Reichlich spät stößt der Volvo XC40 zu den begehrten kompakten SUV hinzu. Doch was lange währt, wird im Normalfall auch gut. Oder nicht? Ein erster Fahrbericht.
Volvos absoluter Bestseller ist der Midsize-SUV XC60. Den richtigen Reibach allerdings machen die kompakten SUV eine Klasse darunter. So war es nur eine Frage der Zeit, bis die Schweden den XC40 auf die Straße schicken. Der, so ist die Hoffnung, soll im mittlerweile ziemlich dicht besetzten Segment noch mehr Umsatz einfahren als der große Bruder. 20.000 Vorbestellungen seien für den Neuen immerhin schon eingegangen. Und das, obwohl der XC40 in einer Liga mit starken Konkurrenten wie Audi Q3, Mercedes GLA oder etwa dem neuen Jaguar E-Pace spielt.
Erster Dreizylinder-Turbobenziner von Volvo
Warum der XC40 so spät kommt? Volvo wollte seinen kompakten SUV unbedingt auf die neue CMA-Plattform stellen. Aus gutem Grund. Denn damit treiben ihn nicht nur klassische Verbrenner an. Noch dieses Jahr legt Volvo vom XC40 einen Plug-in Hybriden auf und in gut zwei Jahren soll der SUV sogar rein elektrisch fahren können. Nur mit der neuen Architektur ist es den Ingenieuren möglich, die Antriebstechnologie samt Akkus zu verstauen.
E-Mobilität ist aber auch bei Volvo noch Zukunftsmusik. Aktuell stehen kompakten SUV kleine Verbrennungsmotoren ganz gut. Volvo rüstet sein neuestes SUV daher als erstes Modell mit einem Dreizylinder aus. Im T3 feiert der 156 PS starke Turbobenziner noch im Frühjahr seine Premiere. Mit Sechsgang-Schaltung, Frontantrieb und Basisausstattung ist der XC40 dann schon ab 26.344 Euro netto zu haben. Wenn Sie nicht so lange warten möchten, müssen Sie deutlich tiefer in die Tasche greifen. Aktuell können Sie lediglich zwischen dem D4 (37.647 Euro) mit 190 PS starkem Diesel und dem T5 (38.739 Euro) mit einem 247-PS-Benziner wählen. Beide rüstet Volvo serienmäßig mit Allrad und einer Achtgang-Automatik aus.
Praktischer Kofferraum und geräumige Staufächer
Ein vergleichbarer XC60 kostet Sie übrigens 3.000 Euro mehr. Doch braucht es den großen SUV überhaupt? Wenn wir vor dem kantigen Klotz stehen, fällt uns gar nicht auf, dass der XC40 mit 4,43 Metern gut 25 Zentimeter kürzer ist als der neu aufgelegte XC60. Das gilt auch, wenn wir uns hinters Steuer auf die angenehm gepolsterten und mit Nappaleder bezogenen Sportsitze klemmen. Üppiges Raumgefühl vermittelt alleine schon der geradlinige Armaturenträger mit schickem Alu-Dekor. Die Mittelkonsole ist frei von Tasten. Im Grunde steuern wir alle Funktionen über den neun Zoll großen Touchscreen. Das Infotainment-System hat den Look eines Tablets, das Volvo hochkant in die Mitte einsetzt. Mit Wisch- und Ziehbewegungen lässt es sich spielend leicht bedienen. Praktisch ist die große offene Smartphone-Ablage vor der Schaltkonsole, die unser Handy gleich induktiv mit Strom versorgt.
Ein paar Tricks hat Volvo auch in Sachen Stauraum auf Lager. Die Lautsprecher, die üblicherweise die Seitentaschen deutlich verkleinern, platzieren die Schweden auf Höhe des Türgriffs – unauffällig integriert in das Alu-Dekor. So passt sogar unser 17-Zoll-Notebook in die Türinnenseite, inklusive einer 1,5-Liter-Wasserflasche davor. Den doppelten Ladeboden im Kofferraum (460 bis 1.336 Liter Volumen) können wir so geschickt klappen und falten, dass er unsere Trolleys in Form einer Trennwand zusammenhält und gleichzeitig auch als Halterung für unsere Laptop-Taschen und Einkaufstüten dient. Und keine Sorge, falls Sie den Wagen mal spontan unterwegs bis oben hin beladen, die komplette Kofferraumabdeckung findet solange im Unterfach einen Platz. Was sich Volvo sonst noch einfallen lassen hat? Das in Schwarz oder Weiß farblich abgesetzte Dach zu Beispiel. Eine kleine Designspielerei, die bei kleinen SUV nicht fehlen darf.
Staupilot und teilautonomes Fahren bis Tempo 130
Vielfahrer können beruhigt zum D4 greifen. Sportlich geht’s im 190 PS starken Selbstzünder zwar nicht zu, doch nur beim Überholen auf der Landstraße kommt uns der Wunsch nach mehr Power in den Sinn. Denn dann färbt sich das wohlige Diesel-Grummeln kurzzeitig in ein angestrengtes Dröhnen. Flotter geht‘s im 247 PS starken Benziner vorwärts. Beim Herausbeschleunigen des 1,8-Tonners spricht der Vierzylinder-Turbomotor schneller an, packt beherzter zu und klingt dabei auch noch kerniger.
Diesel oder Benziner? Bei der Frage nach der Ausstattung spielt das zumindest keine Rolle. Beide starten in der Linie Momentum. Zum Serienumfang gehört dann unter anderem das große Infotainmentsystem Sensus Connect, eine Klimaautomatik, Einparkhilfe oder etwa 18-Zoll-Aluräder. Bekannt ist Volvo vor allem für seine Sicherheit. So ist im XC40 serienmäßig ein Kollisionswarner an Bord, er hält aktiv die Spur und erkennt zudem Verkehrszeichen. Das ist aber nur ein Teil der umfangreichen Assistenzsysteme. Am besten fahren Sie mit dem Sicherheitspaket Intellisafe Pro. Der Volvo warnt dann zudem vor Autos im toten Winkel, beim Rückwärtsausparken zusätzlich vor Fußgängern und Radfahrern oder er cruist teilautonom durch den Stau oder über die Autobahn bis Tempo 130. Ganz ehrlich: 1.344 Euro sind dafür mehr als akzeptabel. Volvo will vieles, aber mit Sicherheit keinen Reibach machen.