Der Citroen C4 Picasso bleibt sich treu und setzt auf Individualität. Auch beim Neuen ist vieles anders als anderswo.
Der PSA Konzern setzt auf eine Hoffnungsträgerin. Im wahrsten Wortsinn: Eine neue Bodengruppe namens Efficient Modular Platform 2, kurz EMP2, soll künftig die Hälfte des Gesamtsegments der Franzosen tragen. Der C4 Picasso versucht es als Erster mit ihr. Mit Erfolg, denn die Bodengruppe schafft neue Räume über einer Fahrzeuglänge von nicht mal viereinhalb Metern. Citroen konnte den vorderen Überhang um 70 Millimeter reduzieren und gleichzeitig die Spurweiten verbreitern. Der Kofferraum ist mit 537 Litern üppig bemessen und die hinteren Sitze lassen sich in Längsrichtung verschieben.
Wie bisher ist das Gestühl bis auf den Fahrersitz komplett umklappbar. Variabilität bleibt eine Domäne der Franzosen. Viel Glas trägt der Picasso noch immer – mehr als fünf Quadratmeter sind es nun. Die krude Eierform des Ur-Xsara Picasso ist mittlerweile einer kuppelartigen Crossover-Hülle gewichen. Auffälligstes Merkmal sind die schmalen Tagfahrleuchten, die oberhalb der Scheinwerfer eingelassen sind und nicht unter ihnen. Klasse: Die weit hoch gezogene Panoramafrontscheibe ist serienmäßig, ebenso nicht weniger als 16 Ablagemöglichkeiten für allerlei Utensilien.
Gewöhnungsbedürftiges Cockpit
Womöglich eine Schippe zu viel Individualismus hat man ins Cockpit geschaufelt. Weniger die mittige Anordnung der Anzeigen zu Tempo oder Drehzahl ist gewöhnungsbedürftig. Ebenso wenig die asymmetrisch eingefärbten Materialien (Fahrerseite dunkel, Beifahrerseite hell). Gewöhnungsbedürftig ist dagegen die Unmenge an Informationen, die auf gleich zwei Bildschirmen um Aufmerksamkeit ringen. Der untere Bildschirm erscheint mit sieben Zoll Größe noch konventionell.
Der obere wird ab der Ausstattungsstufe Intensive zur Zwölfzöller-Mattscheibe. Von Fotos des Nachwuchses über Wetter-Apps bis hin zu den Bildern der Rückfahrkamera lässt sich im Picasso so ziemlich alles abbilden, was nötig oder unnötig ist. Auch dank sämtlicher Anschlussmöglichkeiten für externe Geräte: USB, AUX, Bluetooth oder 220 V. Wer’s braucht, wird damit selig. Wer’s nicht braucht, darf sich trotzdem an der sehr ordentlichen Qualitätsanmutung des Interieurs erfreuen.
Passende Motorisierung: Diesel mit 115 PS
Für die erste Ausfahrt haben wir die erwartungsvollste Kombination gewählt: den 115 PS starken eHDi Selbstzünder, zusammen mit dem gut übersetzenden, aber über einen wuchtigen Knauf anzusteuernden Sechsgang-Schaltgetriebe. 285 Nm Drehmoment liegen zwischen 1.750 und 2.500 Umdrehungen an. Kurzfristig, als eine Art Boostfunktion, sogar 285 Nm. Damit wird der Picasso zum kraftvollen Beschleuniger. Feinfühlig zeigt sich die elektrohydraulische Lenkung. Ihre Geometrie wurde ebenfalls im Vergleich zum Vorgänger etwas verändert. Das Federwerk ist ordentlich abgestimmt. Unebenheiten schluckt der Picasso etwas straffer als bisher, aber immer noch französisch komfortabel dank vertikaler Stoßdämpfer (hatte schon die Ente) und einer Achsaufhängung, die sich exakt über den Radmittelpunkten befindet.
Das Mehr an Agilität verdankt der neue C4 Picasso auch einem Minus an Speck: 140 Kilo leichter ist er als sein Vorgänger. Eine Hälfte davon hat PSA bei der neuen Bodengruppe eingespart, die andere Hälfte beim Rest. So sind etwa der hintere Teil der Plattform und die Heckklappe aus Komposit gefertigt. Die Motorhaube ist aus Aluminium gestanzt. Umfangreich ist das Angebot an Assistenz- oder Komfortsystemen. Parkassistent, Spurhalteassistent, Toter-Winkel-Warner, Abstandsregler, spezielle Sitzpakete oder Audiovarianten - alles verfügbar. Das meiste davon freilich nicht für gute Worte, sondern für Geld. Zwischen Basis und Topp liegen Welten. Schlägt der Vti120 Benziner in der Einstiegsausstattung Attraction mit 16.798 Euro netto zu Buche, so kostet die künftige, ab Herbst verfügbare Toppvariante des Hdi150 Exclusive 26.924 Euro netto. Der gefahrene eHDi 115 startet bei 20.159 Euro.
Größter Kofferraum seiner Klasse
Fazit: Drei Millionen Abnehmer hat die Picasso-Reihe seit 1999 gefunden. Ein Erfolg. Auch der neue C4 Picasso hat wieder vieles, was andere nicht haben. Kopieren lässt er sich nicht, dafür sorgt allein schon die Armada an elektronischen Spielereien. Zudem lockt er mit dem größten Kofferraum seiner Klasse und günstigen Versicherungseinstufungen, zum Beispiel der Haftpflichtklasse 15 für den VTi 120.