Fahrbericht Mazda 6 Voll geladen

Foto: Guido Borck 12 Bilder

Anfang 2013 kommt der neue Mazda 6. Er beschreitet außergewöhnliche Wege: Als weltweit erstes Modell nutzt das japanische Flaggschiff einen schnellen Energiespeicher.

Wenn Wachablösung, dann aber richtig: Nicht nur, dass das neue Mittelklassemodell Mazda 6 kaum noch aussieht wie sein Vorgänger, auch bei den Karosseriedimensionen von Limousine und Kombi fährt Mazda zukünftig zweigleisig. So ist der coupéhaft geschnittene Viertürer knapp sieben Zentimeter länger und verfügt über einen acht Zentimeter größeren Radstand als der Kombi. Mit 2,83 Metern ist er der längste innerhalb der Mittelklasse.

Limousine als Weltauto, der Kombi für Europa

Warum macht Mazda diesen Unterschied? Chefdesigner Akari Tamatani erklärt: „Während das 6er-Stufenheck für den Weltmarkt konzipiert wurde, ist der Kombi hauptsächlich in Europa gefragt. Der sollte aber nicht großartig voluminöser sein als das alte Modell, da er von den Abmessungen her genau den europäischen Geschmack trifft“. Eine Schräghecklimousine bietet Mazda hingegen nicht mehr an. Zum Marktstart im Februar 2013 stehen drei Benziner und zwei Diesel zur Verfügung. Noch stehen nicht alle Preise fest. Sicher ist allerdings jetzt schon, dass Limousine und Kombi gleich viel kosten werden und dass der kleine Benziner mit 145 PS in Deutschland bei exakt 21.000 Euro netto startet. Das sind 745 Euro mehr als für den bisherigen 1.8 mit 120 PS. Mazda rechnet aber anders und gibt ausstattungsbereinigt einen Preisvorteil vom 1.200 Euro an. Wie auch immer: Es ist ein durchaus faires Angebot, so dass sich die deutsche Mazda-Zentrale in Leverkusen vom neuen 6er eine höhere Absatzerwartung im Flottengeschäft erhofft – natürlich besonders von der Kombivariante. Das Zeug dazu hat er allemal.

Neue Energierückgewinnung I-Eloop

Einen völlig anderen Weg schlägt Mazda bei der Energierückgewinnung ein. Beim von den Japaner entwickelten Rekuperationssystem namens I-Eloop (Intelligent Energy Loop) wird die Energie, die bei Gaswegnahme oder beim Bremsen entsteht, nicht in einer herkömmlichen Batterie abgespeichert, sondern in einem Doppelschicht-Kondensator. Der arbeitet wesentlich schneller und effektiver. Zusammen mit Start-Stopp soll das laut Mazda den Verbrauch um zehn Prozent senken. So schluckt der Einstiegsdiesel mit 150 PS laut Werk statt 4,4 nur noch 3,9 Liter und emittiert nur 104 Gramm Co2, ohne I-Eloop sind es 115 g/km. Zum Vergleich: Ein VW Passat Variant 2.0 TDI Bluemotion mit 140 PS liegt im Schnitt bei 4,6 Litern und 120 g CO2. Nicht nur gegenüber seinem deutschen Erzrivalen liegt der Verbrauchsvorteil bei fast einem Liter auf 100 Kilometern, auch innerhalb der gesamten Mittelklasse setzt der Mazda damit die derzeitige Bestmarke. Das hören Flottenchefs gerne.

Ein zentraler Dreh-Drücksteller erleichtert die Bedienung

In der Praxis jedenfalls funktioniert das I-Eloop-Spritsparsystem im Mazda6 reibungslos. Der Fahrer bekommt von der Rekuperation überhaupt nichts mit. Es sei denn, er verfolgt den aktuellen Speicherzustand auf dem Rundinstrument rechts auf dem Cockpit. Hinsichtlich Infotainment und Multimedia hat der 6er zugelegt. Das zentrale Info-Display für Bordcomputer, Telefon, Radio & Co wird neuerdings über einen großen Dreh-Drücksteller bedient. Der liegt gut in der Hand und hat klar definierte Rasterpunkte um durch die Menüs zu gelangen. Alternativ kann man sich die via Smartphone eingegangenen E-Mails auch per Sprachausgabe vorlesen lassen.

Die Oberflächen rund ums Cockpit tragen anschmiegsame, weiche Materialien. Der wuchtig emporstemmende Armaturenträger trübt jedoch ein wenig das alles in allem gute Raumgefühl. Vor allem hinten profitieren die Gäste im Mazda von seiner Größe. Zwar ist der Fond nicht so feudal wie in der 6er-Limousine, der Raumvorteil des längeren Radstands macht sich hier besonders bemerkbar, dennoch bietet der Kombi selbst großen Personen jede Menge Beinfreiheit. Verbesserungswürdig sind allerdings seine Sitze: Obwohl die Sitzflächen gegenüber dem Vorgängermodell verlängert wurden gewähren sie zu wenig Oberschenkelauflage. Vor allem hinten sitzende Personen fühlen sich im Kombi unwohl, da sie auf der etwas zu tief montierten Bank mit spitzen Knien sitzen.

Komplettes Angebot an Fahrerassistenten

Immerhin ist sein Gepäckabteil mit 522 bis 1.664 Litern großzügig bemessen und bietet einen geräumigen, ebenen Frachtraum. Außendienstler die den aktuellen Mazda6 kennen, fällt auf, dass beim Neuen 6er das Handschuhfach sowie das Armlehnenfach kleiner wurden. Aber keine Sorge, genügend Unterbringungsmöglichkeiten sind weiterhin vorhanden. Selbst in den in den Türablagen, die es wahlweise jeweils auch mit Einliter-Getränkeflaschen aufnehmen. In punkto Sicherheitssysteme ist der Japaner up-to-date. Neben Toter-Winkel-Warner und Spurhalteassistenten stehen nun auch adaptives Kurvenlicht, eine Fernlichtautomatik sowie eine City-Notbremsfunktion (bis 30 km/h) im Angebot.

Der Diesel zeigt gute Tugenden

Der gefahrene Skyactive-Turbodiesel mit 150 PS erweist sich als erstklassiger Firmenwagen. Seine seidenweiche Laufkultur begeistert, die gleichmäßige Durchzugsstärke gefällt ebenfalls. Der gering verdichtete Motor klingt überhaupt nicht nach Selbstzünder, da muss man schon sehr genau zuhören.

Lenkung und Schaltung arbeiten nun deutlich leichtgängiger als vorher, ohne aber das es an Präzision fehlt. Geblieben ist die hohe Agilität, die der 6er an den Tag legt sowie das konsequent sportlich abgestimmte Fahrwerk. Was vor allem Langstreckenfahrer bisher vermisst haben: Endlich kann Mazda den Diesel auch in Kombination mit einer Automatik anbieten. Der Sechsstufen-Automat verdient mit seinen spontanen sowie feinfühligen Schaltvorgängen das Prädikat empfehlenswert. Die harmonische Antriebskombination wirkt stimmig, auch wenn die Verbrauchsangabe von bei der ersten Ausfahrt um gut zwei Liter überschritten wurde. Wir werden es später im harten Testeinsatz ohnehin genauer überprüfen. Bis dahin hat Mazda auch die genauen Preise für den 6er bekanntgegeben.

*Typklassen nicht bekannt, keine Berechnung möglich