VW erweitert Angebot in China Ab durch die Mitte

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VW verkauft schon jetzt jedes vierte Auto im Reich der Mitte

Der Kontrast könnte kaum größer sein: Nur 100 Meter entfernt von Hongkongs größtem Brachland wartet im VW Flagship-Store ein hochglanzpolierter Phaeton auf betuchte Kunden. Während Hongkongs ehemaliger Stadtflughafen Kai Tak seit 13 Jahren wegen Nutzungsstreitigkeiten und verseuchtem Boden im Dämmerschlaf versunken ist, pulsiert vor VWs modernstem chinesischem Verkaufsraum der Verkehr.

Der Fahrzeugmarkt in China ist geradezu explodiert

Stoßstange an Stoßstange stauen sich Autos in der Wang Chiu Road. VW, Audi, Mercedes, BMW, Toyota – alle großen Marken sind zu sehen. Chinas Hunger nach Konsum und nach individueller Mobilität ist ungebrochen. Im Jahr 2011 wird das Bruttosozialprodukt um rund 9,3 Prozent wachsen. 2020 wird die städtische Bevölkerung nach einer Prognose von McKinsey rund 2,8 Billionen Euro für Waren ausgeben, dreimal so viel wie noch im vergangenen Jahr. Ganz weit oben auf der Wunschliste steht das eigene Auto. Der Fahrzeugmarkt ist in den letzten Jahren nahezu explodiert. Die Zahl der Autoverkäufe hat sich von 2008 bis 2010 mehr als verdoppelt. Jeder fünfte Pkw weltweit wird heute in China abgesetzt.

Kein Wunder, dass sich dort alle großen Hersteller tummeln. Vorneweg die VW-Gruppe. Sie ist seit 1984 vor Ort und beschäftigt dort heute über 40.000 Menschen. 1,9 Millionen oder gut jeden vierten Pkw hat der Konzern im vergangenen Jahr in China verkauft. Somit hat sich der VW-Konzern mit einem Marktanteil von 19 Prozent längst als Platzhirsch und mit einem gehörigen Vorsprung vor der GM-Gruppe (10,3 Prozent) und dem Hyundai-Konzern (9,1 Prozent) etabliert.

VW Nutzfahrzeuge und Seat gehen 2012 an den Start

Doch das Potenzial sei noch längst nicht ausgeschöpft, sagt Weiming Soh, Vizepräsident der Volkswagen-Gruppe China. 2012 treten mit VW Nutzfahrzeuge und Seat zwei weitere Konzern-Marken im Reich der Mitte an. Allerdings wird die Nutzfahrzeugsparte keine Transporter, sondern eine Luxusversion des VW Multivan mit wahlweise sechs oder sieben Sitzen in die Schauräume stellen. Zielgruppe: Hotels, Shuttle-Dienste, Golf-Clubs, aber auch Unternehmen mit Premiumfahrzeugen und entsprechendem Budget.

Noch stehen die Preise nicht fest, wegen der hohen Einfuhrsteuer dürfte der 204 PS starke Multivan 2.0 TSI DSG aber deutlich mehr kosten als die 60.000 Euro brutto, die man in Deutschland für den Luxus-Van mindestens hinblättern muss. Betuchte Käufer zu finden sollte trotzdem nicht schwer fallen. VW genießt in China ein hohes Ansehen. So werden beispielsweise nirgendwo auf der Welt mehr Phaeton gekauft. Und auch für Konzern-Tochter Bentley ist China der weltweit wichtigste Absatzmarkt. Das Luxussegment verspricht hohe Renditen, entsprechend hoch wird der Multivan hoch platziert und nur in Top-Version angeboten.

Seat dagegen spielt in China die sportliche Karte. Die Marke geht mit FR- und Cupra-Versionen von Ibiza und Leon an den Start und baut gleichzeitig ein Händler- und Servicenetz auf. „Wir werden mit 15 Standorten in den größten Städten starten, um uns dann wellenartig in alle großen Städte auszubreiten“, sagte Seat-Chef James Muir auf der Guangzhou Auto Show im November. Dass in China die ersten Händler mit neuer Optik und besserem Service starten, zeigt, wie wichtig die Spanier den Markt nehmen. Das Händler-Konzept soll später weltweit eingesetzt werden. Sicherlich auch in Hongkong. In der Nähe von Konzernschwester VW gäbe es genügend Platz: Der ehemalige Kai-Tak-Airport soll 2012 bebaut werden.