Prototypen Spielwiese der Designer

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Ein Auto, das keine Unfälle baut, ein E-Roadster aus Holz oder das selbstfahrende Paketdienstmobil – das Jahr 2016 hat uns mit vielen neuen Studie Lust auf die Autozukunft gemacht.

Auf den Automessen sind sie das Salz in der Suppe, versetzen die Besucher ins Staunen und lassen uns von einer besseren Zukunft der Mobilität träumen: Studien, die uns die Autoindustrie auch 2016 wieder in großer Zahl präsentierte. Die Thinktanks der Autoindustrie sind deutlich kreativer und visionärer als es das alltägliche Straßenbild vermuten lässt. Unter den vielen Konzepten des vergangenen Jahres haben sich einige besonders hervorgetan

Viel Aufsehen erregte gleich zu Jahresbeginn der Zero1 von Faraday Future. Mit der Wunder-Flunder wurde nicht nur ein rein elektrisch betriebenes Hypercar der Zukunft vorgestellt, sondern gleich auch eine neue Automarke, die in den USA Tesla Konkurrenz machen soll. Ein Highlight sind die 1.000 PS aus insgesamt vier Motoren. Zudem soll die Sportwagenvision autonom fahren können, sowie viele onlinebasierte Nutzungsmöglichkeiten und Augmented-Reality-Funktionen bieten. Ob den hochtrabenden Plänen allerdings Taten folgen, bleibt abzuwarten.

BMW: Blick zurüvk in die 70er

Eigentlich nur bauen bräuchte BMW den im Frühjahr vorgestellten 2002 Hommage. Dieser deutet keine großspurigen Zukunftsvisionen an, sondern wirft einen Blick zurück auf den legendären Heißsporn 2002 Turbo, dessen Formen auch heute noch faszinieren. Die Neuzeit-Interpretation Hommage vermittelt trotz moderner Optik ganz viel von dieser Faszination. Technisch ließe sich der Neuzeit-2002 leicht für den Serienbau umsetzen, denn unter seiner Blechhaut steckt mit dem 2er Coupé ein Großserienfahrzeug. Praktisch wird der Hommage aber nur ein Traum bleiben, der an eine Sternstunde des Autobaus der Vergangenheit erinnert.

Gleiches trifft auf den Opel GT Concept zu. Auch hier geht es um einen Vorschlag, wie ein später Nachfolger der einst legendären Volks-Corvette aussehen könnte. Die Fans waren sich schnell einig, dass es so gehen könnte. Die Technik ist zudem bodenständig, denn unter der langen Haube des Bonsai-Boliden steckt ein 145 PS starker Dreizylinder-Benziner, der eine Sprintzeit in acht Sekunden und eine Höchstgeschwindigkeit von 215 km/h erlaubt. Eigentlich müsste Konzernmutter GM nur grünes Licht geben, doch bisher hat Opel nichts von einer positiven Entscheidung über einen Serienbau angedeutet.

Mercedes: Coupé mit Glanz und Gloria

Ein Coupé ganz anderen Zuschnitts hat Mercedes im Sommer gezeigt: Das Super-Coupé Mercedes-Maybach 6 verkörpert das absolute Gegenteil des Volkssportlers Opel GT. Hier haben die Stuttgarter vielmehr ein Luxuscoupé für Superreiche entworfen, dessen verschwenderische Proportionen beim Betrachter Schnappatmung auslösen. Ob der ewig lange Vorderwagen, die 24-Zoll-Räder oder die Flügeltüren – in jeder Faser seiner Existenz hebt sich dieses Auto vom Einerlei ab. Wohl auch deshalb wird dieser Big Benz ein unerreichbarer Traum bleiben. Doch gewisse Elemente der Studie dürften sich irgendwann im Serienbau zukünftiger Mercedes-Modelle wiederfinden. Vielleicht kommt sogar in ein paar Jahren tatsächlich ein Maybach-Coupé. Und vielleicht auch ein rein elektrisch betriebenes, wie eben die Studie, die dank der vier E-Motoren über 750 PS verfügt und dank einer 80-kWh-Batterie bis zu 500 Kilometer weit kommen soll.

