Bei der vierten Generation des MX-5 besinnt sich Mazda wieder auf die ursprünglichen Tugenden des Roadsters: Er ist klein, leicht, flink – und immer noch bezahlbar.
Erinnern Sie sich? Mit Stummelheck und frechen Klappscheinwerfern rollte der erste Mazda MX-5 die Autowelt auf. Ein Roadster ohne Schnick und Schnack, reduziert auf eine einzige Aufgabe: seinem Besitzer jede Menge Fahrspaß zu bereiten. 25 Jahre, fast eine Million verkaufte Autos und drei Modellgenerationen später hat sich am Charakter des quirligen Cabrios wenig geändert. Sicher, etwas Speck hat der kleine Mazda über die Jahre angesetzt, ist bequemer geworden mit dem Alter, auch ein wenig reifer – aber während andere kamen und gingen, ist der MX-5 geblieben.
Über 80.000 MX-5 in Deutschland zugelassen
Von den 116.000 in Deutschland verkauften MX-5 sind noch immer über 80.000 auf der Straße. Auch in manche Fuhrparks hat er es geschafft. Möglicherweise wegen der volkstümlichen Preise: Einen MX-5 als Firmenwagen fahren zu dürfen kann einen gehörigen Motivationsschub bringen, ohne das Budget des Unternehmens zu sehr zu belasten.
Jetzt aber haben ihn die Japaner ins Fitnessstudio geschickt, ihm eine Diät verordnet. MX-5 Numero vier betritt die Bühne mit gestraffter Haut und kräftig abgespeckt. Moderner wirkt er, trotz des barocken Schwungs über den hinteren Kotflügeln, den sich die Designer bei BMW abgeschaut haben könnten. Und trotz seines etwas hohen Hecks, in dem wieder nur ein Kofferräumchen mit dem Fassungsvermögen eines besseren Handschuhfachs sitzt. Das wiederum haben die Designer gleich ganz eingespart. Macht nichts: Papierkram, Tablet oder Handtasche verstaut Fahrer oder Fahrerin in einem kleinen Fach in den Rücklehnen. Das Handy passt in eine kleine, rutschfeste Vertiefung neben dem USB-Anschluss, die Geldbörse legt man am besten obendrauf. Dazu gibt’s zwei Halter für kleine Flaschen, das war’s. Der MX-5 Modelljahr 2016 tritt wieder so puristisch auf wie anno 1990
1.000 Kilo, 160 PS und ein knackiges Fahrwerk
Je nach Ausstattung hat der um ein paar Zentimeter auf 3,91 Meter Länge gekürzte Roadster bis zu 100 Kilo abtrainiert, wiegt jetzt dank großzügigem Einsatz von Aluminium sogar wieder weniger als 1.000 Kilo. Ein Leistungsgewicht von nur etwas über sechs Kilo pro PS ist gutes Sportwagen-Niveau. Dazu braucht der kleine Mazda noch nicht einmal aufgeblasene Motoren. Zwei Benziner mit 1,5 Liter oder zwei Liter Hubraum und 130 beziehungsweise 160 PS genügen. Klassische Sauger, drehwillig und mit einem Praxisverbrauch unter acht Litern auch bei scharfer Fahrweise trotzdem sparsam.
Aber bei diesem Auto geht es nicht darum, fünf Minuten früher beim Kunden anzukommen oder an der Ampel mit dem Gaspedal einen auf dicke Hose zu machen. Der Weg ist das Ziel, und der sollte möglichst kurvig sein. Das Revier des Roadsters, in dem man so tief sitzt, dass man dem Vordermann direkt in den Auspuff zu blicken scheint, ist und bleibt die Landstraße. Die beherrscht der neue MX-5 noch besser als sein Vorgänger, flitzt extrem fix ums Eck, giert nach jeder Biegung bereits nach der nächsten. Der Spaß kommt vor allem von der super direkten Lenkung. Selbst auf eng gesteckten Pisten braucht’s kaum mehr als eine halbe Drehung des kleinen Volants. Dazu passt die knackige Sechsgang-Schaltung. Wie ein Joystick ragt der kurze Ganghebel aus der Mittelkonsole. Kurz aus dem Handgelenk anschnippen, schon ist der Anschluss hergestellt.
Der kleine Motor genügt völlig
Schon der kleine Motor macht genügend Spaß. Gut, er will etwas getreten werden, kommt erst ab 4.000 Umdrehungen so richtig in Fahrt. Dafür gibt es das Einstiegsmodell Prime Line bereits ab 18.730 Euro netto, inklusive Klimaanlage, LED-Scheinwerfern, Radio, elektrischen Fensterhebern, Alurädern und dem manuellen Stoffverdeck, das sich mit einer Handbewegung nach hinten werfen und ebenso schnell wieder schließen lässt.
Für 1.570 Euro mehr bekommt man die Ausstattung Center Line mit einem besser gedämmten Dach, Bluetooth und dem MZR Connect genannten, gut funktionierenden Infotainmentsystem. Das verbindet sich über ein gekoppeltes Smartphone mit dem Internet und lässt sich für weitere 500 Euro zum Navisystem erweitern.
Braucht man mehr? Nicht wirklich. Ledersitze vielleicht, doch die muss man gleich wieder mit einem Bündel anderer Extras zusammen kaufen. Sitzheizung, Keyless-go, Spurhaltehilfe, Ausparkhilfe – wo endet Purismus, wo beginnt unnötiger Luxus? MX-5 fahren bedeutet sich in Verzicht üben. Und dafür die Fahrt genießen. Das bieten im gleichen Maß nur wenige andere Autos und die meisten für einen höheren Preis.