Fiat 131 Dienstwagen-Oldtimer aus Bella Italia

Fiat 131 Foto: Fiat 12 Bilder

Rost, Streiks, langweiliges Design: Nichts konnte den Siegeszug des Fiat 131 aufhalten. Trotzdem erinnert sich heute kaum mehr jemand an den Familien- und Firmenauto-Fiat.

Wäre er nicht ein Weltmeisterauto legendärer Rallye-Champions, hätten ihn sogar seine italienischen Fans längst vergessen. Zu konservativ, zu kleinbürgerlich und zu unauffällig wirkte der Fiat 131. Aber genau das waren die entscheidenden Talente für den Turiner, um Fiat aus der Krise zu fahren und nach der Krone der Mittelklasse zu greifen.

Dafür genügten dem vor 40 Jahren vorgestellten Familien- und Firmenauto-Fiat drei Facelifts und eine vorübergehend beispiellos breite Motorenpalette mit Leistungswerten von 41 kW/55 PS bis 158 kW/215 PS (als 131 Abarth Rally). Allein in Italien wurden mehr als 1,5 Millionen Fiat 131 ausgeliefert, dies als betuliche zwei- oder viertürige Stufenhecklimousine sowie als gefällig gezeichneter Kombi 131 Panorama.  Als echte Miracoli ("Wunder") bewerteten Medienvertreter deshalb die Erfolge des nach dem Turiner Fiat-Stammwerk benannten Modells Mirafiori.

2.100 Streiks in sechs Monaten

Rost und wirtschaftliche Rezession waren nicht die einzigen Probleme, mit denen die Italiener Mitte der 1970er Jahre kämpften. Die Fiat-Werke wurden jahrelang von Streikwellen erschüttert, die die unglaubliche Zahl von 2.100 Ausständen allein im ersten Halbjahr 1975 mit sich brachten. Zur Strategie der Gewerkschaften zählte es, besonders gefragte und profitable Baureihen am heftigsten zu treffen, mithin das neue Modell Mirafiori. Innerhalb kurzer Zeit ging Fiats Marktanteil in Italien von rund 70 auf knapp 50 Prozent zurück, zumal die Fiat-Kleinwagen zusätzliche Konkurrenz erhalten hatten durch neue französische und deutsche Cityflitzer.

Wunder dauern ja bekanntlich immer etwas länger und so kam der ersehnte Aufschwung für den Fiat-Konzern nach dem ersten großen Facelift für die 131-Flotte. Sparsame Diesel-Motoren, stärkere Benziner und schnelle Sportversionen machten die Fiat-Tifosi endlich glücklich, stand der neue Supermirafiori doch für die traditionellen Fiat-Tugenden Freude am Sparen und gleichzeitig sportliches Fahren. Diese Emotionen hatte vor allem die müde 41 kW/55 PS leistende 1,3-Liter-Basis-Version vermissen lassen. Die Fachpresse ermittelte eine Vmax von gerade einmal 139 km/h und einen unbescheidenen Testverbrauch von 11,3 Liter, womit der Fiat träger und durstiger war als die Konkurrenz von Audi (80), Ford (Taunus), Renault (12) oder VW (Passat).

Aufwärts geht's mit flotteren Motoren

Etwas flotter war zwar der 55 kW/75 PS starke Mirafiori, richtig gut voran ging es aber erst 1978 mit dem 71 kW/96 PS freisetzenden Supermirafiori, der es auch mit Sportskameraden wie BMW 318 und dem Opel Ascona 2.0 S aufnahm. So schaffte es der Fiat 131 im Konzern-Produktionszahlenranking sogar vorübergehend Kleinwagenklassiker wie die Typen 126 und 127 zu deklassieren.

Echtes Feuer unter der Haube hatten allerdings erst die ebenfalls 1978 lancierten Fiat 131 Sport und Abarth 131 Rally mit 85 kW/115 PS bzw. 103 kW/140 PS. Äußerlich gekennzeichnet wurden die zweitürigen Straßensportler durch Kotflügelverbreiterungen, Spoiler und Sportfelgen. Schon 1977 hatte der Fiat 131 die Rallye-Marken-WM gewonnen und Walter Röhrl begeisterte seine Fans mit diesem Fiat.

Auf Wunsch auch als Diesel mit Traktor-Charme

Wer sparen wollte, bekam den Fiat 131 auch als Dieselöl-Tanker, erkennbar an einer Blechauswölbung an der Motorhaube und markantem Traktorsound. Nichtsdestotrotz ermöglichten die 2,0- und 2,5-Liter-Selbstzünder mit bis zu 53 kW/72 PS flotteres Vorwärtskommen als es etwa die Mercedes-Modelle 200 D und 240 D oder der VW Passat vermochten. Mit dieser Typenvielfalt bildete der 131 eine massive Säule der (Fiat)-Erde, die weder Streik noch andere Krisen zum Einsturz brachten.

Robuste Einfachheit (hintere Starrachse, Hinterradantrieb) und sportliche Faszination waren die raffinierte Kombination des Fiat 131. Fiat betrachtete den 131 Mirafiori als "Gladiator" auf dem Weg zum Langzeitauto, einen "Wagen, der extrem hart im Nehmen ist", wie die Werbung kommunizierte.