Der Seat Ateca mischt die Klasse der kompakten SUV auf. Er ist geräumig, sieht gut aus und unter dem Blech steckt bewährte VW-Technik. Welcher als Firmenwagen passt, erfahren Sie im Modellcheck.
Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. Acht berühmte Wörter, die längst in unsere Geschichtsbücher eingegangen sind und inzwischen als Binsenweisheit gelten. Manchmal steckt in der Verzögerung aber auch die Chance, vieles besser zu machen.
So wie bei dem Seat Ateca. Der erste SUV der spanischen VW-Firmentochter war längst überfällig und erblickte erst im Sommer 2016 das Licht der Welt. Da hatten sich fast alle wichtigen Wettbewerber bereits im kompakten SUV-Segment breit gemacht. Die Spanier machten jedoch einiges anders, verpassten ihrem Ateca einen sportlichen Look und lockten mit einem günstigen Einstiegspreis. Das führte direkt zum Erfolg. Mittlerweile kann sich Seat kaum vor Bestellungen retten und neben den vollen Auftragsbüchern fuhr der Ateca in der Klasse der kompakten SUV den Titel "Firmenauto des Jahres 2017" ein
Die Basisausstattung ist okay, doch viele Extras gibt’s erst ab dem teuren Style
Die technische Plattform teilt er sich mit dem soeben frisch eingeführten Skoda Karoq. Beide rollen sogar zusammen im tschechischen Skoda-Werk Kvasiny vom Band. Aber wenn zwei das Gleiche tun, ist es noch lange nicht dasselbe. Beide unterscheiden sich innen wie außen gewaltig. Und während der Tscheche komfortabel abgestimmt wurde, mimt der straffe Spanier den Fahrdynamiker.
Angeboten wird der Ateca in insgesamt sechs Motorisierungen und in den vier Ausstattungslinien Reference, Style, Xcellence und FR (Formula Racing). Doch welche Varianten ergeben in einem Firmenwagen Sinn?
Unternehmen, die ihre Mitarbeiter nur mit einem schicken, aber preiswerten SUV motorisieren wollen, wählen die Basisversion Reference zusammen mit dem 115 PS starken Dreizylinder-Benziner für 16.798 Euro.
Bereits mitbezahlt sind dann sieben Airbags, Klimaanlage, Bordcomputer, Berganfahrassistent, Müdigkeitserkennung und Radio. Viele Sicherheitsfeatures oder auch nützliche Dinge sind für das ansonsten karge Basismodell allerdings nicht erhältlich. Fahrer, die Wert auf Komfort und Sicherheit legen, sollten zumindest die zweite Ausstattungsstufe Style nehmen. Werksseitig bringt der Style Klimaautomatik, Einparkhilfe hinten, Tempomat und Alu-Räder mit. Viel wichtiger aber noch: Erst ab dem Style hat das Auto eine Bluetooth-Freisprecheinrichtung
Ganz neu: virtuelles Cockpit
Der Aufschlag für den Style ist allerdings enorm: satte 3.143 Euro Preisunterschied zum Basismodell. Da kann man schon überlegen, weitere 924 Euro in die Topversion Xcellence zu investieren. Die bietet als Highlights serienmäßig Voll-LED-Scheinwerfer (ansonsten 887 Euro) sowie das Audiosystem Plus (420 Euro). Alternativ gäbe es für den gleichen Preis die FR-Variante. Die ist eher sportlich orientiert, mit den entsprechende Accessoires wie Heckspoiler, Sport-Pedalerie und 17-Zöllern.
Ein Ateca Style sollte es aber mindestens sein, denn dadurch öffnen sich erst die Türen und Tore zu den eigentlichen Highlights des Spaniers. Und die lohnen sich. Wir können beispielsweise die Voll-LED-Scheinwerfer empfehlen. Und auch die Fahrerhilfen sollten im Firmenwagen ebenso wenig fehlen. Der Stauassistent etwa. Die aufpreispflichtigen Helfer bestellt man am besten gleich gebündelt im umfangreichen Assistenzpaket V. Das spart gegenüber dem Einzelkauf ein paar Hunderter. Wer dann noch etwas übrig hat, kann das Geld in die sensorgesteuerte Heckklappe investieren, die per angedeutetem Fußkick elektrisch öffnet und schließt.
Einen weiterer Leckerbissen stellt das virtuelle Cockpit dar, das Seat ganz frisch ins Programm aufgenommen hat. Dann werden die analogen Einheiten gegen ein digitales, 10,25 Zoll großes Display getauscht. Jetzt kann sich der Fahrer zum Beispiel die Navigationskarte großflächig hinter dem Lenkrad anzeigen lassen. Man kann natürlich auch mit den sehr gut ablesbaren analogen Instrumenten leben. Aber im Hinblick auf den Wiederverkauf sind die 361 Euro fürs virtuelle Cockpit gut angelegt.
