Fahrbericht VW Amarok 2.0 BiTDI Automatik Pick-up für schweres Gelände

VW Amarok Foto: Volkswagen 13 Bilder

Von Null zum Marktführer, und das in wenig mehr als einem Jahr. Bei VW ist das fast schon Normalität: Erstmal schauen, was die anderen treiben, aus ihren Fehlern lernen und es selbst besser machen. So war es beim kompakten Van Touran, beim Geländewagen Touareg, und jetzt beim Amarok.

2010 kam der Pick-up auf den Markt, ein Jahr später schon hat er die Konkurrenz weggeputzt. Zumindest hierzulande: 4.200 für den deutschen Markt bestimmte Fahrzeuge rollten 2010 im argentinischen Amarok-Werk vom Band, damit sichert sich VW auf Anhieb 29 Prozent Marktanteil.

Neue Versionen fürs Gewerbe

Der könnte in Zukunft noch weiter wachsen. Mit neuen Versionen stellt VW Nutzfahrzeuge das Modellprogramm des bisher nur mit einer Doppelkabine erhältlichen Pick-up breiter auf. Vor allem auf die Einzelkabine haben gewerbliche Käufer gewartet, die ihren Pick-up als Arbeitstier nutzen und eine größere Ladefläche brauchen. Die wächst dann um 65 Zentimeter auf 2,20 Meter Länge beziehungsweise 3,57 Quadratmeter Fläche, was locker für zwei Euro-Paletten reicht. Es bleiben sogar noch 60 Zentimeter für anderes Ladegut übrig.

Start-Stopp kostet 470 Euro

In eine ganz andere Richtung zielt der Amarok mit Biturbomotor. Hier macht der Zweiliterdiesel 180 PS und 420 Newtonmeter Drehmoment locker und ist mit der Achtgangautomatik von ZF gekoppelt. Der hochkarätige Automat wird sonst nur in High-Class-Autos wie Audi A8 oder Porsche Cayenne eingesetzt. In der Ausführung mit Blue Motion Technology (470 Euro Aufpreis) mit Start-Stopp, Energie-Rückgewinnung und Leichtlaufreifen verbraucht die stärkste Amarok-Version trotz des permanenten Allradantriebs im Normzyklus nur 7,5 Liter. Wobei sich dieser Wert in der Praxis kaum erreichen lässt. Auf unserer ersten Ausfahrt pendelt sich der Bordcomputer über zahm gefahrene Landstraßen bei knapp unter zehn Litern ein.

Achtgang-Automatik wie in der Pkw-Oberklasse

Den Verbrauch zu senken dürfte aber auch kaum die Motivation sein, sich für diese mindestens 28.230 Euro teure und nur mit der Doppelkabine erhältlichen Hightech-Version zu entscheiden. Vielmehr vermittelt diese Motoren-Getriebekombination eine Lässigkeit, die den Amarok zum Luxus-Laster macht. Die Automatik klickt sich so fix durch die Gänge, wie man es sonst nur von einem Doppelkupplungsgetriebe gewohnt ist. Nun machen 180 PS aus dem leer bereits zwei Tonnen schweren Pick-up keinen Sportwagen. Trotzdem verblüfft es nach jeder Kurve, mit welchem Nachdruck die Fuhre auf den Tritt des rechten Fußes reagiert. Störend ist dabei höchstens der etwas knurrige Unterton des Diesels.

Das Fahrgefühl kommt nicht nur wegen der hohen Sitzposition dem eines kommoden SUV sehr nahe, besonders in Verbindung mit dem Komfortfahrwerk (350 Euro). Selbst allzu flott angegangene Kurven treiben dem Fahrer nicht so schnell Schweiß auf die Stirn. Ohne mit dem Heck zu schieben oder die Kabine stärker zu neigen, zieht der Offroader seine Bahn. Dabei verteilt ein Torsen-Differenzial die Antriebskräfte variable zwischen Vorder- und Hinterachse, im Normalbetrieb im Verhältnis 40:60.

Pick-ups sind längst nicht mehr nur Arbeitstiere

Der hochwertige Innenraum, das Pkw-ähnliche Cockpit, ein in Höhe und Reichweite verstellbares Lenkrad oder Kopf-/Thorax-Airbags zeigen zudem, dass Pick-ups längst mehr sein sollen als Schwerarbeiter. In den USA erleben die Laster gerade einen neuen Boom, es ist wieder hip, hoch zu sitzen und einen auf cool zu machen.

Wobei der Amarok durchaus für Ausflüge in schweres Gelände taugt, auch oder gerade mit der Automatik. Offroad-ABS, elektronische Bergabfahrhilfe, mechanische Hinterachssperren (570 Euro) – der Laster kraxelt wildeste Wege hoch und runter, auf die sich ein Flachlandtiroler zu Fuß höchstens angeseilt trauen würde. Damit das auch mit der Automatik klappt, hat VW den ersten Gang sehr kurz ausgelegt. So greift der Wandler früher und man fährt bei niedrigstem Tempo im Schleichgang mit Schlupf. Das spart die Untersetzung, hilft beim Anfahren in steilem Gelände oder mit einem bis zu 3,2 Tonnen schweren Hänger am Haken und erklärt den relativ bescheidenen Aufpreis für die Automatik. Der 2.0 BiTDI mit 180 PS kostet nur 2.095 Euro mehr als die handgeschaltete Variante mit 163 PS. Geld, das in diesem Fall sehr gut angelegt ist.

Technische Daten VW Amarok

VW Amarok 2.0 BiTDI 4Motion
Hubraum (cm³) 1.968
Zylinder 4
Leistung kW (PS)/min 132 (180)/4.000
Drehmoment (Nm/min) 420/1.750
0–100 (s) 10,9
V-max (km/h) 174
Verbrauch (l/100 km) 8,0 D
CO2 (g) 211
Ladefläche (m²) 2,52
Zuladung (kg) 835
Preis (Euro) 28.230
Betriebskosten* (ct/km) 78,4/49,4

* Bei 20.000/40.000 km pro Jahr, 60/36 Monate Laufzeit.
Quelle Betriebskosten: Dekra, Stand: April 2012