Volvo XC60

Einen Touchscreen im Hochformat bietet zwar nicht nur Volvo, im Premiumsegment zählen die Schweden aber zur Minderheit. Dabei ist der serienmäßige und reaktionsschnelle Neunzöller des Sensus-Infotainments praktisch. Vor allem wenn ihn die Straßenkarte vollformatig füllt. Dafür darf aber die optionale Navigationseinheit (983 Euro) nicht fehlen. Ist sie an Bord, navigiert der XC60 zielsicher, allerdings nur mit TMC. RTTI (Echtzeitverkehrsdaten) gibt es erst, wenn ein Smartphone eine Internetverbindung via Bluetooth (Serie) oder WLAN (957 Euro) aufbaut, beziehungsweise eine zusätzliche SIM-Karte mit Datentarif nachgerüstet wird. Das Ergebnis: Der Fahrer ist nicht an teure und unflexible Tarife des Herstellers gebunden.

Mit seinen Wischgesten und der integrierten Klimasteuerung ist das Sensus-Navi eher unkonventionell, nach kurzer Gewöhnungsphase aber intuitiv bedienbar. Einzig die teils sehr kleinen Icons in den Einstellungen stören auf Dauer. Ein echtes Highlight dagegen und ab der R Design-Ausstattung (43.529 Euro) inklusive: Das große digitale Cockpit, das neben Tempo und Drehzahl auch die Navikarte direkt vor den Fahrer holt sowie Telefonkontakte und Medienauswahl anzeigt. Wem das nicht reicht, der kann zusätzlich zum gut ablesbaren Head-up-Display für 1.000 Euro greifen.

Volkswagen Arteon

Es ist schon erstaunlich, was ein paar Bildpunkte mehr ausmachen: Während das günstigere Discover Media (474 Euro) mit 800 x 480 Pixeln auf einem Acht-Zoll-Display zwar eine ausreichend detaillierte Darstellung bietet, liefert das Topmodell Discover Pro mit 1.280 x 640 Pixeln auf seinem 9,2-Zoll-Display ein erheblich schärferes Bild. Das ist aber nicht alles, was das Pro seinem kleinen Bruder voraushat: Für seinen stolzen Preis von 1.676 Euro bietet es zudem einen integrierten Medienspeicher (10 GB), serienmäßige Smartphone-Integration, ein DVD- statt CD-Laufwerk, eine Navikarte mit Topo­grafie- und Gebäudedarstellung sowie Sprachbedienung ab Werk.

Für weitere 411 Euro gibt es zudem die Telefonschnittstelle Business mit WLAN-Hotspot und SMS-Vorlesefunktion. Bedient wird das System – vom Multifunktionslenkrad abgesehen – ausschließlich über den Touchscreen und fünf Sensortasten. Das macht vor allem die Lautstärkeregelung anstrengend und verschafft dem günstigeren Discover Media mit seinen zwei Drehreglern einen klaren Bedienvorteil. Dies gilt aber nicht für die Zieleingabe, denn sowohl die Onlinezielsuche per Sprache als auch größere Tasten sind dem Discover Pro vorbehalten. Echtzeitverkehrsinfos gehören im ersten Jahr bei beiden zur Serie (116 Euro für weitere zwei Jahre).

Download Vergleichstest Infotainment-Systeme: Ausstattung und Preise der Systeme (PDF, 1,45 MByte) Kostenlos