Rover 3500 Null Understatement

Rover 3500 Foto: Archiv 8 Bilder

Acht Zylinder, 157 PS, 27.600 Mark teuer: Der Rover galt als Volks-Jaguar. Während sein Motor die Fans begeisterte, schüttelte die hintere Starrachse die Fahrgäste ganz schön durch.

British Leyland war 1975 fast pleite und gerade verstaatlicht, als die ersten Fotos eines neuen Rover auftauchten: schicke Keilform, topaktuelles Fließheck, langer Radstand. Im Auftrag Ihrer Majestät legte der Staatsbetrieb einen furiosen Neustart hin. 1977 wurde der Rover 3500 "Auto des Jahres". Nichts hatte er von der Schrulligkeit seines Vorgängers, nichts vom Understatement seiner Konkurrenten aus München oder Sindelfingen. Eher etwas vom Citroën CX, dessen Designer Robert Opron auch auf der Insel als Vorbild galt.

Der Rover hatte doppelt so viele Zylinder wie der CX

Allerdings hatte der Rover doppelt so viele Zylinder wie der CX: Acht Pötte in V-Form ließen 157 PS auf die Straße. 27.600 Mark waren aufgerufen für den Volks-Jaguar. Der dankte es mit dreisten Verarbeitungsmängeln und Kunststoffen, die schon beim Draufgucken verschlissen.

Dass sich dennoch relativ viele Besserverdiener in Deutschland für den Rover erwärmten, lag an dessen unbestrittener Extravaganz und natürlich am Motor. Wer einem der raren Händler eine Probefahrt in einem der noch rareren Vorführautos abschwatzen konnte, um den war’s geschehen. Seidenweich nannte die Zeitschrift "Hobby" den Motorlauf. Das Raumgefühl hinter dem futuristischen Lenkrad käme dem in einer Flugzeugkanzel gleich. Seine Fluggeschwindigkeit von 200 km/h erreichte der Rover übrigens im vierten Gang. Der fünfte war rein auf spritsparende Drehzahlminderung ausgelegt.

Ein Auto mit Königsmotor und Bettlerfahrwerk

Trotz dieser Entziehungskur zeigte der Rover mit 15 Litern ein Trinkverhalten, das dem britischer Ballermanntouristen in nichts nachstand. Wenig vornehm gab sich der Rover auch auf unebener Strecke, was an der hinteren Starrachse lag. Ein Auto mit Königsmotor und Bettlerfahrwerk auf die Straße zu bringen lässt sich allenfalls mit britischem Humor erklären.

1982 aber war Schluss mit lustig. British Leyland wurde abgewickelt und Rover dazu verdonnert, künftig mit Honda zusammen Motoren zu entwickeln. Englands Traditionalisten stöhnten. Es war, als müsse die Queen ihr Tafelsilber verscherbeln.