Alles drin, alles dran – so das Motto bei der Überarbeitung des Mazda 6. Das Facelift beschert dem Mittelklassemodell eine außergewöhnlich gute Ausstattung und mehr Komfort.
Mit dem Begriff „neu“ ist da ja so eine Sache. Wann ist ein Auto wirklich neu, wann nur überarbeitet? Mazda jedenfalls spricht beim Modelljahr 2019 von einem neuen Mazda 6. Weil er belüftete Sitze, digitale Instrumente oder einen umgestalteten Instrumententräger bekam? Tatsächlich geht die Überarbeitung tiefer als bei einer klassischen Modellpflege. Nicht, dass sie unbedingt nötig gewesen wäre, doch optische Retuschen vorne und hinten setzen das Autos vom Vorgänger ab.
Dem Verkauf dürfte das einen neuen Schub geben. Schon lange ist der 6er nicht mehr das meistverkaufte Modell der Marke. Da laufen ihm der kompakte Mazda 3 und vor allem der SUV CX-5 den Rang ab. Die 6er-Baureihe mit der klassischen Limousine, vor allem dem zum gleichen Preis gelieferten Kombi, ist der klassischste Geschäftswagen der Marke. Gerade Firmenkunden greifen hier gerne zu.
Offenporiges Holz im neuen Armaturenbrett
Was also bringt das Facelift noch? Zuallererst ein neues, aufgeräumtes und zweifarbiges Armaturenbrett. Optisch setzt es sich jetzt in die Türverkleidung fort. Für 2.900 Euro extra (alle Preise netto) verlegen die Japaner offenporige Holzpanele und beziehen die ebenfalls überarbeiteten Sitze mit braunem Nappaleder. Nun war die Verarbeitungs- und Materialqualität bei Mazda schon vorher für einen Importwagen außergewöhnlich gut. Doch mit dem neuen Innenraum wirkt das Auto eleganter und könnten durchaus für Käufer von Premiummarken interessant sein.
Zumindest mit Blick auf die Preise machen sie nichts falsch. Der Wagen wurde zwar 1.700 Euro teurer, ist aber ausgesprochen gut ausgestattet. Schon die Basisversion Prime-Line fährt serienmäßig mit Abstandstempomat, Spurhalteassistent, Totwinkelwarner und Ausparkhilfe vor. Navigation und Head-up-Display (ein echtes, kein ausfahrbares Plastikscheibchen) packt Mazda ebenfalls mit rein. Außerdem gibt’s 17-Zöller, LED-Scheinwerfer und vieles mehr, was man speziell bei deutschen Marken extra bezahlt.
Das Ganze lässt sich natürlich noch toppen, wenn man die teureren Ausstattungslinien bestellt, was fast alle Kunden tun. Schon deshalb, weil es in Prime-Line lediglich den 145 PS starken Benziner gibt (23.185 Euro). Der aber reißt keine Bäume aus. Wie alle Mazda-Benziner übrigens. Das liegt mit am Motorenkonzept der Marke. Die Ingenieure in Hiroshima gingen bekanntlich schon immer ihren eigenen Weg – Stichwort: Wankelmotor – und setzen auf Hubraum anstatt auf Turboaufladung. Das zahlt sich jetzt bei der Umstellung auf Euro 6 d-Temp zwar aus, denn die Benziner schaffen die ab September 2019 verbindliche Abgasnorm ohne teure Partikelfilter. Der Nachteil: Im Vergleich mit den aufgeladenen Motoren anderer Hersteller wirken die Mazda-Benziner etwas lustlos und schwerfällig, selbst mit 165 PS (27.722 Euro) oder 194 PS (32.849 Euro).
Die Diesel sind einiges besser als die Benziner
Kein Wunder, dass Mazda beim 6er künftig wieder mit einer Dieselquote von mindestens 50 Prozent rechnet. Zurecht, denn schon der weiterhin 150 PS starke Einstiegsdiesel (28.142 Euro) ist ein Vorbild an Laufruhe und Durchzugskraft. Am besten in Kombination mit der butterweichen Sechsgangautomatik (1.100 Euro Aufpreis). Der 2,2-Liter-Diesel reinigt seine Abgase nun mit Hilfe von Harnstoffeinspritzung und Speicherkat, ist also zukunftssicher. Obwohl er bereits nach der neuen WLTP-Norm gemessen wurde, steigt der auf NEFZ zurückgerechnete Normverbrauch nur von 4,2 auf 4,5 Liter, der CO2-Ausstoß um drei auf 119 g/km.
Sozusagen als Kür hat Mazda weiterhin eine nun auf 184 PS erstarkte Variante des 2,2-Liter-Diesels im Programm, als Kombi wahlweise mit Frontantrieb (32.848 Euro) oder als 4x4 mit Automatik (35.126 Euro). Natürlich hat der Motor mehr Punch. Den braucht man aber nicht wirklich. Der 184-PS-Diesel wird nur in der besten Ausstattung angeboten, die von der Rundumkamera übers Bose Soundsystem bis zum adaptiven Matrix-LED-Licht alles an Bord hat, was man sich im gut ausgestatteten Geschäftswagen wünschen würde.
Mit ein paar Ausnahmen: So kann man sein Handy nicht induktiv laden, und Internetfunktionen fehlen im Mazda 6 auch. Dass Apple Car Play beziehungsweise Android Auto 252 Euro extra kosten, ist zudem etwas kleinlich. Mazda gilt ja als Ingenieursmarke, hat hier aber doch den Markt aus dem Blick verloren. Das Thema Vernetzung jedenfalls spielen die Japaner nur sehr verhalten, bietet keine Fahrzeug-App oder andere Gimmicks an, die nicht nur Businesskunden heute gerne mitnehmen.
Mit dem Facelift kümmerten sich die Ingenieure auch um die Dämmung der Karosserie und das Fahrwerk. Beides ist hör- und spürbar und verbessert den Gesamtkomfort des Kombis auf ein Niveau, der eigentlich gar nicht zum sportlichen Auftritt passt. Unterm Strich ist der 6er also kein neues Auto geworden, aber eines, das sich so anfühlt.