Karabag 500 E Auffallen in der Retro-Kugel

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Der Hamburger Händler Karabag bietet den Fiat 500 mit einem Elektro-Motor an. Im Stadtverkehr fährt der leise Flitzer schnell seine Stärken aus, bei einer Landpartie zeigt er aber einige Schwächen.

Zumindest in Europa liefert Fiat keine E-Autos aus. Diese Lücke füllt der Hamburger Händler und E-Auto-Spezialist Karabag. Mit einem wassergekühltem Elektro-Motor und Lithium-Polymer-Batterien in der aktuellen Variante hat er den Fiat 500 zum wendigen E-Mobil umgebaut. Wir haben die erste Version des Karabag 500 E getestet, die mittlerweile überholt wurde.

Batterien befinden sich im Unterboden

Ruhig, leise, wendig – der Karabag 500 E ist wie gemacht für ein Boten- und Service-Fahrzeug für die Stadt. „Mit Firmenaufdruck fällt er richtig auf.“, meint Tim Ruhoff, Geschäftsführer von Next Generation Mobility. Fußgänger und Autofahrer schauen der Retro-Kugel gern nach, und wer den leisen Karabag eingeparkt hat, wird oft ins Gespräch verwickelt. „Warum ist der so leise? Wie fährt denn der? Darf ich mal reingucken?“ Bitte schön: Wie beim Benziner sitzt auch beim Karabag 500 E der Motor vorn, die Batterien sind am Unterboden angebracht. So bleibt Platz für einen Kofferraum. Zugegeben – für vier Personen wird’s schon eng – aber wer ist schon zu viert im 500 unterwegs? Werden aber die hinteren Sitze umgeklappt, entsteht ein Stauraum von knapp 500 Litern. Und die reichen wirklich aus, um Ersatzteile, eine Werkzeugkiste oder die Firmenpost unterzubringen.

Im Stadtverkehr macht der Karabag Spaß – nicht nur, weil er auffällt: Er startet an kalten Tagen oder im Stau sofort und beschleunigt zügig. Selbst in München fand sich oft noch ein Plätzchen zum Parken – ein echtes Auto für den urbanen Raum. Doch am Berg wird das tückisch: „Sobald der Motor aus ist, liegt kein Widerstand an den Rädern an“, so Ruhoff. „Wer vergisst, die Handbremse zu ziehen, kann den Wagen im Tal suchen.“ Wer also beim Anfahren am Berg nicht auf der Kühlerhaube seines Hintermanns landen will, braucht Geduld und einen zarten Gas- Verzeihung: E-Fuß. Sowieso sollten Karabag-Fahrer einen langen Atem mitbringen: Das E-Mobil kommt schnell auf Touren, aber fürs längere Fahren fehlt die Kraft. Überholmanöver auf dem Mittleren Ring in München endeten daher oft mit einem peinlichen Einlenken.

Übersichtliches Cockpit

Im Cockpit erklären sich alle Anzeigen und Funktionen von selbst. Bei der ersten Ausfahrt ins Münchner Umland fährt allerdings die Furcht mit: Die verbleibende Reichweite gibt der Karabag nicht in Kilometern an, sondern als prozentuale Restladung der Batterien. Wie viele Kilometer bin ich jetzt schon gefahren? Wie viele gehen noch? Von der Isarmetropole nach Starnberg und wieder zurück, vom Münchner Süden aus etwa eine Runde von 100 Kilometern, schaffte der Karabag aber, obwohl er bereits eine kürzere Strecke durch die Stadt hinter sich hatte.

Er ist ein echtes Stadtmobil – und verkörpert damit die eigentliche Idee der Elektromobilität. Auf kurzen Strecken vermisst keiner die Klimaanlage, und an kalten Tagen kann man mit Jacke fahren. Das neue Modell hat nun eine Bio-Ethanol-Zusatzheizung an Bord. Die braucht zwar keinen Strom, heizt aber langsam und verursacht Abgase. Immerhin ein Fortschritt – in der ersten Version begrenzte die von der Batterie gespeiste Heizung die Reichweite deutlich. Ein dicker Minuspunkt: Denn der Karabag 500E lädt an einer Drehstrom-Steckdose – und die findet sich selbst in großen Städten seltener.