Mit dem VW Passat GTE legt VW den ersten Plug-in Hybriden für die Mittelklasse auf. Offiziell verbraucht er nur 1,6 Liter. Doch wie immer sieht die Wahrheit etwas anders aus
Könnten Sie sich vorstellen, einen Mittelklasse-Hybriden mit der Möglichkeit externen Strom nachzutanken als nächsten Dienstwagen zu fahren? Den versucht uns nämlich gerade VW mit dem Passat GTE schmackhaft zu machen. Erhältlich ist der Passat GTE sowohl als Limousine wie auch als Variant. Der Plug-in Hybride bringt es auf eine Gesamtsystemleistung von 218 PS und startet bei 37.185 Euro netto. Damit kostet er heftige 5.672 Euro mehr als ein vergleichbarer Diesel mit 190 PS und DSG-Doppelkupplungsgetriebe. Für den Kombi geht hier wie dort jeweils 840 Euro mehr über den Ladentisch. Ganz schön viel Geld für den Passat mit dem Stecker-Trick. Aber was bekommt man dafür geboten?
Mehr Leistung als im Golf GTE
Zunächst einmal mehr Power als im VW Golf GTE , denn für den gut 1,7-Tonnen-Passat wurde die Leistung beider Antriebskomponenten etwas angehoben. Auf der Verbrennerseite sorgt ein 1,4 Liter TSI für den Antrieb. Der Vierzylinder-Benziner stemmt jetzt 156 statt 150 PS auf die Vorderräder. Ebenso legte der Elektromotor von 102 (75kW) auf 115 PS zu.
Dadurch stehen ordentliche 400 Newtonmeter Drehmoment im Passat GTE zum Abruf bereit. Die Kraftübertragung übernimmt ein speziell für den Hybriden abgestimmtes Sechsgang-DSG und die Lithium-Ionen-Akkus im Heck verfügen über einen Energiegehalt von 9,9 kWh.
Soweit, so gut. Doch wie alle Plug-in Hybriden krankt auch der Passat an einer viel zu langen Ladezeit. An einer Wallbox oder Ladestation ist das Batteriepack innerhalb von zweieinhalb Stunden wieder aufgeladen. An einer 230-Volt Haushaltssteckdose dauert der Vorgang länger: viereinviertel Stunden. Wer damit zum Kunden fährt, muss schon ausgiebige Gespräche führen, wenn er mit voller Batterie weiterfahren will – mal vorausgesetzt, der Kunde hat überhaupt eine Ladestation parat.
Der Passat GTE schafft im Elektromodus 130 km/h Spitze
Rein elektrisch soll der Passat GTE 50 Kilometer weit kommen. Das wollten wir natürlich ganz genau wissen. Also Leinen los. Generell startet der Passat GTE im Elektro-Modus, deshalb erübrigt sich ein weiterer Tastendruck auf die spezielle E-Taste links vom DSG-Wählhebel. Der Schalter kann aktiviert werden um in der Stadt emissionsfrei von Kunde zu Kunde zu stromern.
Unsere erste Etappe führt dagegen gleich auf die Autobahn. Tempo 120 ist angesagt, wir schwimmen im Verkehr mit. Selbst bei sanften Überholmanövern schweigt der Benziner und der Passat GTE rollt weiterhin elektrisch. Im Innern herrscht Ruhe, bis auf ein paar Windgeräusche ist es mucksmäuschenstill. Bei über 130 km/h würde sich der Verbrenner hinzu schalten oder natürlich bei kräftigen Sprints oder aufgezehrtem Batteriedepot. Unser Speicher ist hingegen noch nach 20 Kilometern Fahrt halbvoll und wir gleiten weiter. Deshalb surrt der Plug-in-Hybrid auch beim anschließenden Wechsel auf die Landstraße weiterhin leise sein Elektro-Lied.
42 Kilometer elektrische Reichweite
Erst nach 42 Kilometern ist der Akkuspeicher erschöpft, Null komma null Liter sind bisher durch die Einspritzdüsen geflossen. Jetzt löst der 1,4-Liter TSI den E-Motor ab und übernimmt das Kommando. Der Benziner setzt kaum wahrnehmbar ein und muss nun erst einmal alleine ran. Zudem muss er jetzt unter Gaswegnahme phasenweise rekuperieren, denn die 125 Kilo schweren Hochvoltakkus sind ja leer. Dementsprechend verhalten beginnt das Wechselspiel beider Antriebe, der E-Motor setzt kaum ein. Wir helfen dabei, indem wir im Teillastbereich rollen und segeln. Je mehr Kilometer der Passat GTE aber abspult, umso mehr kommt die E-Maschine wieder in Schwung. Das honoriert der Passat am Ende unserer Verbrauchsrunde mit nur 2,2 Litern. Damit liegt die alternative Mittelklassenlimousine zwar geringfügig über dem Normwert, verdient aber absoluten Respekt. Chapeau.
Mit GTE-Schalter geht’s richtig zur Sache
Der Plug-in Hybrid kann aber noch mehr. Damit der Passat GTE aber nicht allein zum Öko-Mobil verkümmert, haben ihm die Entwickler von Volkswagen – genauso wie beim Golf GTE – ein zusätzliches Spaßprogramm verabreicht. Denn wird der GTE-Knopf am Schalthebel gedrückt, schärft der Passat GTE all seine Sinne und verwandelt sich zum Außendienst-Sportler. Dann boosten Verbrenner und E-Maschine zusammen. Mit voller Systemleistung sowie maximalem Drehmoment presst es dann einen förmlich in die Sitze und der VW erklimmt in nur 7,4 Sekunden die 100km/h-Marke. Wer die volle Leistungsabfrage aber allzu oft abruft, muss dann mit einem Verbrauch von locker über sieben Litern im Schnitt rechnen. Das sollte jeder Handelsvertreter selbst für sich entscheiden, der Passat GTE kann auf jeden Fall beides.
Wenn Sie wissen wollen, welche Plug-in Hybriden es derzeit noch gibt: Hier geht’s zur großen Marktübersicht