Reifentest Die besten Winterreifen für die Golf-Klasse

11 Reifen für die Golfklasse Foto: Dino Eisele 4 Bilder

Bester Grip auf Schnee und Eis? Das genügt für einen guten Winterreifen längst nicht mehr. Damit der Außendienst sicher ans Ziel kommt, muss der Reifen bei Nässe punkten und schnelle Autobahnetappen abkönnen.

W Golf, Ford Focus, Skoda Octavia, Audi A3 und viele mehr: Sie alle rollen auf Reifen der Größe 205/55 R 16. Klar, es gibt größere und breitere Schlappen für fast alle Firmenwagen. Doch in der Kompaktklasse hat sich dieses Format gerade bei Winterreifen als Standard durchgesetzt, mit ent­sprechend günstigen Einkaufs­preisen. Grund genug, genau diese ­Reifengröße von unseren Kollegen von "auto motor und sport" ausgiebig testen zu ­lassen.

Erstmals wurden dabei die einzelnen Testkategorien speziell im Hinblick auf Vielfahrer und Flottenfahrzeuge gewichtet. Die Fahreigenschaften bei nasser und trockener Straße fließen mit je 30 Prozent in das Endergebnis ein, die Schnee-Performance macht dagegen nur 20 Prozent der Endnote aus. Das trägt den geänderten Wetterbedingungen Rechnung. Rollwiderstand und ­Abrollgeräusche fließen zusammen mit 15 Prozent ins Endergebnis ein, die restlichen fünf Prozent macht der Kaufpreis aus, der erstmals bewertet wird.

Schneepoker in Nordschweden

Für die Schneeprüfungen war ein Test­gelände in Schwedisch-Lappland reserviert. Konstant tiefe Temperaturen, weitläufige, perfekt präparierte Flächen auf zugefrorenen Seen und aussagekräftige Handlingstrecken durch verschneite Wälder versprechen ideale Testbedingungen. Sechs Tonnen Räder, Reifen und ­Material, dazu vier Testwagen warten bereits ­nahe dem Polarkreis auf ihren Einsatz.

Die drei Fahrer des "auto motor und sport"-Testteams bewerten gleichzeitig das aus zehn Reifen bestehende Testfeld in den Disziplinen Traktion, Schneebremsen, Slalom und Handling. Das bedeutet Fahren, Auswerten und Räderwechseln im Akkord. Gleich vier Reifen balgen sich in der Auswertung um die goldene Schnee­flocke, vorneweg der neu entwickelte Goodyear Ultra Grip 9, dicht gefolgt vom ebenfalls ­neuen Michelin Alpin 5. Knapp dahinter der Dunlop SP Winter Sport 4D, nur minimal schlechter der Continental WinterContact TS 850. Alle vier erreichen ohne Patzer Bestnoten in der Winterwertung. Sind die Firmenwagen also vorwiegend im Mittelgebirge und Voralpenland unterwegs, sind diese Pneus erste Wahl.

Mit leichten Schwächen, jedoch ebenso ohne Einschränkung für die Fahrt auf Winterstraßen zu empfehlen sind der Hankook i*Cept RS, der Nokian WR D3, der Pirelli Snow Control Serie 3 und der Toyo Snowprox S943. Der Bridgestone LM-32 und der günstige Westlake SW 608 hingegen können nicht mithalten.

Showdown in Norddeutschland

Nur wenige Wochen nach den Tests in Eis und Schnee müssen die zehn ihr Können bei norddeutschem Schmuddelwetter unter Beweis stellen. Der nasse Asphalt der selektiven Teststrecken fordert zunächst zu Brems-, Aquaplaning-, Handling- und Seitenführungstests.

Überragend und ohne Tadel: Continental TS 850 sowie der filigran profilierte Michelin Alpin 5. Empfehlenswert auch die Reifen von Goodyear, Dunlop, Bridgestone, Nokian und Pirelli, trotz dessen leichter Schwächen im Aquaplaning. Für Winterreifen als eindeutig zu wasserscheu outen sich Hankook, Toyo und Westlake.

