Opel komplettiert sein Programm und präsentiert den Cascada. Das viersitzige Stoffdach-Cabrio bietet auch Platz für Businesstrips.
Fast immer zahlen Cabrio-Käufer mehr Geld für weniger Auto. Etwas anders ist es beim neuen Cascada. Ist doch der Aufpreis für Opels neue Offenheit so bescheiden wie bei keinem Konkurrenten, denn die Cascada-Preisliste beginnt bei 21.803 Euro netto für den 1,4-Liter-Turbobenziner mit 88 kW/120 PS. Das sind zwar 3.500 Euro netto mehr als für den Plattform-Bruder Astra GTC berechnet werden, jedoch liegt der 4,70 Meter lange Cascada von den Abmessungen und der technischen Ausstattung näher am Flaggschiff Insignia.
Format wie das Mercedes E-Klasse Cabriolet
So findet der Rüsselsheimer Sonnenkönig Rivalen in ähnlichem Format fast nur im Umfeld der süddeutschen Premiummarken und nicht bei kompakteren Cabrios, wie sie etwa Volkswagen im Programm hat. Tatsächlich kostet ein vergleichbar ausstaffierter Eos bis zu 3.000 Euro mehr als ein Cascada. Und mit 4,70 Metern Maß nimmt der Opel Maß am genauso langen Mercedes-E-Klasse-Cabrio. Geradezu klein im Vergleich wirken bereits Kompaktcabrios wie VW Golf, Renault Mégane oder Peugeot 308
Steile Scheibe bringt großes Frischluft-Vergnügen
Eigentlich soll der Opel jedoch mehr Premium als Preisbrecher sein, dies nicht zuletzt durch umfangreiche Ausstattungsmöglichkeiten. Dazu zählt ein optionales dreilagiges Verdeck mit außergewöhnlich guter Fahrgeräuschdämmung und Kälteisolierung ebenso wie die serienmäßige Verdeck-Fernbedienung via Schlüssel. Die Dachöffnung erfolgt in nur 17 Sekunden und dies auch während der Fahrt bis Tempo 50. Wichtig für viele Frischluftfans: Trotz weit zurückgezogener Frontscheibe haben die Vornesitzenden den Himmel im Blickfeld, ein entscheidender Pluspunkt des Textilvertreters gegenüber fast allen Metallklappdachkonstruktionen.
Sehr gut gedämmtes Stoffdach
Die Passagiere auf den kommoden Einzelsitzen im Fond müssen aber wie bei allen viersitzigen Luftikussen sturmfest sein, daran ändert auch die hohe Gürtellinie wenig. Linderung verschafft jedoch ein 243 Euro teures Windschottpaket für beide Sitzreihen, bei dem das hintere Schott zwischen den Fond-Kopfstützen befestigt wird. Ganz wie bei Mercedes gibt sich dagegen das dreilagige Textildach, das geschlossen einen Geräuschkomfort ermöglicht, der sich kaum von einem Coupé unterscheidet. Vorausgesetzt, der Kunde hat die aufpreispflichtige, sogenannte Premium-Stoffverdeckversion mit Akustikdämmung bestellt.
Großer Kofferraum fürs Reisegepäck
Großzügig dimensioniert ist auch das Gepäckabteil des Sonnenkreuzers, das 280 (offen) bis 380 Liter (geschlossen) misst und sich durch umlegbare Rücksitze auf bis zu 750 Liter erweitern lässt. Dagegen erreicht der offene Opel bei den Assistenzsystemen für Sicherheit und Komfort nicht ganz das Niveau der anspruchsvollsten Mittelklassekonkurrenten. So gibt es für den Cascada die Optionen Parkassistent mit Parklückenerkennung und Rückfahrkamera, aber noch keinen automatischen Einparkvorgang. Eine weiterentwickelte Frontkamera mit Verkehrszeichenerkennung, Spurassistent und Abstandsanzeige zum Vordermann und Frontkollisionswarner ist zwar bestellbar, aber ein automatischer Notbremsassistent für den Stadtverkehr nicht vorhanden.
Cruiser für lange Fahrten
Andererseits begeistert der Opel bei Fahrwerk und Federung. Keine unnötig harte Abstimmung wie sie die Passagiere in verschiedenen Wettbewerbern belästigt, stattdessen ein gelungener Kompromiss zwischen Komfort und Sportlichkeit. Alles also genau richtig für ein Cabrio, das zum Dahingleiten einlädt, auf Abruf jedoch anders kann. Dann reagiert der Cascada leichtfüßig und direkt auf Lenkbefehle des Fahrers und lässt sich weder durch zackige Kurvenfahrten noch durch Spurrillen und Seitenwind aus der Ruhe bringen. Auch konnten wir auf unseren Testfahrten kein Cabriokarosserie-Knacken oder Knirschen registrieren.
Zu großer Wendekreis
Kurz, der Cascada zählt zu den Freudenspendern unter den Mittelklasse-Cabriolets - sicher auch, weil die Vorderachstechnik vom Insignia entstammt. In Kauf nehmen muss der Cascada-Pilot nur den mit 12,2 Metern unhandlichen Wendekreis. Ansonsten ist Spaß angesagt, besonders wenn der neue 1,6-Liter-Turbobenziner das Cabrio antreibt. Der 170 PS starke Vierzylinder mit 170 PS gibt im Cabrio sein Debut, bevor er auch in den anderen Baureihen angeboten wird. Seine automatische Overboost-Funktion erhöht das bereits ordentliche Drehmoment kurzzeitig von 260 Nm auf 280 Nm, nützlich besonders bei Überholvorgängen. Der Sound des Vierzylinders passt ebenso zum Wesen des großen Sonnenseglers, wie die bescheidenen 1.650 Umdrehungen, ab der die Maschine ihr maximales Drehmoment liefert.