Beim Navi hat der Seat Nachholbedarf
Ansonsten gibt es bei näherer Betrachtung kaum Überraschungen: Alle Schalter und Hebel sind klar gekennzeichnet und liegen dort, wo man sie auf Anhieb vermutet. Wie im VW-Konzern üblich, sind viele Bedienfunktionen in einem weit oben liegenden Touchscreen angeordnet. Der ist in seiner besten Ausführung acht Zoll groß und beim Topmodell Xcellence serienmäßig. Der Monitor ist allerdings nicht ganz so modern und fortschrittlich wie das 9,2 Zoll große Multimedia des Skoda Karoq. Kein Wunder, der Seat kam ein Jahr früher den Markt. Gegen Aufpreis lässt sich der Bildschirm im Ateca mit einem Navigationssystem aufrüsten, das in seiner nobelsten Version einen DVD-Player und viele Anschlussbuchsen fürs Smartphone oder Tablet bereitstellt.
Dass das Multimediasystem nicht ganz so taufrisch wie im tschechischen Bruder ist, lässt sich verschmerzen. Routen werden schnell berechnet und bei Staus findet es in kurzer Zeit via TMC eine Ausweichroute. Online-Verkehrsdaten fehlen jedoch. Dafür ist ein WLAN-Hotspot zum Audio-Streamen inklusive. Optional kann noch ein digitaler Radioempfang (DAB+) hinzu gebucht werden oder ein Soundsystem der renommierten Marke Beats mit 340 Watt für 450 Euro. Smartphone-Besitzer freuen sich zudem über ein induktives Ladefeld (185 Euro), bei dem auch das Telefon-Signal zusätzlich verstärkt wird. Sofern das Handy den erforderlichen QI-Standard erfüllt.
Der Spanier hat viel Platz
Wenig zu meckern gibt es auch beim Platzangebot. Obwohl die hohe Sitzposition einen erhabenen Blick auf das Verkehrsgeschehen gibt, fühlt sich der Fahrer eng mit dem Auto verbunden. Man hat den Eindruck, eher in einem Pkw als in einem klassischen SUV zu sitzen. Dennoch ist die Bewegungsfreiheit gut und auf der bequemen Rückbank im Fond fühlen sich große Gäste noch angemessen untergebracht. Nettes Detail, das bei Dunkelheit Eindruck schindet: Beim Öffnen der Vordertüren wird dieAteca-Silhouette auf den Straßenboden projiziert, damit auch jeder Kollege weiß, wo er gerade einsteigt. Das wirkt.
Beim Fahren beeindruckt der Ateca mit einer leichtfüßigen Agilität und mimt den Sportler unter den SUV. Er ist spürbar straffer gefedert als der Skoda Karoq oder der VW Tiguan. Dadurch fährt sich der Spanier handlicher. Trotzdem brauchen Außendienstler nicht gleich einen Bandscheibenvorfall befürchten, da der Ateca nicht übertrieben hart ist. Selbst auf derben Straßen federt er überraschend geschmeidig.
Trotzdem könnte es sich lohnen, das adaptive Fahrwerk DCC zu bestellen. Es bietet eine gute Balance aus Komfort und Sportlichkeit. Warum das empfehlenswerte Dämpfersystem für 718 Euro nur in Verbindung mit dem Allradantrieb 4Drive zur Verfügung steht und nicht auch für die Fronttriebler zu bekommen ist, bleibt allerdings ein Rätsel. Möchte man nicht auf das DCC verzichten, so kommen bei den Grundversionen nochmals gut 1.430 Euro für Allrad obendrauf.
Apropos 4x4: Wer es sich einfach machen will und wenn’s nicht so aufs Budget ankommt, bestellt den 2.0 TDI in der souveränen 190-PS-Version. Für gut 30.500 Euro fährt der Ateca dann standardmäßig mit Allradantrieb, Siebengang-DSG und umfangreich ausgestattet (Xcellence oder FR) vor.
Der Ateca ist ein wirtschaftliches Auto
Aber wie schlägt sich der Ateca gegen Wettbewerber wie Audi Q3, Hyundai Tuscon oder Mazda CX-5? Schwacke prognostiziert ihm einen hohen Restwert. Das gilt zwar auch für den Audi Q3, jedoch nur prozentual betrachtet. In Euro steht der Ingolstädter schlechter da, da er in der Anschaffung einiges mehr kostet. Nach einer fünfjährigen Haltedauer wird dem Ateca 2.0 TDI mit DSG ein Wertverlust von nur 21.700 Euro bescheinigt, beim Audi Q3 2.0 TDI DSG sind es dagegen 25.100 Euro. Hyundai und Mazda, beide ebenfalls mit Automatikgetriebe, liegen auf ähnlichem Niveau wie der Audi. Auch bei den weiteren Kosten für Inspektionen und Unterhalt liegt der Seat auf einem niedrigen Level, die kann einzig der Hyundai Tuscon unterbieten. Doch unter dem Strich erweist sich der Seat Ateca als ein günstiger Dienstwagen, der das Budget schont