Dauertest Renault Kangoo Z.E. Elektro-Transporter für alle Einsätze

Renault Kangoo Z.E. Foto: Jacek Bilski 23 Bilder

 Man darf ihn fast als Pionier bezeichnen. Der elektrische Kangoo war einer der ersten Stromer der großen Autohersteller. Inzwischen hat er die erste Modellpflege bereits hinter sich.

Das aktuelle Modell bekam eine etwas modernere Nase mit neuem Stromanschluss unter dem Markenrhombus sowie das aktuelle Multimediasystem Renault R-Link. Als Zweisitzer kostet der kurze Kangoo 20.300 Euro netto, dazu kommen noch die Batteriemiete (beispielsweise 73 Euro/Monat bei 10.000 Kilometer/Jahr und drei Jahren Miete).

An der Ampel zeigt er allen anderen die Rücklichter

Schon auf den ersten Metern bereitet der 60 PS starke Motor viel Freude. Über mangelnde Dynamik können wir bestimmt nicht klagen. Da wie bei E-Autos üblich gleich aus dem Stand weg das maximale Drehmoment (226 Nm) anliegt, lässt der Kangoo an der Ampel die verbrennergetriebene Konkurrenz locker stehen. Der Franzose reagiert wie alle E-Autos schon auf den kleinsten Tritt aufs „Gas“-Pedal mit kräftigem Vortrieb. Allzu wild darf man es aber nicht treiben, sonst saugt er im Nu die 22-kWh-Batterie leer. Etwas weniger gefräßig gibt sich der Kangoo im Eco-Modus. Der drosselt die Leistung und bremst den Transporter spürbar aus.

Frostige Temperaturen kosten Reichweite

Seinen Einstand in der Redaktion gab der Renault im Winter. Frostige Temperaturen schlagen sich zusätzlich auf die Reichweite nieder. Licht und vor allem die elektrisch betriebene Heizung ziehen kräftig Strom. Entsprechend lang waren die Gesichter nach den ersten Fahrten, als der Transporter je nach Fahrweise nach 65 bis 75 Kilometern wieder an die Ladestation musste und der Bordcomputer Durchschnitts-Verbräuche um 24,0 kWh/100 km aufweist. Bei einem durchschnittlichen Strompreis von 24 Ct/kWh (netto) kosten 100 Kilometer also um die 5,60 Euro.

Bis 120 Kilometer Reichweite

Sobald die Temperaturen aber in den zweistelligen Bereich klettern, fühlt sich der Franzose spürbar wohler. Lässt man es gemächlich angehen, sind auch 120 und mehr Kilometer machbar. An die vom Hersteller versprochenen maximal 200 Kilometer sind wir aber nicht mal annähernd herangekommen.

Laden mit Typ-2-Stecker (Mennekes)

Das Laden klappt bisher problemlos. Standardmäßig hat der Kangoo ein Kabel mit Typ-2-Stecker (Mennekes) an Bord, mit dem man ihn an die meisten öffentlichen Ladestationen oder an eine passende Wallbox anstöpseln kann. Etwas Geduld muss man allerdings mitbringen, denn schnell laden kann der Kangoo nicht. Im Gegensatz zu seinem Konzernbruder Zoe, der seine Akkus in einer halben Stunde zu 80 Prozent auflädt, braucht der Kangoo dafür rund fünf bis sechs Stunden. Für den Notfall hat uns Renault noch ein zweites Kabel eingepackt mit Schuko-Stecker für Standardsteckdosen. Handwerker, die das Auto vornehmlich einsetzen, dürfte die lange Ladezeit wenig stören. Ihr Radius ist in der Regel nicht so groß, als dass sie den Wagen nicht über Nacht an die Dose hängen könnten. Ist der Wagen ans Netz angeschlossen, lässt sich außerdem die Heizung programmieren – eine praktische Sache, denn so steigt man morgens ins warme Auto, das sonst ewig zum Aufheizen braucht. Alternativ bietet Renault sogar eine dieselbetriebene Zusatzheizung für den Stromer an.

Bei Regen fühlt man sich wie einer Blechdose

Abgesehen vom E-Antrieb unterscheidet sich der elektrische Kangoo nicht vom herkömmlichen Lieferwagen. Man sitzt bequem, hat eine gute Übersicht und findet in der Kabine jede Menge Ablagen und Staufächer vor. Da wir meistens ohne Fracht unterwegs sind, ist der Fahrkomfort naturgemäß nicht ganz so hoch wie bei einem akustisch besser gedämmten Kombi. Für weniger Lieferwagen-Neulinge ist es schon etwas gewöhnungsbedürftig, wenn der Regen aufs nackte Bleck prasselt oder das Auto auf einer Kopfsteinstraße wie eine Blechbüchse dröhnt.

3,5 Kubikmeter großes Ladeabteil

Wenn’s ums transportieren geht, zeigt der Kangoo aber seine praktischen Zeiten. Das 3,5 Kubikmeter große Ladeabteil musste bereits für jede Menge Kleintransporte herhalten, vom Großeinkauf bei Ikea über den Umzug bis zum Abtransport des heimischen Grüngut. Weniger praktisch ist das Auto aber, wenn man nur mit ein paar Tüten, Taschen oder einem Kinderwagen unterwegs ist. Naturgemäß rutschen die auf dem glatten Boden hin und her – aber dafür ist dieses Auto auch nicht gedacht.

Mit dem R-Link Multimediasystem kommen Neulinge nur schwer zurecht

Weniger Freude macht bisher das R-Link genannte Multimediasystem. Die Design-Puristen von Renault scheinen dem Motto „weniger ist mehr“ verfallen. Zwar haben sie dem Radio wenigstens  sechs Stationstasten für Radiosender spendiert. Doch beim Versuch, sich beim Wechsel zwischen Radio, Navigation und Bordcomputer durchs unübersichtliche Menü zu klicken, haben schon etliche Kollegen entnervt aufgegeben.