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Infiniti QX80 Facelift (2018) Neues Edel-SUV aus den USA

Infiniti QX80 2018 Foto: Infiniti 12 Bilder

Bei uns ein Nobody, doch in Amerika ist die noble Nissan-Schwester Infiniti eine dicke Nummer – nicht zuletzt wegen des frisch überarbeiteten QX80.

Der Smart ein Renault Twingo, der Citan ein Kangoo mit Stern und die X-Klasse ein aufgehübschter Nissan Navarra - seit Daimler mit der Allianz von Renault und Nissan kooperiert, bedienen sich die Schwaben im Portfolio ihrer Partner ungewöhnlich freizügig. Dabei haben sie allerdings ein Auto irgendwie übersehen, das ihnen womöglich gut ins Programm passen würde: Den QX80 der noblen Nissan-Schwester Infiniti.

Zehn Prozent günstiger als der Mercedes GLS

Denn während der GLS auch nach seinem großen Facelift vor rund zwei Jahren noch nicht so recht als glaubwürdige Alternative zu Range Rover & Co angenommen wird, haben die Japaner den Bogen besser raus. Diesen Eindruck jedenfalls gewinnt man, wenn man mit dem frisch überarbeiteten Flaggschiff der Nobelmarke durch Los Angeles kreuzt und sich den Hollywood Boulevard, den Rodeo Drive oder den Pier im Santa Monica mal von oben ansieht. Denn so souverän und so erhaben wie im QX80 fühlt man sich nicht einmal in einem Bentley Bentayga und die unzähligen Range Rover in Beverly Hills wirken genau wie die G-Klasse plötzlich wie Kleinwagen. Nicht umsonst misst der QX80 stolze 5,33 Meter und man fühlt sich hoch oben auf dem Thronsessel wie der König der Straße.

Infiniti QX80 2018 Foto: Infiniti
Die Japaner haben den Bogen in der SUV-Luxusklasse raus

Für das Schaulaufen der Dickschiffe hat Infiniti nicht nur ein protziges Format, sondern auch einen attraktiven Preis gewählt, der mit 64.750 Dollar knapp zehn Prozent unter einem Mercedes GLS liegt. Außerdem legen die Japaner beim Design alle Zurückhaltung ab: Sind die kleineren SUV wie der frisch präsentierte QX50 noch vergleichsweise filigran, wohlproportioniert und athletisch, ist der 80er so dezent wie ein Rapper im Sonntagsstaat. Vielen Amerikanern gefällt das schwülstige Design mit den großen Chromflächen im Kühler, der aufgeblasenen Motorhaube, den verspielten Rückleuchten und den Kiemen an der Flanke offenbar tatsächlich. Nicht umsonst ist sogar der Laufbursche vom Einparkservice nachhaltig beeindruckt von dem vornehmen Riesen. Für Europäer dagegen sind die Proportionen so unausgewogen und die Stilmischung so kunterbunt, das der QX80 auf sie wirkt wie ein Nilpferd im Smoking.

Doch sobald man die Tür geöffnet hat, auf den Fahrersitz klettert und weit, weit über den Dingen thront, ist man mit den Japanern schon wieder versöhnt. Denn nicht nur das Platzangebot in allen drei Reihen ist gewaltig und selbst ganz hinten im Fond sitzt man bequemer als daheim im Wohnzimmer. Sondern auch das Ambiente kann sich sehen lassen. Die Sitze weich, die Leder samten, die Lacke glänzend, die Kunststoffe hochwertig, die Bildschirme brillant und die Hölzer täuschend echt – da steht der Infiniti einem Mercedes in nichts nach.

Verbrauch: 15,7 Liter auf 100 Kilometer

Außerdem gibt es zumindest bei keinem europäischen Wettbewerber so viele elektrische Helfer: Der Fahrersitz ist zehnfach, der Beifahrersitz achtfach elektrisch verstellbar, die Kofferraumklappe schwingt wie von Geisterhand auf, die Rücksitze verschwinden auf Knopfdruck im Ladeboden, das Lenkrad surrt fernbedient in die richtige Position. Und außerdem: Welches andere Auto bietet neun Dosen- und vier Flaschenhalter und allein in der Mittelkonsole zwischen den Vordersitzen so viel Stauraum, dass man darin Proviant für vier Wochen lagern kann?

Infiniti QX80 2018 Foto: Infiniti
Auch hinten ist viel Platz

Nach der Formel "Großes Auto, großer Motor" montiert Infiniti im QX80 einen standesgemäßen V8-Direkteinspritzer. Mit der Souveränität und der Gelassenheit eines alten Sumo-Champions schöpft er aus 5,6 Litern Hubraum 400 PS und 560 Newtonmeter. Damit schnurrt man vollkommen unaufgeregt über den Highway und lernt schnell, dass das Abenteuer nur einen Gasstoß weit entfernt ist. Denn der reicht trotz 2,7 Tonnen Leergewicht und einer Stirnfläche Marke Scheunentor für quietschende Reifen und die virtuelle Faust im Bauch, wenn sich der Koloss aufbäumt und ihn die ganze Macht der acht Zylinder nach vorne schleudert als gerate ein Berg ins Rutschen. 0 auf 100 macht das Dickschiff in 7,3 Sekunden, und mehr als 200 km/h wären mit den richtigen Reifen sicher locker drin. Aber Vorsicht: Die vielen großen Zylinder wollen auch ordentlich gespült werden: Schon in der zahmen US-Norm schluckt der Riese mit Allrad und seiner wunderbar smoothen Automatik 15,7 Liter und im Alltag steht ganz sicher eine Zwei an erster Stelle. Aber wen interessiert das schon in einem Land, in dem das Benzin noch immer billiger ist als die Getränke in den meterlangen Kühlregalen der Tankstellen.

Auch das riesige Format verliert hier in Amerika schnell seinen Schrecken. Denn erstens sind hier nicht nur die Highways breiter, sondern auch die Parkhäuser weiter. Zweitens helfen die 360-Grad-Kamera und der elektronische, mit einem Kamerabild überlagerte Rückspiegel beim Rangieren und drittens gibt es zumindest in Los Angeles an jeder Ecke einen Valet Service, der einem die Last mit dem Parken gegen ein kleines Trinkgeld abnimmt.

Infiniti QX80 2018 Foto: Infiniti
Ein großes Auto braucht einen großen Motor

So gut der QX80 auch als Basis für den GLS ins Mercedes-Portfolio passen würde, wird es soweit wohl nicht kommen. Denn durch Sindelfingen fahren längst die Prototypen des neuen GLS, der natürlich doch wieder selbst entwickelt wird. Und auch als Infiniti hat der QX80 bei uns offenbar keine Chance. Fürs erste zumindest streichen die Japaner jetzt sogar bald den fast schon zierlichen QX70 und warten händeringend darauf, dass im nächsten Jahr der QX50 kommt. Denn in Amerika mag big vielleicht beautiful sein, und von einer bekannten Marke ließe sich so ein Luxusbrocken vielleicht auch bei uns gut verkaufen. Doch als nobler Nobody backt die Nissan-Tochter bei uns erst einmal weiterhin kleine Brötchen.