Fahrbericht Dacia Dokker Ist Geiz geil?

Dacia Dokker Foto: Jacek Bilski 7 Bilder

Zahlt sich Sparen auch beim Transporterkauf aus? Für rund 11.000 Euro gibt’s den Dacia Dokker Express dCi 90. Der Test zeigt, was er taugt.

Ohne Frage – der Preis des Dacia Dokker Express ist wie bei der Pkw-Version kaum zu schlagen. 11.090 Euro ruft die rumänische Tochter von Renault für die 90-PS-Variante des Lieferwagens auf. Da können die Wettbewerber in dieser Fahrzeugklasse – zumindest laut den offiziellen Preislisten – nicht mithalten. Auch wenn es Versuche gibt wie den von Mercedes. Die Stuttgarter haben jüngst ein Sondermodell des Citan aufgelegt, das mit einem Preis von 11.990 Euro schon am Thron des Preiskönigs sägt. Die zentrale Frage bei diesen Kampfpreisen ist aber: Welche Abstriche muss der Kunde mit dem Dacia machen?

Vibrationen mindern den Komfort

Vor allem in Sachen Komfort sollten künftige Dokker-Express-Fahrer die Erwartungen nicht allzu hoch ansetzen. Wenig Freude bereitet die Geräuschkulisse im Fahrzeug. An verschiedenen Stellen der Karosserie ent­stehen während der Fahrt teils nervige Vibrationen. Bei höherem Tempo sind Unterhaltungen mit dem Nebenmann schon anstrengend. Und auf der Autobahn ist an ein Telefonieren mit der integrierten Freisprecheinrichtung kaum zu denken.

Besser gefällt der 90-PS-Motor. Er erweist sich auch dank guter Getriebeabstimmung als sehr agil. Kaum ein Fahrzeug in dieser Klasse bereitet bei ähnlicher Motorisierung so viel Fahrspaß. Dazu trägt auch das straffe Fahrwerk bei. Zum Glück geht die Fahrdynamik nicht zulasten des Verbrauchs. Am Ende der 200 Kilometer kommen wir auf einen Schnitt von 5,7 Liter/100 km, und das obwohl der ­Dacia nur mit fünf Gängen zu haben ist.

Hohe Nutzlast, breiter Laderaum

Ebenfalls nicht verstecken müssen sich die Ladefähigkeiten des Dacia. 695 Kilogramm
Nutzlast liegen im Rahmen der Klasse und dass zwischen die Radkästen eine Palette auch quer hineinpasst, ergibt Sinn. Wenig Vielfalt bieten die Rumänen allerdings bei der Ladelänge. Den Dokker Express gibt es nur mit einem Radstand und mit einer Ladelänge von knapp 1.900 Millimetern, zumindest bei geschlossenem Trenngitter zur Fahrgastzelle. Das bekommt, wer beim Kauf 290 Euro zusätzlich investiert. Zusätzlich bietet das sogenannte Easy-Seat-System die Möglichkeit, den Beifahrersitz umzuklappen, das Gitter zu öffnen und lange Gegenstände bis an den ­Armaturenträger zu laden.

Easy Seat ist nur eines von vielen verfügbaren Elementen auf der Optionsliste. So lohnt es sich unter anderem, 100 Euro für das Modularitätspaket auszugeben. Das erlaubt die Höhenverstellung von Fahrersitz und Lenkrad. Dann ist eine komfortable Sitzposition zwar immer noch nicht gewährleistet, aber etwas mehr Anpassung möglich.
Auch in die Sicherheit sollte jeder Käufer noch den einen oder anderen zusätzlichen Euro stecken. Für 150 Euro gibt es einen Beifahrerairbag, für 210 Euro Seitenairbags und für weitere 300 Euro ESP.

Preisvorteil schmilzt

Wer am Ende der Ausstattungsliste ankommt und alle Kreuze bei den wünschenswerten Optionen gesetzt hat, gewinnt den Eindruck, dass der Dacia möglicherweise doch nicht so viel preiswerter ist als seine Wettbewerber. Zudem muss der Dokker ­einmal pro Jahr zur Wartung. Das kostet ebenfalls mehr Geld als beim Wettbewerb, der in der Regel alle zwei Jahre zum Kundendienst bittet.

Geiz ist nur dann geil, wenn der Käufer mit seinen Erwartungen ans Fahrzeug haushält. Für 11.090 Euro gibt es bei Dacia einen fahrbereiten Lieferwagen mit Basisausstattung, gutem Antriebskonzept und ordentlichen Verbrauchswerten. Wer etwas mehr will, bewegt sich preislich schnell im Bereich der Wettbewerber. Genaues Hinsehen lohnt sich, denn am Ende stehen vermutlich bei kaum einem Kunden die unschlagbaren 11.090 Euro unten auf dem Zettel.