Datsun Cherry Chauvi mit Zeitgeist

Datsun Cherry Foto: Archiv 4 Bilder

Nur 6,5 Liter Verbrauch und Preise ab 6.660 Euro - der Datsun Cherry hatte was. Da konnte selbst Borussia Mönchengladbach nicht nein sagen und machte die Kirsche zum Vereinsauto.

Es gab mal eine Zeit, da hieß Twix noch Raider und Nissan noch Datsun. Auch sonst schien nur wenigen Zeitgeistern der Sinn nach Veränderung zu stehen. Zumindest in der Automobilindustrie. Bis die Japaner den alten Kontinent für sich entdeckten. Und mit Autos anrückten, die sie quasi im Wochentakt auffrischten.

Der Datsun Cherry war sehr sparsam

Produktzyklen europäischer Autos waren ihnen suspekt. Als der Datsun Cherry 1972 nach Deutschland kam, hatte ein VW Käfer schon ein Vierteljahrhundert hinter und fast ein weiteres noch vor sich. Unter der schrillen Karosserie des Cherry verbarg sich biedere Technik: knapp ein Liter Hubraum, 45 PS, konventionelle Bremsen mit hinteren Trommeln. Dafür aber Frontantrieb und nur 6,5 Liter auf 100 Kilometer. So viel verbrauchte die Konkurrenz schon beim Türöffnen.

Wie machen die Japaner das nur? Diese Frage sollte sich fortan häufig stellen. Ein Jahr Garantie ohne Kilometerbegrenzung, ein klasse Heiz- und Lüftungssystem, Preise ab 6.660 Mark und eine durchaus opulente Ausstattung waren weitere Merkmale. Als einer der ersten Flottenkunden wurde Kultclub Borussia Mönchengladbach bedient. Ein Marketing-Schachzug sondergleichen, wie auch das sprachliche Gerüst der Prospekte jener Zeit.

Einfacher Radwechsel

Durchaus zeitgeistig war es nämlich, die Frau an sich zu ehren, sie am Steuer aber zu belächeln. Da kam ein Auto namens Kirsche gerade recht. Probe gefällig? "Die weibliche Beinmuskulatur versieht den Dienst an Kupplung und Bremse mit einem müden Lächeln".
Es kommt noch besser: "Schon nach kurzer Bekanntschaft nimmt er der Dame am Steuer jegliche Scheu vor knappen Rangiermanövern." Und als Krönung dann: "Der Radwechsel – beim Cherry ein Kinderspiel – bringt weder Frisur noch Perücke zum Verrutschen." Kurz darauf veröffentlichte Alice Schwarzer ihr erstes Buch "Der kleine Unterschied und seine großen Folgen". Nur so viel zum Thema Zeitgeist.