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Peking Autoshow Europäische Premium-Autos für Asien

Volkswagen Foto: VW 8 Bilder

Die Automesse in Peking ist mehr als doppelt so groß wie der Genfer Salon. Sie gilt als das Stimmungsbarometer im größten Automarkt der Welt.

Es ist Hochsommer mitten im April, 30 Grad in Peking. Doch der Himmel über der riesigen Metropole ist nicht hellblau, sondern wie fast immer milchig und dunstig. Kein schlimmer Smog, niemand muss eine Atemmaske tragen. Es herrscht nur Alltag im Ballungsraum mit seinen weit über zehn Millionen Einwohnern, seinem Dauerstau auf den mehrspurigen Autobahnen. Schon der Weg zur Auto China 2016, auf der auch Lösungen dieser gewaltigen Probleme präsentiert werden sollen, wird zur Geduldsprobe.

Dafür werden die chinesischen Hersteller, deren Namen immer noch kaum jemand außerhalb des Riesenreiches kennt, immer mutiger. Ob bei BAIC, Geely, Dongfeng, JAC oder Haval – auf nahezu allen Ständen rückt man die auch in China so beliebten hochbeinigen SUV ins Scheinwerferlicht, viele davon mit einem sogenannten Plug-in-Hybrid unter der Haube. Meist einem Benzinmotor, der mit einem E-Triebwerk zusammengespannt wird, dessen Batterie auch an der Steckdose aufgeladen werden kann.

VW Touareg-Studie T-Prime Concept GTE

Die neuen Modelle, manche davon noch Studien, sehen gefälliger aus als in den Vorjahren, haben meist eine rein elektrische Reichweite von gut 40 Kilometern und sind deutlich günstiger als die europäischen Premium-Rivalen. Und erhöhen vor allem die Chance für den Käufer, in einer Megacity ein Nummernschild für einen Neuwagen zu ergattern. Denn die staatlichen Behörden fördern die Anschaffung solcher Fahrzeuge. Reine Elektrofahrzeuge sind dagegen nur selten zu entdecken.

Die Studie eines Plug-in-Hybrids zeigt auch VW, den als Nachfolger des Touareg gehandelten T-Prime Concept GTE. Der über fünf Meter lange Allradler mit seiner Gesamtleistung von 381 PS kann dank eines 136 PS starken Elektromotors gut 50 Kilometer weit lokal abgasfrei unterwegs sein. Damit will VW im größten Markt seine Schwäche in der SUV-Klasse beheben. Porsche und Audi bringen dagegen starke Sportwagen an den Start: Die Stuttgarter den Cayman 718 mit seinen mindestens 300 PS und Audi den TT RS mit 400 PS. Beide stehen damit nicht im Verdacht, sich am Anti-Smog-Kampf auf Chinas Straßen wirkungsvoll beteiligen zu wollen. Mercedes präsentiert mit der um 14 Zentimeter verlängerten E-Klasse ortsüblich Begehrtes und beschwört die deutsch-chinesische Verbundenheit. Daimler-Chef Dieter Zetsche trug auf der Premierenbühne sogar eine chinesische Fahne als Anstecker am Revers. "Eine Geste der Höflichkeit unseren Freunden gegenüber", erklärt er später und freut sich über monatlich 500 verkaufte Edel-Karossen von der fast 168.067 Euro (netto) teuren Maybach-Version der S-Klasse.

Neue Oberklasse-Limousine Citroen C6

Die anderen Konzerne aus Europa, den USA, Japan oder Korea widmen dem Thema Elektro oder Hybrid nur bereits Bekanntes. Citroen zum Beispiel feiert die Weltpremiere der Oberklasselimousine C6, die nur für die Fans der Marke in China gedacht ist. Infiniti bringt mit dem QX 5 eines der schönsten Autos auf die Messe. Dennoch gehört die Gunst der Stunde den Gastgebern. Die allerdings einen neuen Trend für sich entdeckt haben, der nun gar nichts mit den Umweltsorgen der oft mit Atemnot kämpfende Landsleute zu tun hat. Martialische Geländeriesen im Military-Look muten an, als wären sie aus einem Ballerspiel vom Monitor direkt ins echte Leben gefahren. Den Vogel schießt dabei ein gigantisches Unikum ab, das nach dem Frankenkönig Karlmann benannt ist und dessen verwinkelte Karosse an den für Radaraugen unsichtbaren Stealth-Bomber erinnert. Der Karlmann King soll rund 1.3 Millionen Euro (netto) kosten, weitere Daten sind nicht bekannt. Ähnlich kriegerische Typen sind auch auf dem Stand des Renault-Partners Dongfeng und anderswo zu sehen. Natürlich in Tarnfarben, gepanzert und mit schusssicheren Fensterklappen an den Seiten.

Durchaus erfreulich dagegen: Der berüchtigte chinesische Copy-Shop ist geschlossen, es gibt nur noch vereinzelt dreiste Kopien europäischer Modelle. Die hat zwar in der Praxis niemand gekauft, doch juristischen Ärger gab es immer wieder. Den Verzicht aufs Abkupfern werten europäische Beobachter als einen weiteren Beleg für das neue automobile Selbstbewusstsein der Marken aus dem Reich der Mitte.