Auch wenn Renaults neue Mittelklasse Talisman heißt, aufs Glück allein verlässt sich der Hersteller nicht. Business-Features sind Serie, obendrauf gibt’s fünf Jahre Garantie.
Sie wollen bestimmt von uns wissen, warum Renaults neue Mittelklasse-Limousine Talisman heißt. Die Antwort blieb uns Renault ebenfalls schuldig. Vor 14 Jahren hieß die zugehörige Studie bereits Talisman. Klingt schick, also habe man den Namen übernommen. Wenn wir es uns zurechtlegen, könnten wir es so formulieren: Wer in der prall gefüllten Mittelklasse mit einem neuen Modell startet, kann durchaus eine Portion Glück gebrauchen.
Mit 4,85 Meter Länge spielt der Talisman in einer Liga mit Ford Mondeo (4,87 Meter) und Skoda Superb (4,86 Meter). Dementsprechend geräumig sitzt es sich in Renaults neuer Mittelklasse-Limousine. Vorne ist es schon alles andere als beklemmend. Auf der Rückbank aber finden Großgewachsene selbst dann genügend Beinfreiheit, wenn auch vorne zwei lange Kollegen sitzen. Die Dachlinie fällt zwar coupémäßig flach ab, über dem Scheitel bleibt dennoch genügend Luft. In den Kofferraum passen 608 Liter Gepäck, die allerdings durch eine recht schmale Luke gewuchtet und tief hineingeschoben werden müssen.
Der Talisman ist der Nachfolger des Laguna
Der Talisman löst Renaults bisheriges Mittelklasse-Modell, den Laguna, ab. Der Hersteller betont aber, dass der Talisman auf einer ganz neuen Plattform steht, auf der schon der Espace aufbaut und Anfang 2016 auch der neue Mégane folgen wird. Die nahe Verwandtschaft zum Crossover-Van ist schon beim Design auszumachen. Wie der Espace bekommt der Talisman einen breiten Kühler mit großer Renault-Raute und sichelförmigen Tagfahrlichtern. Mit seiner bulligen Front habe er sein „Überhol-Prestige“ sicher, so die Franzosen. Im Rückspiegel macht der Talisman durchaus Eindruck. Doch für die linke Autobahnspur als Dauerspielstätte fehlt ein starker Dieselmotor.
Der stärkste Selbstzünder ist der 1.6 dCi mit 160 PS, der serienmäßig an ein Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe gekoppelt ist. Das Duo harmoniert gut. Der Motor packt bei niedrigen Drehzahlen kräftig zu, die Automatik schaltet flüssig die Gänge durch. Im oberen Tourenbereich fehlt es dem 1,6-Liter-Motor dennoch an Power, beziehungsweise Hubraum. Schon Überholmanöver auf Landstraßen überlegt man sich deshalb zweimal. Den 1,6-Liter-Diesel gibt es zudem mit 130 PS. Darunter bildet der 1,5 Liter große Selbstzünder mit 110 PS den Einstand. Die beiden Benziner (150 und 200 PS) sind stets mit einer Siebengang-Doppelkupplung ausgestattet.
Adaptives Fahrwerk und Allradlenkung
Dass der Talisman mehr Komfort- als Sport-Limousine ist, merkt man auch am Fahrwerk. Der Fahrer kann per Drehschalter zwischen den Fahrmodi Eco, Normal, Komfort und Sport wählen. Wobei die Fahrstufen unserem Popmeter nach, nicht das einhalten, was sie versprechen. Normal stufen wir als Komfort ein: Der Talisman federt sauber über Unebenheiten hinweg und die Lenkung arbeitet sanft und präzise. In Komfort-Stellung sind die Dämpfer hingegen zu weich abgestimmt. Der Talisman wippt auf langen Bodenwellen unangenehm nach.
Dass er dennoch zielgenau durch Kurven braust, verdankt er der Allradlenkung. Ab Tempo 60 lenken die Hinterräder mit maximal zwei Grad in dieselbe Richtung mit, was dem Wagen spürbar mehr Stabilität verleiht. Unterhalb von 60 km/h lenken die hinteren Räder um 3,5 Grad entgegengesetzt der Vorderräder, was den Wendekreis verkleinert. Der Talisman windet sich fast so geschickt um enge Kehren wie ein Clio.
Der Talisman parkt eigenständig ein und wieder aus
Dem Fahrer erleichtern zudem eine Vielzahl an Assistenten das Leben. Neben dem Parkassistenten, der den Talisman selbstständig aus Parklücken ein- und ausparkt, bietet Renault ein Head-up Display, einen Abstandswarner mit Notbremsassistent, einen Totwinkelwarner, eine Verkehrszeichenerkennung, einen Fernlichtassistenten, einen Spurverlassenswarner und einen adaptiven Tempomat an. Leider funktioniert Letzterer erst ab Tempo 40, sodass der Fahrer gerade im nervigen Stau bei Stop-and-Go Verkehr selbst ran muss.
Das Tempo sehen wir ebenso auf dem 7-Zoll-TFT-Display, der anstelle klassischer Instrumente Drehzahlen etc. digital anzeigt. Und wo uns die Navi hinführt, das zeigt am besten der hochkant in die Mittelkonsole eingebaute Touchscreen im Tablet-Format. Außer dem Bildschirm mit 22 Zentimetern Diagonale sind kaum Tasten vorhanden. Das Cockpit ist aufgeräumt und ähnelt dem schlichten skandinavischen Design der Volvo-Modelle. Das Multimediasystem R-Link2 lässt sich zusätzlich zum Touchscreen über einen Drehdrücksteller vor dem Automatikwählhebel bedienen.
Navi und Massagesitz sind Serie
Renault bietet den Talisman in den drei Ausstattungslinien Life, Intens und Initiale Paris an. Schon in der Basisversion sind die wichtigsten Extras typischer Business-Limousinen enthalten: Zwei-Zonen-Klimaautomatik, Tempomat, Navi mit 7-Zoll-Touchscreen, Parkpiepser, schlüsselloser Zugang und sogar ein elektrisch verstellbarer Fahrersitz mit Massagefunktion. Wer ausreichend Budget hat, kann seinen Geschäftswagen nach Belieben aufrüsten: LED-Scheinwerfer und Nappa-Leder finden sich ebenso in der Aufpreisliste wie eine Bose Soundanlage. Die kann übrigens mehr als nur Musik spielen. Über die 13 Lautsprecher setzt der Renault Schallwellen frei, die Außen- und Motorgeräusche minimieren.
Die Limousine steht ab Februar 2016 für 23.487 Euro netto (1.5 dCi mit 110 PS) bei den Händlern. Der 160-PS-Diesel startet in der mittleren Ausstattungslinie Intens und kostet mindestens 29.579 Euro. Wer auf den Grandtour genannten Kombi schielt, der muss sich noch bis Mai gedulden und rund 850 Euro mehr hinblättern. Damit ist der Talisman zwar etwas teurer als die Konkurrenz, dafür aber auch üppig ausgestattet. Dem Glück greift Renault mit einer Fünf-Jahres-Garantie unter die Arme (drei Jahre Neuwagengarantie plus zwei Jahre Anschlussgarantie bis insgesamt 100.000 km Laufleistung).