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Genfer Salon Die verrücktesten Konzept-Fahrzeuge

Edag, Light Cocoon Foto: Matthias Knödler 9 Bilder

Auf jeder Automesse sorgen Designstudien und Showcars für Aufsehen und stehlen Serienmodellen die Show. Hinter der auffälligen Optik versteckt sich aber manch pfiffige Idee.

Ob man diese Autos irgendwann als Geschäftswagen oder gar als Flottenfahrzeuge auf den Straßen sehen kann, darf bezweifelt werden. Denn sie sehen futuristisch aus, gerne mit Flügeltüren, vielen Bildschirmen, fast keinen Schaltern und Knöpfen, einige können noch nicht einmal fahren – auf jeder Messe der Welt stehen Studien und Konzepte, die Besucher anlocken sollen. Als dreidimensionale Entwürfe entführen sie ihre Betrachter in eine andere Welt. Ihren Weg als Serienmodell auf unsere Straßen finden allerdings längst nicht alle. Und wenn, dann häufig in abgewandelter Form. Auch auf dem diesjährigen Genfer Automobilsalon finden sich  Design-Spielereien, die für die Realität zu abgehoben sind.

Traditionell zeigt der Schweizer Fahrzeugentwickler Rinspeed in Genf eine spektakuläre Studie. Dieses Mal bringt er in Zusammenarbeit mit diversen Zulieferern einen automobilen Kumpel mit auf die Messe, den Budii. Der  selbstfahrende Prototyp auf Basis des elektrisch angetriebenen BMW i3 will seinem Besitzer mit allerhand Technik das Leben erleichtern.

Kernstück des Konzepts ist ein beweglicher Roboterarm im Innenraum, der das Lenkrad des Budii, wenn gewünscht, Fahrer oder Beifahrer entgegenstrecken kann. Ist das Mobil autonom unterwegs, verschwindet die Lenksäule in der Mitte oder lässt sich beispielsweise auch als Ablagetisch nutzen.


Der Rinspeed Budii verfügt über ein breites Spektrum an Infotainment-Möglichkeiten. Das  System erkennt beispielsweise  die Gewohnheiten und Vorlieben des Fahrers und vereinfacht die nötigen Bedienschritte auf dem gewaltigen Touch-Bildschirm in der Mittelkonsole. Auch beim autonomen Fahren denkt sich der Budii seinen Teil und lernt  aus „Erfahrungen" im Verkehr.Er kann sich auch mit anderen Fahrzeugen vernetzen, das Parkticket zahlen oder das Handy aufladen.

Highlight ist ein 70 Zentimeter langes ausfahrbares Teleskop auf dem Dach. Dank Laserscanner und hochauflösender Kamera stellt er das umliegende Terrain dreidimensional dar und passt auch  Federung sowie Fahrwerkshöhe automatisch an. Er umfährt zudem Hindernisse, auch autonom.

Auf Stoff statt Stahl setzt Entwicklungsdienstleister Edag mit seiner extremen Leichtbaustudie Light Cocoon. Die Karosserie des Sportwagens besteht nicht aus Leichtmetall oder Carbon, sondern aus einem besonders leichtem dreilagigen Stoff, den der Outdoor-Spezialist Jack Wolfskin beisteuert. Für Stabilität sorgt eine darunter liegende skelettartige Struktur aus Aluminium, die von einem 3D-Drucker hergestellt werden kann. Der zeltartige Aufbau soll vor Wind und Wetter schützen. Allein die so gefertigte Motorhaube soll 25 Prozent leichter sein als bei konventioneller Konstruktion.

Blitzlichtgewitter im Straßenverkehr bleibt dem Urviech Mercedes G 500 4x4 hoch 2 wohl verwehrt, zu vage sind die Aussichten auf eine Serienproduktion. Auf der Messe sonnt sich die Geländewagen-Studie in Aufmerksamkeit. Falls sich diese verdunkelt, die Erde kurz vor dem Untergang steht, Geröll, Trümmer und undurchdringliche Hindernisse den Weg ans Ziel erschweren oder Steilhänge und Wasserdurchfahrten den Weg kreuzen – wünscht man sich diesen rustikalen Kämpfer an der Seite.

Ein Gegenstück zum mächtigen Überwürfel von Mercedes steht auf dem Stand des Designbüros Italdesign Giugiaro. Das schnörkellose und glatte Konzept Gea sieht sich als automobiles Wellness-Büro. Spezielle Lichteinstellungen sollen zur Entspannung beitragen, das Entertainmentprogramm bietet Trainingsvideos, die sich auch im Fahrzeug durchführen lassen sollen. Bequeme Sitze aus feinstem Leder laden zum entspannen ein. Wenn die Augen dann zu schwer werden, kann die schicke Limousine auch selbstständig fahren.

Deutlich seriennäher ist der Lexus LF-SA. Die Studie eines möglichen Kleinwagens von Toyotas Nobeltochter  fällt sofort mit seinem übergroßen Kühlergrill auf. Die schmalen Scheinwerfer rücken weit nach außen, sog-artig führt der Blick in die Mitte – auf der überpräsent das Lexus-Logo prangt. Die kleinen Türen wirken in der muskulösen Karosserie fast verloren, die für Konzeptfahrzeuge typischen übergroßen Räder dominieren die Seitenansicht. Dafür wirkt das Heck  des knapp 3,50 Meter langen Rabauken wild,  kantig und unsortiert. Mit seinen knappen und auffällig scharfen Proportionen will er besonders die Aufmerksamkeit jüngerer Autofahrer auf die Marke lenken.

Die von sonst geltenden Produktionszwängen befreiten Designstudien werden unser Straßenbild in ihrer hier gezeigten Form natürlich nicht bereichern. Einiges aus dem Kabinett der Eigenheiten schafft es aber sicher in künftige Modelle. Wenn auch nicht morgen oder übermorgen.