Mercedes: Pakettranporter mit Drohne

Apropos elektrisch: 2016 war das Jahr, in dem der Elektroantrieb bei Studien fast schon Standard war. Wie etwa beim Vision Van von Mercedes, der sich trotz seiner futuristischen Hülle in vielen Punkten als durchaus realistischer Entwurf für einen Kleintransporter der Zukunft empfiehlt. Diese Sprinter-Vision ist nicht nur emissionsfrei unterwegs, sie findet auch ganz von selbst den Weg zum nächsten Paketempfänger. Der Fahrer darf sich derweil auf die Auslieferung vorbereiten. Dafür muss der Bote nicht einmal aussteigen, da die Paketübergabe auf per Drohne erfolgen kann.

Ebenfalls autonom und elektrisch unterwegs ist eine von Mini im Sommer 2016 vorgestellte Studie namens Next 100. Das optisch sehr visionär gestaltete Konzept bietet dank E-Antrieb und autonomer Fahrtechnik völlig neue Freiheitsgrade in Hinblick auf die Innenraumgestaltung. Trotz einer kompakten Karosserie ist die Fahrgastzelle geräumig, unter anderem weil auf sicherheitsrelevante Aspekte wie Airbags oder Knautschzonen verzichtet werden konnte. Der Next-100-Mini baut schlichtweg keine Unfälle. So einfach kann das sein.

Verkehrsunfälle und ihre Folgen sind eine der großen Geißeln unserer hochmobilen Welt. Eine Studie der australischen Verkehrssicherheitsbehörde hat deshalb einen überlebenstüchtigen Insassen entworfen. Nein, bei dieser Studie handelt es sich nicht um ein Auto, sondern um einen Menschen. Und zwar um einen von äußerst robuster Machart. Graham heißt der Freak, der mit viel Fett im Gesicht und einer helmartigen Schädelform auch mit voller Wucht gegen ein Lenkrad prallen kann, ohne größere Schäden davon zu tragen. Die Frage nach einer Serienversion mag sich in diesem Fall erübrigen, doch wer weiß, welch seltsame Blüten die Evolution über lange Zeiträume hervorzubringen imstande ist.

Kugelreifen von Goodyear

Ebenfalls kein Auto und ebenfalls dick und rund ist eine Reifenstudie von Goodyear namens Eagle-360. Bei dem Pneu der Zukunft handelt es sich um eine schwarze Kugel mit Profil, die künftig unter Elektroautos geschnallt werden könnte. Was irgendwie nach Science-Fiction-Spinnerei à la "I, Robot" klingt, ist durchaus ernstgemeint. Der Kugelreifen soll nämlich gleich noch im Inneren einen Antriebsmotor beherbergen. Ähnlich wie bei Radnabenmotoren könnte dann auf den eigentlichen Motor verzichtet werden, was völlig neue Möglichkeiten bei der Karosseriegestaltung eröffnen könnte. Laut Goodyear allerdings nicht vor 2030.

Gut stehen könnten diese Reifen einer von Renault im Herbst auf dem Pariser Autosalon vorgestellten Studie eines futuristisch anmutenden Elektrosportwagens namens Trezor. Dank reichlich Power kann diese Flunder ziemlich schnell und sogar bis zu 300 Kilometer weit fahren. Auf Wunsch auch autonom. Beeindrucken kann der Trezor vor allem mit seinen Proportionen, denn der 4,70 Meter lange Zweisitzer baut nur einen Meter hoch. Und er hat keine Türen, stattdessen öffnet sich die ganze Fahrgastzelle nach oben. Unter anderem dank dieser Lösungen liegt der Luftwiderstandsbeiwert bei 0,22. Klingt mehr als spannend, bleibt aber ein Einzelstück.

Toyota: Holz als Werkstoff

Aus im Wortsinn ganz anderem Holz geschnitzt ist die Toyota-Studie Setsuna, die im April auf der Mailänder Möbelmesse Design Week vorfuhr. So wurde für die Außenverkleidung des bootsartigen Roadsters Zedernholz verwendet, während der Rahmen aus Birke ist. Montiert wurde die Setsuna von einer traditionellen japanischen Tischlerei, die weder Nägel noch Schrauben verwendet. Für den Antrieb sorgt ein nicht näher beschriebener Elektromotor. Lautlos, abgasfrei in einem wie ein feines Möbelstück getischlertem Auto durch gesunde Wälder stromern – könnte das nicht herrlich sein?! 2016 hat jedenfalls viele Studien hervorgebracht, die den Weg in die richtige Richtung weisen.