Doch gute Winterreifen müssen nicht nur auf Schnee und Nässe, sondern genauso auf trockener Straße überzeugen. Allerdings stellen die unterschiedlichen Fahrbahnoberflächen und Temperaturen teils diametral verschiedene Anforderungen an die Kon­struktion. So ist für besten Grip auf Schnee und Eis etwa eine möglichst feingliedrige Profilierung mit zusätzlichen Einschnitten (Lamellen) hilfreich. Ein Profil, das aber kurze Bremswege auf trockenem Asphalt fast un­möglich macht. Ähnliches gilt für die Gummimischung: Weiche Mischungen sorgen zwar für sicheren Schneegrip, ­haben dafür aber deutliche Nachteile auf trockener Straße, im Rollwiderstand und im Verschleiß.

Bei der Entwicklung eines möglichst

sicheren Reifens für alle Fahrbahnober­flächen muss daher ein idealer Kompromiss gefunden werden. Eine echte Herausforderung, nicht umsonst ist die Winterreifenkonstruktion die Königsdisziplin der Reifen­ingenieure.

Zurück zum Test: In der Winter- und Nässewertung liegt der Good­year Ultra Grip vor Michelin und dem Conti TS 850, der den letzten Winterreifentest gewann, damals in dem für Mittelklassewagen passenden Format 225/50 R 17. Können sich die beiden gegen den Vorjahres­sieger behaupten? Auf trockenem Asphalt liefern Pirelli, Nokian und die fast wie ­Sommerreifen fahrbaren Pneus von Bridge­stone und Toyo beste Ergebnisse. Doch der bewährte Conti TS 850 lässt nichts anbrennen und fährt mit beispielhaft niedrigem Rollwiderstand letztlich auf Platz eins – das Prädikat "sehr gut" ist ihm sicher.
Die beiden Schnee-Cracks Goodyear Ultra Grip 9 und Michelin Alpin 5 knicken bei forcierter Fahrt auf trockener Strecke etwas ein, Good-year und Dunlop teilen sich Rang zwei.

Während Pirelli, Nokian, Bridgestone und Hankook noch entspannt in die ­Empfehlungszone fahren, fordert der günstige Westlake aus China zu große Kompromisse. Doch Reifen aus chine­sischer Produktion scheinen allmählich besser zu werden.

Alleskönner liegen vorn

Kennen Sie das Wetter von morgen? Ihr Reifen auch nicht. Gut, wenn er auf alle Eventualitäten vorbereitet ist. Und das sind unsere Testsieger: für kalte Nässe, Schnee und trockene Straßen gleichermaßen geeignet, dazu komfortabel und spritsparend. Weniger sollten auch Sie nicht fordern und weniger darf Ihnen die Sicherheit Ihrer Fahrer nicht wert sein.

So wurde getestet

Um höchste Genauigkeit und Ergebnissicherheit zu gewährleisten, werden, so weit möglich, sämtliche Versuche in diesem Test mehrfach durchgeführt. Grundsätzlich erhält der beste Reifen die maximal mögliche Punktzahl. Das Bewertungsschema folgt einer progressiven mathematischen Funktion, wodurch sichergestellt ist, dass auch hochwertige, in ihren Eigenschaften nahe beieinander liegende Produkte ausreichend trennscharf bewertet werden können.

Dieses Schema gilt sowohl für die objektive Bewertung durch Messgeräte als auch die subjektive Benotung durch die spezialisierten Testfahrer, was etwa bei der Beurteilung des Komforts und des Handlings zum Tragen kommt. Beim Handling auf nasser oder trockener Bahn führt ein ausgewogenes, sicheres Fahrverhalten zu einer Optimalbenotung. Der Rollwiderstand der Reifen wird auf Rollenprüfständen ermittelt, basierend auf EU-Regularien, was dem Rollwiderstands­beiwert bei 80 km/h entspricht.

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