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Brennstoffzelle Toyota dreht an der CO2-Schraube

Toyota Mirai Foto: Achim Hartmann

Bis 2050 soll der Flottenausstoß bei Toyota um 90 Prozent sinken. Allerdings nicht mit Hilfe von batteriebetriebenen Elektroautos. Die Japaner setzen vielmehr auf die Brennstoffzelle.

Hohe Stickoxid-Emissionen, Feinstaub: der Diesel stinkt so manchem Flottenbetreiber. Überhaupt sind die Aussichten für dieselbetriebene Firmenwagen in Deutschland alles andere als rosig. In 18 deutschen Städten und Regionen droht ihnen Ungemach. Da ist von der blauen Plakette die Rede, die nur die aktuellsten Diesel-Fahrzeuge mit aufwendigster Abgas-Nachbehandlung erhalten sollen. Fahrer älterer Diesel müssen ihren Geschäftswagen möglicherweise am Rand der Umweltzonen stehen lassen: Durchfahrt verboten. Noch ist nichts spruchreif, doch die Unruhe unter Flottenbetreibern wächst.

Die Unternehmen sind hellhörig, manche bereits auf der Suche nach Alternativen. Fündig werden sie beispielsweise bei Toyota. Bei den Händlern der Marke steht seit Anfang des Jahres 2016 die vierte Generation des Prius im Showroom, neben den Hybridversionen des Kleinwagen Yaris, dem kompakten Auris oder dem SUV RAV4. Und bei der Konzernschwester Lexus gibt es jede Menge weitere Hybriden.

1997, als Toyota den Prius auf den Markt brachte, mochte niemand so recht an den Erfolg dieser Technologie glauben. Knapp 20 Jahr später hat sich das Bild grundlegend gewandelt: Kaum ein Hersteller kommt ohne Hybride aus, sind sie doch ein probates Mittel die CO2-Flottenemissionen zu drücken. Außerdem ist ihnen als Benziner die Stickoxid-Problematik fremd.

Wasserstoff-Tankstellennetz muss ausgebaut werden

Toyota verkauft in Europa jedes dritte Fahrzeug mit Hybridantrieb. In Deutschland liegt der Anteil sogar bei 37 Prozent. Folge: Die im ersten Halbjahr neu zugelassenen Toyota-Modelle stießen durchschnittlich nur 107,8 Gramm CO2 pro Kilometer aus. Zum Vergleich: Über alle Marken hinweg liegt dieser Wert im ersten Halbjahr bei 127,6 Gramm. „Betrachtet man nur den durchschnittlichen Ausstoß der zugelassenen Hybridfahrzeuge, liegen wir sogar bei 87,3 Gramm CO2“, sagt Technik-Sprecher Dirk Breuer. damit unterbietet Toyota schon heute die 95-Gramm-Grenze, die 2021 zu erfüllen ist.

Doch Toyota will mehr: Bis 2050 soll der CO2-Flottenausstoß auf zehn Prozent des Wertes von 2010 schrumpfen“. Mit Hybriden alleine ist das nicht zu schaffen. Batteriebetriebene Elektroautos wären die Lösung. Doch die Japaner setzen klar auf die Brennstoffzelle als Antrieb der Zukunft und läutet mit der Limousine Mirai bereits die neue Ära ein.

Noch ist der Mirai  - benannt nach dem japanischen Wort für Zukunft - ein Exot auf deutschen Straßen. Nur 16 Fahrzeuge sind hierzulande unterwegs, vorwiegend bei Flottenbetreibern. Dass es nicht mehr sind, hat neben dem hohen Anschaffungspreis vor allem einen Grund. Die Tankstellen-Infrastruktur ist so löchrig wie ein Schweizer Käse. Gerade mal 21 Wasserstoff-Tankstellen gibt es in der gesamten Bundesrepublik.
Eigentlich hätten bis Ende letzten Jahres bereits 50 Standortein Betrieb gehen sollen, doch alleine in den letzten zwei Jahren sind nur zwei  H2-Stationen (Ulm und Wuppertal) dazugekommen. Wie realistisch dann das Ziel ist, bis 2023 immerhin 400 Zapfsäulen an möglichst bereits vorhandenen Tankstellen in Deutschland zu haben, wird sich zeigen müssen. „Geschichte zu schreiben ist anstrengend“, bekennt Breuer leicht resigniert.

Brennstoffzellenauto lässt sich schnell betanken

Warum also die Wasserstoff und Brennstoffzellen als Energiespender, wenn ein E-Auto seinen Strom so viel leichter aus einem Akku ziehen könnte? Ein Grund ist: Ein Brennstoffzellen-Fahrzeug lässt sich viel einfacher und schneller betanken als ein Akku aufladen. In drei Minuten fließen fünf Kilogramm Wasserstoff in den Tank, genug für 500 Kilometer.

Die Erwartungen an die Technologie sind jedenfalls groß.  „Die Brennstoffzelle ist der ideale Ersatz für den Dieselantrieb“, heißt es. Also lange Strecken mit möglichst wenig Aufwand, sprich Verbrauch, zurückzulegen. Und deshalb forciert der Hersteller auch den Einsatz von Brennstoffzellen in Lieferfahrzeugen, Lkw und Bussen. Über Fahrverbote in Innenstädten könnten Brennstoffzellen-Fahrer jedenfalls locker hinwegsehen.