Dienstwagenklassiker Porsche 924 Der Familienporsche

Porsche 924 Foto: Porsche 6 Bilder

Der Porsche 924 wurde verhöhnt und belächelt. Dabei war er es, der die Marke aus der Nische holte. Der VAG-Konzern entdeckte dank ihm ganz neue Zielgruppen, auch bei Firmenkunden.

Der Auftrag könnte von heute sein: Bitte alles neu, nur kosten darf es nichts. Schon 1970 hatte Volkswagen entschieden, einen Nachfolger des VW-Porsche 914 zu bauen. Der Auftrag ging unter dem Code EA 425 zu Porsche nach Weissach. Geplant war das Auto aber für Audi. So brauchten die Entwickler keine Rücksicht auf das leicht festgefahrene Weltbild der Porsche-Ingenieure nehmen. Für die taugte damals ein Motor, der nicht Boxer hieß, nicht hinten saß und nicht mit Luft gekühlt wurde, allenfalls zum Betrieb einer Softeismaschine.

Erst 1975, kurz vor dem Startschuss, wurde entschieden, den Wagen dann doch als Porsche zu verkaufen. Bei Markenfans verursachte die Präsentation Schnappatmung. Der Porsche 924 kam mit einem wassergekühlten Reihenvierzylinder, der auch noch vorne saß und bis dato in etwas schwächerer Form den Audi 100 und – viel schlimmer –  den Lastesel VW LT befeuert hatte. "Ein Audi mit Porsche-Emblem und voller VW-Teile", lautete der Vorwurf.

Porsche 924 Foto: Porsche

"Hausfrauen-Porsche" oder "Warmwasser-Porsche" tönte es vom Stammtisch. Dann wurde aufgezählt: Die hinteren Schräglenker, die Querlenker der Vorderräder, die Türscharniere, die Lenkung, ja selbst die Schieber der Heizungsregler, alles aus dem VW-Regal.

Prima Fahreigenschaften und viel Platz

Manches kam auch von Audi. Das Vierganggetriebe (eine serienmäßige ZF-Fünfgangbox gab es erst ab 1979) oder die hinteren Trommelbremsen etwa. Immerhin spendierte der Konzern den ersten 924ern die reflektionsfreie Armatureneinheit mit nach vorn gewölbten Gläsern des Golf GTi  – in der Szene schon damals als "Tittentacho" gehuldigt. Die Zielgruppe des 924 war ungeachtet solcher verbaler Ausfälle eine durch und durch seriöse. Die Damenwelt war angesprochen, aber auch Jungfamilienväter, die von einem Porsche träumten, einen VW fuhren und sich allenfalls einen Audi würden leisten können.

Porsche 924 Foto: Porsche

Bingo: 23.240 Mark waren aufgerufen für den Ur-924. Ein Schnäpple. Selbst die Fuhrparkleiter schwäbischer Autobahnpolizei-Dienststellen drängten ihr Ministerium zum Kauf. Der 2+2-Sitzer war ja auch ein exzellentes Auto. Dadurch, dass das über eine Welle mit dem Motor verbundene Getriebe hinten saß, hatte der Wagen eine hervorragende Gewichtsverteilung. Die Fahrleistungen waren dank 125 PS und Tempo 204 nicht atemberaubend, aber absolut alltagstauglich. Auch lag das so verschmähte Aggregat im Porsche um 40 Grad nach rechts geneigt, was eine flache Haube und einen cw-Wert von 0,36 ermöglichte. Klappscheinwerfer boten Exklusivität und die 370 Liter Kofferraumvolumen waren sogar urlaubstauglich. Wo also lag das Problem der Spötter? Richtig: Es gab keins. Deshalb wurde der 924 auch 150.000-mal gebaut – ätsch.

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