Vier Zylinder versprechen weniger Reibung als fünf Töpfe. Darauf setzt Volvo auch bei seiner großen Limousine S80.
Sparsamster Motor ist nun der 181 PS starke D4. Mehr Leistung, bessere Fahrleistungen und etwas weniger Verbauch versprechen die Schweden. Diese Versprechen kann der S80 einlösen. Die Werksangabe (4,5 l) verfehlt er zwar ein ganzes Stück. Trotzdem ist der Wagen angenehm sparsam unterwegs. Auf einer Autobahn-Eiletappe Stuttgart-Bodensee klettert die Anzeige trotz Mindesttempo 160 nie über die Acht-Liter-Marke. Anschub und Leistungsentfalten gehen in Ordnung, wenngleich die komfortable Achtgang-Automatik sportliche Ambitionen an der Ampel ignoriert. Daran ändert auch die Einstellung "Sport" nichts. Der im oberen Drehzahlbereich sehr angestrengte Klang des Vierzylinders will ebenso nicht recht zu 181 Pferden passen. Dafür ist das Geräusch aber auch das Einzige, was den Volvo als Diesel identifiziert. Vibrationen behält er für sich.
Komfortabler Reise-Gleiter
Sowohl die bequem ausgelegte Motorcharakteristik als auch das Fahrwerk qualifizieren den S80 als angenehme Reiselimousine. Auch Federn und Stoßdämpfer verweigern sich etwas der Sportlichkeit, punkten dafür aber mit senftenmäßigem Komfort. Einzig Querwellen bringen das Fahrwerk etwas aus der Ruhe.
Angenehm auf Reisen sind auch die festen, jedoch bequemen Sitze und die vielen Kleinigkeiten, die Volvo entweder serienmäßig anbietet oder auf der Optionsliste stehen hat. Sitz- und Lenkradheizung beispielsweise stellen dezent immer gerade so viel Wärme zur Verfügung wie nötig. Steigt man nach einer Pause wieder ins Auto, bleiben die Einstellungen der Zuheizer erhalten. So fühlt sich der Wagen am nächsten Morgen sehr vertraut an.
Etwas zu zaghaft geht beim S80 jedoch die Heckscheibenheizung zu Werke. Nach etwa drei Minuten hat sich gerade einmal ein kleiner Hof um die Heizdrähte gebildet. Auch nach zehn Minuten schafft sie es nicht, eine lediglich beschlagene, nicht gefrorene, Scheibe freizuheizen. Als das System seinen automatischen Abschaltpunkt erreicht, sind noch etwa 25 Prozent der Heckscheibe beschlagen.
Kleine Details zeigen, wo es an der Ergonomie fehlt
Gerade Kleinigkeiten sind es auch, die den Eindruck des S80 etwas trüben. So hat der Testwagen zwar einen Regensensor an Bord. Doch die Wischerautomatik scheint immer ein wenig daneben zu liegen. Im Zweifel behelfen wir uns also mit dem Einstellrädchen an der Oberseite des Wischerhebels und stellen die Intensität selbst ein.
Teilweise lenkt auch die komplizierte Bedienlogik des Volvo ab. Auf der Mittelkonsole versammeln sich zahllose Schalter und Knöpfe. Zu viele, um sie mit einem kurzen Seitenblick während der Fahrt zu erfassen oder sich gar völlig intuitiv zurecht zu finden. Das große Display kann hier Abhilfe schaffen. Allerdings verteilt Volvo auch hierfür die Bedienelemente an zu viele Stellen. Ein Drehdürcksteller, wie ihn beispielsweise Mercedes oder BMW verbauen würde hier einige Verwirrung nehmen. Zudem wird das Display nicht im Kombiinstrument gespiegelt. Die Lenkradbedienung scheidet also weitgehend aus.
Über das Display im Kombiinstrument lassen sich nämlich vor allem die Funktionen steuern, die auch direkt mit diesem zu tun haben, beispielsweise das Farbschema/Layout oder der Tageskilometerzähler. Genauere Verbrauchangaben müssen wir jedoch wieder im Hauptdisplay an anderer Stelle suchen. Deshalb trauen wir uns auch erst im Stand, durchs Menü bis zu den Eco-Diagrammen zu navigieren. Denn das Eco-Display neben dem Tacho gibt nur rudimentär Rückmeldung, wie grün wir im Moment unterwegs sind.
Um das ganze Knöpfchen-Wirrwar zu umgehen, nutzen wir deshalb eifrig die Sprachbedienung. Anni-Fried, wie wir sie getauft haben, findet sicher den Weg zum nächsten Ziel und stellt uns fast immer den richtigen Radiosender ein.
Schrulliger Schwede
Fast schon schrullig wirkt die Helligkeitseinstellung für das Kombiinstrument. Sie befindet sich neben dem Schalter für die Scheinwerfer. Knöpfe im Fahrgastraum, um den Tankdeckel zu entriegeln finden wir albern. Ein Knopf für die Kofferraumentriegelung ist dagegen praktisch. Der Knopf im Volvo entriegelt aber tatsächlich nur ganz wörtlich. Der Deckel verharrt, anstatt wie bei anderen Limousinen automatisch aufzuschwingen. Auch per Fernbedienung ändert sich daran nichts. Wer also vollbepackt daherkommt und den Kofferraum beladen will, muss trotz moderner Technik eine Hand frei bekommen.
An dieser Stelle vielleicht ein Hinweis zu den Schlüsseltasten. Während die Funktionen an sich klar zu erkennen sind, hat uns das Warndreieck etwas hinters Licht geführt. Dieser Knopf aktiviert nicht etwa die Warnblinkanlage. Vielmehr ist dies der Panik-Button und schaltet neben der Warnblinkanlage auch lautstark die Hupe zu. Sehr zum Unmut der Nachbarschaft.
Reisen leicht gemacht
Bestens funktionieren aber die Assistenzsysteme des S80. Die Bi-Xenon-Scheinwerfer leuchten die Straße gut aus und folgen jeder Lenkradbewegung aufs Wort. Auch der Fernlichtassistent verrichtet zuverlässig seinen Dienst. Besonders angenehm auf langen Autobahnetappen ist der Abstandsregeltempomat. Wenn es sein muss, bremst der den Volvo auch bis zum Stillstand ab. Staus und Baustellen werden so zur leichten Übung.