Fahrbericht Toyota Prius Plug-in Ans Netz gegangen

Toyota Prius Plug-in Hybrid Foto: Toyota 7 Bilder

Der Prius Plug-in ist der erste Hybride von Toyota, der seine Akkus auch an der Steckdose laden kann. 25 Kilometer sind jetzt rein elektrisch drin.

Fährt ein Außendienstler mit einem Hybrid-Modell beim Kunden vor, kommt als erstes die Frage: "Und, wie weit kann der elektrisch fahren?" Als Standardantwort folgt dann: "So rund drei bis vier Kilometer." Naja, müsste man nun die ganze Wahrheit sagen, dann sind diese bei den meisten Hybriden auch bei geringer Geschwindigkeit und steifem Gasfuß nicht an einem Stück zu schaffen. Beim neuen Toyota Prius Plug-in können Außendienstmitarbeiter den Kunden nun ruhigen Gewissens auf eine Sprits-Tour einladen. Und die muss gar nicht mal so kurz ausfallen. Der Japaner legt nämlich bis zu 25 Kilometer alleine durch die Batterie zurück. Für viele Pendler reicht das für den täglichen Weg in die Arbeit.

In der Praxis schafft der Prius locker 20 Kilometer

Völlig emissionsfrei, geräuschlos und entspannt schwimmen wir im Strom des Berufsverkehrs mit. Weil das Drehmoment des E-Motors sofort anliegt, geht es bei jedem Ampelstart zügig voran. Und auch das Umland können wir ganz ohne Abgase in die Luft zu blasen in Augenschein nehmen – im reinen Elektromodus (EV) schafft der Prius bis zu 85 km/h. Nur wer es extrem eilig hat und das Gaspedal bis zum Anschlag durchdrückt, schaltet den EV-Modus dadurch ab und der Prius wechselt in den Hybridmodus (HV). Ansonsten bleibt der Japaner stur auf emissionsfreier Fahrt. Auf unserer Testrunde haben wir so knapp über 20 Kilometer alleine durch den E-Motor bewältigt.

Die neue Lithium-Ionen-Batterie macht es möglich

Verantwortlich für den deutlichen Reichweitenzuwachs ist die Lithium-Ionen-Batterie, welche die Nickel-Metallhydrid ersetzt. Sie ist deutlich leistungsstärker, dafür auch schwerer (plus 39 Kilo) und etwas größer. Die Insassen müssen deshalb aber keinen Platz im Innenraum einbüßen. Lediglich zwei Liter vom Kofferraumvolumen (443 Liter) fehlen Plug-in-Fahrern im Vergleich zu Besitzern des normalen Prius. Die gehen nicht auf Kosten der neuen Batterie, sondern sind der Auswölbung im Kofferraum für den zusätzlichen Tankstutzen geschuldet. Sind die Akkus leer, reicht dem Prius eine gewöhnliche Haushaltssteckdose, an der er sich 90 Minuten lang ausruhen darf. Das Ladekabel ist Platz sparend unter dem Gepäckraumboden verstaut. Und wer zu einer vorgegebenen Zeit Strom abzapfen möchte, kann dies per Zeitschaltuhr timen.

Der Boxenstopp an der Steckdose ist keine Pflicht. Anders als bei den reinen Elektrofahrzeugen, die unter geringen Reichweiten leiden, fährt der Prius Plug-in einfach mit dem herkömmlichen Hybridantrieb weiter. Dann arbeiten der 1,8-Liter-Benziner und der Elektromotor je nach Fahrsituation zusammen oder getrennt. Vom Zuschalten des Verbrenners ist im Innenraum nichts zu spüren. Per Tastendruck kann der Fahrer selbst bestimmen, wann er seine Akku-Reserven für das rein elektrische Fahren beanspruchen möchte. So kann die Fahrt auch zunächst im HV-Modus begonnen werden, um die letzten 25 Kilometer ins Ziel zu stromern.

Geringerer Verbrauch, aber deutlich höher im Preis

Laut Toyota genügen dem Prius Plug-in 3,7 Liter auf 100 Kilometer. Eine Tankfüllung reicht so für 1.200 Kilometer. Der normale Prius braucht vier Liter. Der geringere Verbrauch ist auf die leistungsfähigere Lithium-Ionen-Batterie zurückzuführen. Sie rekuperiert schneller und kann mehr Energie speichern. Der Plug-in ist nicht nur sparsamer als sein Prius-Bruder, sondern auch deutlich leiser. Die Toyota-Ingenieure haben das Drehzahlband neu angepasst. Bei starken Beschleunigungsphasen heult der Motor nun nicht mehr gequält auf, lediglich ein lauteres Surren ist von unserem Prius zu entnehmen. An Leistung büßt er dadurch kaum etwas ein. In 10,8 Sekunden geht es von Null auf Tempo 100. Der normale Prius schafft den Sprint vier Zehntelsekunden schneller.

Einen kleinen Haken gibt es dennoch beim neuen Flaggschiff der Prius-Familie. Mit 30.420 Euro kostet der Plug-in Hybrid rund 8.000 Euro mehr als der normale Prius (22.268 Euro). Aufgrund der Ein-Prozent-Regelung werden sich nur wenige Dienstwagennutzer für den teureren Steckdosen-Prius entscheiden. Als Poolfahrzeug wäre er allerdings ein willkommenes grünes Aushängeschild für Firmen.