Connectivity im Firmenwagen Vernetzung 2.0

Vernetzung, BMW Foto: BMW 3 Bilder

Internetfunktionen wie Online-Verkehrsinfos, Musikstreaming oder mobiles Messaging sind heute nicht nur in der Premiumklasse selbstverständlich. FIRMENAUTO zeigt die nächste Generation ihrer Infotainmentsysteme und Connectivity-Lösungen von Audi, BMW und Mercedes.

Die Anwendungen und Funktionen, die auf der Internet-Anbindung der Fahrzeuge basieren, gehen mit jeder neuen Modellgeneration in eine weitere Runde. So ergänzen Audi, BMW und Mercedes schon aktuell in ihren jüngsten Modellreihen Onlineinhalte wie Parkplatzinformationen mit Angaben zu freien Plätzen und Parkgebühren. Der Geschäftsmann kann auf der Fahrt zu Bahnhof oder Flughafen Bahnsteig oder Gate abfragen und nachschauen, ob Flug oder Zug pünktlich sind.

Bei der Suche nach Navigationszielen oder Points of Interest setzen die aktuellen Fahrzeugmodelle auf die Verbindung von lokal gespeicherten Informationen und Onlinedaten. Wann immer eine ausreichend starke Internetverbindung zur Verfügung steht, findet die Suche in der Cloud statt, also auf den Servern der Hersteller oder ihrer Kooperationspartner. Dies geht so weit, dass diese leistungsfähigeren Rechenzentren auch Spracheingaben analysieren. Der Fahrer profitiert davon, da die Spracherkennung auch natürliche Formulierungen wie "Wo finde ich ein gutes Sushi-Restaurant?" versteht und verarbeitet.

Persönliche Assistenten planen Termine

Doch auch dies ist erst der Anfang einer weitergehenden Entwicklung. So plant Audi etwa mit PIA (Persönlicher Intelligenter Assistent) ein cloudbasiertes System, das Informationen aus unterschiedlichen Quellen verknüpft und individuell für den Fahrer aufbereitet. Bekommt PIA Zugriff auf den Onlinekalender des Fahrers, soll das System nicht nur Navigationsziele selbst vorschlagen, sondern etwa auch Parkplätze auswählen und wenn möglich vorbestellen, ein Restaurant buchen und ähnliches mehr. Nach der Vorstellung der Audi-Ingenieure soll das System kontinuierlich die Gewohnheiten und Vorlieben seines Nutzers lernen und so immer bessere und passendere Empfehlungen und Angebote unterbreiten. Dichter Verkehr an einem verregneten Freitagnachmittag könnte dann zur Folge haben, dass PIA die Klimaanlage auf Defrost umstellt, online sanfte Musik einspielt sowie Assistenzsysteme, Antrieb und Fahrwerk auf defensive Kennlinien einstellt. Bis dieses Konzept Realität wird, dürften aber noch einige Jahre vergehen.

Ganz so weit ist der von BMW angebotene Mobilitätsassistent BMW Connected noch nicht – aber dafür steht er als App bereits im Herbst dieses Jahres zur Verfügung. Über eine neue Service-Plattform können zunächst Apple-Nutzer ihre iPhones und Apple Watches mit dem Connected-Drive-System verbinden und so die Planung ihrer Termine mit der Planung von Fahrstrecken verknüpfen. Die Mobilgeräte geben dann abhängig von der Verkehrslage Hinweise zur Abfahrtszeit und übernehmen Navigationsziele auch aus anderen Apps. Bei Plug-in Hybriden und Elektroautos werden auch Reichweite und Akkustand in die Planung mit einbezogen.

Dieser aktuelle Stand soll allerdings zügig erweitert werden. So plant BMW, Smart-Home-Lösungen und andere digitale Ökosysteme zu integrieren. Als Amazon kürzlich ankündigte, dass seine digitale Sprachassistentin Alexa ab Herbst auch in Deutschland verfügbar ist, wurde BMW neben anderen Firmen als Kooperationspartner der ersten Stunde genannt. Und im Rahmen des Entwicklungsprojekts Project i stehen weitere Verknüpfungen von hochpräzisen digitalen Karten, Sensorik, Cloud-Technologie und künstlicher Intelligenz auf der BMW-Agenda.

Vergleichbare Konzepte verfolgt auch Mercedes-Benz. Die Next Level User Experience setzt ebenfalls auf vorausschauende und mit vielfachen digitalen Ökosystemen vernetzte Bedienassistenten. Derzeit beschränkt sich die App des Bediensystems Mercedes Me zwar noch darauf, Fahrzeugfunktionen wie Zentralverriegelung oder Standheizung fernzusteuern. Schritt für Schritt sollen dort aber weitere, auch mit externen Plattformen und Anwendungen vernetzte Funktionen Einzug halten. Und auch die Sprachsteuerung setzt mittlerweile auf die Anbindung der Bordsysteme an leistungsfähige Rechenzentren.

Touchscreens, Sprache und Gestensteuerung dominieren die Bedienkonzepte

Auch bei den Bedienkonzepten zeigen die im Frühjahr eingeführte E-Klasse und der für Anfang 2017 erwartete BMW 5er, wohin die digitale Reise geht: Die Zen­traldisplays werden größer und zumindest optional wandern auch Tacho und Drehzahlmesser als virtuelle Anzeigen auf digitale Bildschirme. Zu Dreh-/Drück-Reglern mit Sensorflächen und Sprachbedienung gesellt sich die Steuerung durch Handgesten, wie sie im aktuellen 7er-BMW bereits erhältlich ist und auch beim nächsten Facelift der S-Klasse erwartet wird.

Den radikalsten Schritt scheint allerdings Audi zu planen: Im Konzeptauto e-tron Quattro zeigen die Ingolstädter ein volldigitales Armaturenbrett, das aus mehreren, zum Teil berührungsempfindlichen Displays besteht. Ein gebogenes OLED-Display enthält eine weiterentwickelte Version des virtuellen Cockpits mit Anzeigen wie Geschwindigkeit, Tank-/Ladestand, Reichweite und weiteren essenziellen Infos.

Dazu gesellen sich zwei Touchdisplays in der Mittelkonsole, von denen der obere für klassische Infotainment-Inhalte wie Navigation und Medienwiedergabe, der untere dagegen zur Steuerung der Klimaanlage, der elektrischen Sitze sowie für Texteingaben und weitere Einstellungen dient. Schaltflächen lassen sich durch sanften Druck auf das Display auswählen und betätigen. Per haptischem Feedback, also kurzer Vibration, gibt das Display Rückmeldung auf die Eingaben und Auswahlvorgänge, zur schnellen Bedienung lassen sich individuelle Favoriten festlegen. Derzeit präsentiert Audi das Konzept zwar noch als Zukunftsstudie, doch Insider gehen davon aus, dass es weitgehend unverändert im für 2017 erwarteten A8 zu finden sein dürfte.