Ford Fiesta Auto der Vernunft

Ford Fiesta Foto: Ford 6 Bilder

Der Ford Fiesta wird 40 und zieht noch immer um die Häuser. Die Basisversion des Ur-Modells war ein wartungsfreundlicher Flottenliebling.

Es gibt Klassiker, denen trotz oder aufgrund ihrer Einfachheit verdienter Ruhm verwehrt bleibt. Bei Kulis sind es die simplen, aber allzeit schreibbereiten Stifte von BIC. Bei Badeschlappen die immer bequemen Adiletten. Und bei Autos? Womöglich der unscheinbare, aber stets zuverlässige Ford Fiesta.

Im Juni 1976 stellte Ford den ersten Fiesta vor. In der Detroiter Zentrale war man zuvor in die Spendierhosen gestiegen. Gut zwei Milliarden Mark sind in die Entwicklung und Produktionsvorbereitung geflossen. Europas Fordmanager und deren Erfahrung mit der Ölkrise hatten die Zentrale überzeugt: Ein frontgetriebener Kleinwagen musste her. Ford ertüchtigte die Werke in Saarlouis und Dagenham. Nahe Valencia entstand eine ganz neue Fabrik, daher der festliche Name Fiesta.

Als Fest entpuppte sich die Basisversion auch bald schon für Menschen, die einen Autokauf mehr rational als emotional entscheiden: Grundschullehrer, Dorfpfarrer und natürlich Fuhrparkleiter. Das Fiesta "Grundmodell" kam auf zwölf Zoll kleinen Felgen, mit Einlitermotor und 40 PS angerollt.

Erstmals wurde Wert auf Wartungsfreundlichkeit gelegt

Es war ein einfach gebautes, aber auch einfach zu wartendes Auto. Die Bremsen (vorne Scheiben, hinten Trommeln) stellten sich automatisch nach. Lebenslang war kein Getriebeölwechsel nötig, das Kühlsystem blieb wartungsfrei. Kupplung und Getriebe ließen sich bei eingebautem Motor reparieren. Musste die Motor- und Getriebeeinheit doch mal raus, so lag der Richtwert für den kompletten Ausbau bei 1,2 Stunden. Bei manchem Wettbewerber ließen sich in dieser Zeit allenfalls die Fußmatten wechseln.

Nicht nur aufgrund der weitestgehenden Leistungsbefreiung und der Wartungsvorzüge rutsche der Basis-Fiesta in eine äußerst günstige Versicherungsklasse. Kfz-Sachverständige hatte ihm "klare Trennlinien in der Karosserie«"bescheinigt. Das "ermögliche auch Abschnittsreparaturen und -lackierungen". Heute heißt das Smart Repair. Der Fiesta hatte aber noch andere Vorzüge: Zum Beispiel die bis zur Stoßstange reichende Heckklappe. Oder die gut zwölfhundert Liter Ladevolumen bei umgelegter Rückbank.

Ford hatte einen Volltreffer gelandet. 1978 und 1979, wählten die Leser der Zeitschrift "mot" den Wagen zum Auto der Vernunft. Der Titel klang zwar wenig sexy, war aber ein imagebildender Erfolgsfaktor. Schon nach 32 Monaten lief der millionste Fiesta vom Band. Die Baureihe entwickelte sich bis zum Modellwechsel 1983 zum Vollsortiment. Die 1,0 und 1,1-Liter Modelle wurden durch 1,3- und sogar 1,6-Liter-Varianten ergänzt, letztere sogar mit 84 PS. Vernunft durfte endlich auch Spaß machen.