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BMW 2er Active Tourer Der i3 für alle

Foto: BMW 7 Bilder

Parallel zum elektrischen Karbon-Revolutionär i3 entwickeln die Bayern auch einen vergleichsweise konventionellen Van, der deshalb wohl halbwegs bezahlbar wird.

BMW entdeckt die Raumfahrt. Getrieben von der Angst vor immer volleren Städten bringen die Bayern auf immer kleinerer Fläche immer mehr Raum unter. Das beweisen sie nicht nur beim elektrischen Kleinwagen i3 mit seiner revolutionären Karbon-Karosserie. Nach diesen Vorgaben haben sie für den Pariser Salon auch die Studie „Active Tourer“ entworfen. Auch wenn den 4,35 Meter langen und 1,56 Meter hohen Wagen in München niemand einen Van oder gar eine Großraumlimousine nennt, soll er mit erhöhter Sitzposition und angehobenem Dach genau jene Kunden ansprechen, die bislang eine Mercedes B-Klasse oder einen VW Golf Plus gekauft haben und sich wegen des finanziellen oder des geografischen Aktionsradius’ so schnell einen i3 nicht leisten können.

„Wir wollen jungen Familien und aktiven Menschen mit einem erhöhten Platzbedarf das passende Fahrzeug auch für den dichten Stadtverkehr geben“, umreißt Designer Michael de Bono den Leitgedanken des Projekts, der beim i3 nicht anders war. Nur dass der Active Tourer viel konventioneller gestrickt ist. Als greifbare Alterative für das Hier und Heute ist er der erste BMW, der sich die Plattform mit dem nächsten Mini teilen wird. Das zwingt die Bayern zwar zum Wechsel auf Frontantrieb und bringt die Hohepriester der angetriebenen Hinterachse ein wenig in Argumentationsnöte. Aber der vorn quer montierte Motor braucht wenig Platz, der Verzicht auf einen Kardantunnel garantiert einen ebenen Boden und die Verschmelzung mit Mini drückt die Kosten für die Konstruktion. Außerdem sollen dem Active Tourer bald die anderen kleinen Modelle von BMW folgen: Alles unterhalb des Dreiers, so hört man in München, wird beim jeweils nächsten Generationswechsel auf Frontantrieb umgestellt.

Die Bayern wissen, dass sie mit diesem Entwurf ihre Markenwerte gefährlich weit dehnen. Deshalb hat Designer de Bono den Active Tourer auch betont sportlich gezeichnet. „Die Freude am Fahren kann man der Studie förmlich ansehen“, erklärt er und schwärmt von knackigen Proportionen, muskulösen Flächen und dynamischen Linien. In der Tat ist die Motorhaube prägnanter ausgeformt als bei vergleichbaren Fahrzeugen der Konkurrenz, und die Heckscheibe neigt sich sogar weiter nach vorn als etwa beim Einser. Außerdem hat de Bono lange mit den Aerodynamikern zusammen gesessen und ein paar ebenso effektive wie effekthascherische Details ausgebrütet. Zusätzlich zum Heckspoiler gibt es an der Kehrseite des Hochdach-Bayern deshalb Aero-Blades, die scharf aussehen und die Luft schneiden sollen. Und vorn, unter der zugunsten des cW-Wertes fast komplett
geschlossenen Niere, gibt es verchromte Luftkanäle, die in markanten Kiemen tief unten in den Türen auslaufen.

Auch innen will der Active Tourer eher spacig als spießig sein. Praktische Extras wie Geheimfächer im Wagenboden, ausklappbare Kindersitze oder pfiffige Einbauregale sucht man vergebens. Und mehr als umklappen oder verschieben kann man zum Beispiel die Rückbank auch nicht. Aber dafür gibt es iPads mit eigens programmierten BMW-Apps für den Nachwuchs, eine spektakuläre Inszenierung auf dem großen Front-Monitor und futuristische Bedienelemente, die wie Sensorfelder in den orange hinterleuchteten Kunststoff-Konsolen schweben. Allerdings darf man sich da keinen Illusionen hingeben. Schon bei der Studie sind viele dieser Details ohne Funktion, und für die Serie wahrscheinlich aus Kostengründen ohne Chance.

Während die Designer beim Zuschnitt des Active Tourer ein wenig nach dem i3 geschielt haben, hat der Antrieb Parallelen zum grünen Supersportwagen i8. Denn genau wie der Flachmann von Captain Future fährt auch die Pariser Studie als Plug-In-Hybrid,
erläutert Entwickler Frank Reuter. Bestenfalls über 30 Kilometer rollt der Wagen bei gemäßigtem Tempo rein elektrisch, bevor der Akku für zwei Stunden an die Steckdose muss. Auf weiten Strecken übernimmt ein 1,5 Liter-Dreizylinder-Benziner. Und wenn es
der Fahrer richtig sportlich möchte, spannt die Elektronik beide Antriebe zusammen. Dann treiben 190 PS den Active Tourer in weniger als acht Sekunden auf Tempo 100 und ermöglichen rund 200 km/h Höchstgeschwindigkeit.

Damit wäre der Active Tourer zwar jenseits der bisherigen Prototypen das erste BMW-Modell mit nennenswerter elektrischer Reichweite und Entwickler Reuter klingt so, als sei diese Variante tatsächlich auch für die Serie geplant. Doch so schnell wird sie
nicht kommen. Stattdessen startet der Wagen mit neuen Dreizylinder-Dieseln und –Benzinern, die BMW-Kunden ein wenig Umgewöhnung abverlangen werden. Denn sie sind nicht nur quer montiert, sondern treiben mit Rücksicht auf die von Mini
übernommene Plattform erstmals nur die Vorderräder an. Dass sie damit ein lange gehütetes Tabu brechen, ist den BMW-Managern schmerzlich bewusst. Doch wollen sie die Freude am Fahren deshalb nicht opfern, sagt Designer de Bono. „Man muss sich nur mal in einen Mini setzen, dann sieht man, wie viel Spaß auch ein Fronttriebler machen kann.“

Zwar ist der Active Tourer gemessen am i3 das ungleich konventionellere Auto. Doch hat der Karbon-Revolutionär auf der Straße sogar einen kleinen Vorsprung. Während er schon im nächsten Jahr in den Handel kommt, wird die B-Klasse aus Bayern wohl erst
Anfang 2014 starten. Doch dafür hat der Active Tourer beim Preis die Nase vorn. Es gibt weder für das eine wie für das andere Auto schon eine konkrete Ansage. Doch die geschätzten 25.000 Euro für den kleinen Van mit konventionellen Motoren wird der
federleichte Elektro-Kreuzer ganz sicher nicht schlagen können.