Dienstwagenklassiker Fiat Ritmo Golf-Schläger aus Turin

Fiat Ritmo Foto: Archiv 4 Bilder

Der Ritmo sollte den Golf angreifen. Angeriffen wurd er jedoch meist selbst - und zwar vom Rost. Trotz großzügigem Einsatz von Hartplastik müssten in der Zwischenzeit deshalb so gut wie alle Exemplare das zeitliche gesegnet haben.

Es gibt Autos, die nicht gleich erkennen lassen, welche Intention hinter ihrem Namen stecken könnte. Zum Beispiel der Ritmo, Fiats Golf-Schläger aus dem Jahre 1978. Ritmo, so spotteten eingefleischte Fans teutonischer Technik, sei die Abkürzung für "Rost in Turin montiert". Vorsichtig ausgedrückt entsprach das nicht ganz der Unwahrheit. Um ehrlich zu sein: Überlebt hat so gut wie keines der 1,8 Millionen gebauten Exemplare. Jedenfalls löste der Ritmo eine weitestgehend sinnfreie Nomenklatur ab, deren Bedeutung sich den Turinern wohl selbst nicht mehr ganz erschloss: mit einem 127, einem 128, dazwischen einem 133 sowie einem 132, der aber kleiner war als der 130. Aha.

Ritmo machte Plastik salonfähig

Spät, aber mit guten Argumenten, trat der Ritmo in der Golfklasse an. Die üppigen Plastikpartien vorne sowie am Heck fanden viele Nachahmer und die Zubehörindustrie drängte mit allerlei Mittelchen zur Kunststofftiefenpflege auf den Markt. Das Startprogramm beinhaltete drei Benziner mit bis zu 75 PS. Flottenbetreiber schreckten zunächst vor deren hohen Verdichtung (9,2) zurück. Das bedeutete Superbenzin und somit einen tieferen Griff in die Geschäftskasse. 1981 erst kam der ersehnte, sparsame Diesel. 55 PS bei 4.200/min führten den Begriff Terminhetze darin allerdings ad absurdum.

Fiat bezog Automatikgetriebe von VW

Gespart wurde auch im Einkauf. Auf der Suche nach einem Automatikgetriebe bediente sich Fiat ausgerechnet im Regal des eigentlichen Konkurrenten. Die komplette Automatik für die 1,5-Liter-Motoren bezog man bei VW, gebaut in Kassel. Den Pflegern traditioneller Vorurteile gegen Autos mit südlicher Herkunft blieb somit nichts erspart. Denn in der Presse schlug sich der Ritmo beachtlich. Lediglich die Zeitschrift "mot" kritisierte 1979 die ungewohnten Tastendoppelschalter. "Nicht jeder ist mit dem Zeigefinger der linken Hand so treffsicher, dass er den Wischer ein- und dabei das Licht nicht versehentlich ausschaltet." Indirekt sprach der Autotester den Ritmo damit frei. Die Finger waren das Problem.