BMW 330e Plug-in Langzeittest Geht gut, aber….

BMW 330e 2020 Foto: Immanel Schneeberger 11 Bilder

Passen Plug-in Hybridantrieb und Langstrecke zusammen? firmenauto hat's mit einem BMW 330e zwei Monate lang getestet. Vieles lief gut, aber häufig steckte der Teufel im Detail

Plug-in Hybriden sind gerade schwer in Mode. Aus finanziellen Gründen. Die halbierte Bemessungsgrundlage für die Dienstwagensteuer reicht dafür aus, dass täglich Fahrer bei ihrem Fuhrparkleiter anklopfen und um eine neue Car-Policy bitten. Dazu kommen bis zu 6.750 Euro Förderung auf den Kaufpreis. Grund genug, sich ein Modell der Mittelklasse mal genauer vorzuknöpfen, wie wir finden. Der BMW 3er erfreut sich als Dienstwagen großer Beliebtheit, und als 330e warten 292 PS unter der Haube. Wer findet das nicht besser als 190 Diesel-PS im 320d? Wir machen also die Probe aufs Exempel und adoptieren für zwei Monate einen 330e. Lange Strecken, kurze Strecken, Arbeitswege – der Plug-in Hybride wurde nicht geschont.Vorab zum Preis: 5.625 Euro Umweltprämie gibt es, dank serienmäßiger Navigation liegt der Preis in etwa auf Höhe des 320d. Für den Fahrer gibt’s Steuervorteile. Bis hierhin kein Stich für den Diesel.

Also ab auf die Langstrecke, rein ins Dieselrevier. Stuttgart–Berlin: 638 Kilometer, fast ausschließlich Autobahn. Der Akku ist randvoll, das bedeutet 10,4 kWh nutzbare Energie. Reicht für knapp 50 Kilometer. 41 Liter Super müssen es auf dem Rest der Strecke richten. Das Navi hilft bei der Krafteinteilung: Nach der Zieleingabe entscheidet der BMW selbst, wann er elektrisch fährt und wann der Benziner dazukommt. Durch Würzburg geht es beispielsweise komplett elektrisch. Auf der Autobahn ist der Benziner nur in Rollphasen in Pausenstimmung. Die Reichweitenanzeige diktiert den Fahrstil: Es könnte gerade so ohne Zwischenstopp klappen. Reisetempo um die 130. Der Bordcomputer verspricht fünf Liter Durchschnittsverbrauch, am Ende wird es doch spannend. 5,1 Liter im Durchschnitt, dazu eine Akkuladung aus der Dose. Nicht schlecht, oder?

Adreas Techel Foto: Hanno Boblenz
Laden geht ganz einfach: Mit App die Station freischalten, BMW anstöpseln und abschließen - fertig. Im Display sagt der Wagen, wann er voll geladen ist.

Gut, jetzt wenden Sie ein, dass Ihre Außendienstler keinen so disziplinierten Gasfuß haben wie ein Redakteur auf Schleichfahrt. Stimmt ja auch. Wir fahren also unsere Standard-Verbrauchsrunde inklusive Vollgasanteil auf der Autobahn. Im ersten Durchlauf mit vollem Akku. Der Schnitt: 5,4 Liter Super und 10,4 kWh Strom. Nachladen konnten wir dann übrigens 11,6 kWh, macht 11,5 Prozent Ladeverlust. Die lassen wir bei der zweiten Runde weg, der Akku ist jetzt leer. So zieht der 330e im Schnitt 7,6 Liter aus dem Tank. Wer an seiner Ladestelle Ökostrom bezieht und folglich zumindest gelegentlich an Klima und Umwelt denkt, sieht: Nachladen lohnt sich.

Foto: firmenauto

So halten wir es auch im restlichen Testzeitraum. An jeder Lademöglichkeit kommt der Stecker rein. Auf einer Autobahnfahrt nach München lassen wir es auch mal laufen und brauchen nebst einer Akkuladung sechs Liter Super im Schnitt. Plug-in Hybriden saufen also auf Langstrecke – wenn sie SUV sind. Bestellen Sie lieber flache Autos. Sie freuen sich dann zwar nicht beim Einsteigen ins Tiefparterre, aber umso mehr beim Blick auf die Tankrechnung.

Natürlich geht es nicht nur um den Verbrauch. Die tiefe Sitzposition macht Ausflüge auf Landstraßen ebenso zum Vergnügen wie die üppige Leistung im Hybridmodus. Daran wollten wir auch unsere Verlagskollegen teilhaben lassen. Voraussetzung war eine passende Pendelstrecke zum Büro. Einige erklärten sich bereit und suchten fleißig nach Kritikpunkten. Daran mussten wir sie erinnern, denn im ersten Moment waren die Probefahrer begeistert.

Das Drehmoment, die Ruhe und das gute Infotainmentsystem samt verständiger Sprachbedienung, Onlinenavigation und nahtloser Smartphone-Integration stießen allerorten auf Zustimmung. Weniger gefiel uns der flache Gepäckraum. Unter dessen Boden versteckt sich nämlich der Akku.

Foto: Hanno Boblenz
Ganz leer ist die Batterie nie, da sie im Schub nachgeladen wird. Durch die Rekuperation fährt man also auch mit "leerer" immwer wieder kurze Strecken elektrisch, und wenn es nur ein paar Meter sind. Gut ein Drittel der 7000 Kilometer sind wir elektrisch gefahren.

Die Reichweite ist für einen Hybriden zwar recht gut, auf Kritik stieß sie dennoch. Mindestens tägliches Laden empfanden die meisten als lästig. Klar, der Stecker ist schnell einsatzbereit, das Auto danach aber umso langsamer. Kaum verständlich, warum der BMW nur einphasig lädt. So sind 3,7 kW Ladeleistung das höchste der Gefühle und dreieinhalb Stunden Wartezeit für 50 Kilometer Reichweite das Ladesäulen-blockierende Ergebnis.

Besser geeignet scheint da das Laden an der heimischen Steckdose. Über Nacht ist das Auto immer voll, mit Wallbox geht’s dann genauso schnell wie an der flottesten Schnellladesäule. Das Problem im Dienstwagen-Alltag: Wenn ein Thema so nervt, landet das Auto am Ende doch wieder nur an der Super-Zapfsäule. Das ist bei den aktuellen Spritpreisen günstiger als das Laden an öffentlichen Säulen. Verkehrte Welt, wenn nicht einmal der finanzielle Anreiz zum Nachstromen einlädt. Hier zählt also allein Idealismus – oder günstiger Strom in der Firma.

Den hatten wir zwar nicht, aber dennoch legten wir rund 2.400 unserer 7.300 Kilometer elektrisch zurück. Einmal klemmte der Tankdeckel, einmal widersetzte sich der BMW drei Minuten lang dem Versuch, aufgeschlossen zu werden, doch sonst zeigte uns der 330e in aller Offenheit: Ein Plug-in Hybride auf der Langstrecke ist in Ordnung. Besser noch gefällt es ihm, kurze Strecken stromernd vor sich hin zu summen und so das Umweltgewissen der Firma und den Steuerbescheid des Fahrers zu schonen.

BMW 330e Plug-in Hybrid Test
Steuer sparen dank Stecker