SUV als Firmenwagen boomen, doch der Kia Sportage war bei Flottenmanagern bisher eher zweite Wahl. Die vierte Generation hat nun mehr Fuhrpark-Potenzial.
Kia Sportage? Äääh, weiß nicht….Was Firmenwagen angeht, steht Kia noch immer im Schatten der Konzern-Schwestermarke Hyundai. 55.000 Autos verkaufte Kia im Jahr 2015 in Deutschland, gerade mal halb so viel wie Hyundai. Parallelen gibt es trotzdem: Bei beiden Marken brummt das Geschäft mit SUV. Nachdem Hyundai Ende 2015 den ix35-Nachfolger Tucson auf den Markt brachte, zieht nun Kia mit der vierten Generation des technisch eng verwandten Sportage nach.
Der könnte durchaus dafür sorgen, dass er nachhaltig in Erinnerung bleibt. Vor allem, wenn seine markante Tigernase im Rückspiegel auftaucht. Optische Zurückhaltung wie früher kann man koreanischen Autos ja schon lange nicht mehr vorwerfen. Brav war gestern, der neue Sportage fällt auf, vorne etwas mehr als hinten.
Viele Tasten, aber einfache Bedienung
Im Inneren des kompakten SUV hat die Designer allerdings der Mut verlassen. Dort servieren sie optisch solide Hausmannskost: große, gut ablesbare und chromgefasste Instrumente sowie viele Tasten und Schalter. Das Gute daran: Man muss sich nicht erst durch ein Touchscreen-Menü klicken, um die Sitzheizung ein- oder die Musikquelle umzuschalten. Auch das onlinefähige Navigerät samt WLAN-Funktion und Echtzeit-Verkehrsdaten von Tom Tom verdient ein Lob für einfache Bedienbarkeit und seinen blitzschnell rechnenden Prozessor.
Wer es sich nicht verkneifen kann aufs Cockpit zu klopfen, hört nun ein sattes „Plopp“ statt wie früher ein hohles „Klock“. Die Verwendung von sogenannten Softtouch-Materialien, angenehm weichem Leder und schicken Ziernähten ist längst kein Privileg der Premiumklasse mehr. Hätte man während der Fahrt nicht dauernd das riesige Kia-Logo auf dem Lenkrad im Blick, könnte man glatt vergessen, in einem koreanischen Auto zu sitzen.
Beinfreiheit wie im großen SUV
Apropos sitzen: Das Raumangebot des 4,48 Meter langen Kia passt. Vorne sowieso, aber auch auf der Rückbank. Dort können sogar langbeinige Mitfahrer bequem lümmeln und sich über die in der Neigung verstellbare Rücklehne freuen. Unter der auf Wunsch elektrisch angetriebenen Heckklappe fasst der sauber verarbeitete Kofferraum knapp 500 Liter Gepäck. Das ist guter Klassenstandard, ebenso wie die nahezu ebene Ladefläche bei umgelegten Rücklehnen.
Insgesamt ist das Auto funktional, leicht begreifbar und gut ausgestattet. So bietet dieser Koreaner etliches, was sonst in dieser Klasse nicht erhältlich ist. Eine induktive Ladeschale fürs Smartphone etwa, Klimasitze, Lenkradheizung oder die beheizbare Rückbank. Und wenn denn doch Helfer nötig sind, kann sich der Fahrer auf das City-Notbremssystem, einen Spurhaltehelfer, den etwas nervig piependen Totwinkelwarner oder beim Ausparken auf den Querverkehrsassistenten verlassen.
Bei den Motoren setzt die vierte Generation des Sportage setzt auf die Aggregate des Vorgängers. Die wurden hinsichtlich Leistung und Spritverbrauch, vor allem aber für Euro 6 grundlegend überarbeitet. Fünf Euro 6-Motoren mit 115 bis 185 PS Leistung stehen zur Wahl, darunter drei Diesel. Deren Einstiegsmodell 1.7 CRDi fährt in einer eher mageren Basisversion und nur mit Frontantrieb schon für knapp unter 20.000 Euro vor (alle Preise netto). Der 2.0 CRDi ist deutlich teurer, aber auch sehr viel besser ausgestattet, unter anderem mit Verkehrszeichenerkennung, 17-Zoll-Aluräder und Navigation. In der 136-PS-Version kostet er mit Vorderrad- 24.530 Euro und mit Allradantrieb 1.680 Euro mehr. Darüber steht 2.0 CDi mit 185 PS für knapp 30.500 Euro in der Preisliste.
Für Firmenwagen ist der 136-PS-Diesel erste Wahl
Übermäßig spritzig geht jedoch keiner der drei Diesel zu Sache, vor allem nicht in Kombination mit der Sechsgang-Wandlerautomatik, die den Motor wie in Watte packt und Gasbefehle nur widerwillig umsetzt. Am besten gefällt uns der handgeschaltete 136-PS-Motor. Er läuft leiser als der kleine Selbstzünder, ist kaum langsamer ist als der 185 PS starke Diesel und kann bis zu 2,2 Tonnen schwere Anhänger ziehen.
Neu im Antriebsprogramm ist eine Turboversion des 1,6-Liter-Benziners mit 177 PS, wahlweise mit einem komfortablen Doppelkupplungsgetriebe. Auch dieser Motor lässt es eher behutsam angehen. Das aber will nicht so recht zu der sehr sportlich ausgerichteten und umfangreichen GT-Ausstattung passen, die den Preis des 1.6 T-GDI auf 28.730 Euro treibt.
Selbst wenn er den Sport im Namen trägt, die Hatz von Kunde zu Kunde ist nicht die Domäne des Sportage. Macht aber nichts. Denn sein Fahrwerk federt weich und komfortabel. So präsentiert sich dieser SUV als Firmenwagen zum Wohlfühlen. Lange Strecken sind sein Ding. Dank günstiger Preise, guter Verarbeitung sowie sieben Jahren Garantie könnte er aber scharf kalkulierenden Flottenmanagern als vernünftige Alternative zu VW Tiguan, Ford Kuga oder Mazda CX-5 im Gedächtnis bleiben.