KEP-Kongress 2017 Das sind die Lösungen für die letzte Meile

KEP-Kongress 2017 in Nauen Foto: Thomas Küppers 10 Bilder

Die Innenstädte sind verkehrstechnisch hoffnungslos überlastet. Künftig könnten digitale Prozesse, intelligente Ladesysteme und teilautonome Transporter hier Abhilfe schaffen.

Der Onlinehandel boomt, die Zahl der Paketsendungen steigt jährlich im zweistelligen Bereich – gleichzeitig stoßen nicht mehr nur die Innenstädte verkehrstechnisch an ihre Grenzen. Höchste Zeit für neue Konzepte und Ideen. Auf dem ersten KEP-Kongress des ETM Verlags referierten hochkarätige Experten im Rahmen der KEP-Tage in Nauen unter der Überschrift "Letzte Meile – Experimentierfeld für Zustelloptionen und Innovationen" unter anderem über die neuesten technischen Entwicklungen, nachhaltige Logistiklösungen, digitalisierte Transport- und Prozesskonzepte.

Die Zukunft wird digital

Dabei gehe in erster Linie darum, die Ballungsräume und Innenstädte bei der Ver- und Entsorgung intelligent zu vernetzen. Professor Uwe Clausen vom Fraunhofer Institut für Materialfluss und Logistik (IML) forderte standardisierte Datenformate, bessere Echtzeitinformationen und gut funktionierende Ortungssysteme. "Die Reise der Zukunft wird digital", fügte Clausen hinzu. Daten müssen zusammengeführt, standardisiert und ausgetauscht werden. "Dafür sind offene Standards nötig sowie eine einheitliche Paketnummer ähnlich des Barcodes, der auf Produkten zu finden ist", sagte Andreas Schumann, Geschäftsführer des Bundesverbandes der Kurier-Express-Postdienste (BdKEP). Ein Lösungsansatz sind übergreifende Logistik- und IT-Systeme, die freie Kapazitäten aufzeigen um Transportmittel zu nutzen, die die Wege ohnehin zurücklegen. "Dazu müssen in der Zustellung intelligente Lösungen gebündelt und in die Praxis umgesetzt werden", sagte Toralf Schneider, Geschäftsführer von Saftoo.de und Net4x.

KEP-Dienstleister arbeiten bereits effektiv

"Dabei leisten die Dienstleister bereits gute Arbeit und sind effizient", sagte Marten Bosselmann, Geschäftsführer des Bundesverbandes Paket und Expresslogistik (BIEK). Das habe die Nachhaltigkeitsstudie 2017 des BIEK ergeben. Eigens dafür wurde der "Paketkilometer" als funktionelle Einheit definiert, um die Transportleistung im KEP-Netzwerk zu messen. "Er ist die Messgröße der logistischen Leistung auf der letzten Meile, analog zum Personenkilometer im ÖPNV", erläuterte Bosselmann.

Mobilitäts-Apps wie die der Deutschen Bahn, die Infos zu Buchung oder Sitzplatzreservierung bereitstellt, machen es vor. Derlei Apps werden künftig auch in der Logistik eine große Rolle spielen – vor allem in urbanen Räumen wo Zufahrtsbeschränkungen, hohes Verkehrsaufkommen oder Luftreinhaltung die Spielregeln bestimmen. "Der Transport auf der letzten Meile braucht daher neue technische Lösungen und Fahrzeugkonzepte", sagte Clausen. So setzen DHL und Amzon Prime Air bereits Drohnen ein, Hermes testet in Hamburg Zustellroboter und DPD will in Kürze einen Pilotbetrieb mit autonomen Fahrzeugen starten.

Innovative Fahrzeugsysteme entlasten Zusteller

Darüber hinaus könnten innovative Fahrzeugsysteme die Zustellfahrer künftig von Tätigkeiten entlasten, die nichts mit der Zustellung zu tun haben. Dieser Problematik hat sich beispielsweise Daimler angenommen und beschäftigt sich unter anderem mit der optimierten Laderaumnutzung und -management in Lieferfahrzeugen. "Wir haben mit dem Cargo Space Slider eine Gesamtlösung, die den Zustellfahrer entlastet", erläuterte Ralf Kehrberger, Leiter Cargo Space Solution Engineering bei Mercedes-Benz Vans. Slider sortiert die Sendungen mit Hilfe eines Algorithmus bereits vor, fahrerlose Transportsysteme bringen fertig beladene Regale zum Fahrzeug und laden diese direkt ein. Ein kompletter Vito kann in weniger als zehn Minuten beladen werden. Zum Entladen fahren die einzelnen Regale automatisch aus dem Laderaum heraus. Das Navigationssystem zeigt den nächsten Stopp, den Namen des Kunden und die Anzahl der Sendungen an.