Cadillac XT4 (2021) im Test Europa im Blick

Cadillac XT4 2021 Foto: Cadillac 12 Bilder

Der kompakte SUV XT4 ist das einzige Modell, das Cadillac derzeit in Deutschland verkauft. Ein letztes Aufbegehren einer Traditionsmarke – oder ein neuer Start?

Wie wichtig Markenimage für Fahrer und Käufer von Geschäftswagen ist, musste Cadillac in der Vergangenheit häufig erfahren. Riesige Schlitten mit bollernden Benzinern wie Escalade oder CTS mögen in den USA passen, in Europa aber floppten sie. Jetzt aber soll’s der kleinste jemals gebaute Cadillac richten. Das könnte klappen, denn der kompakte Crossover XT4 bringt Hardware, die europäische Fuhrparkeinkäufer suchen: einen sparsamen Diesel mit vernünftigen 174 PS oder einen Zweiliter-Benziner mit 230 PS. Das Ganze verpackt in einer 4,60 Meter langen Karosse, die sich schon wegen ihrer wuchtigen Hingucker-Front aus der uniformen Masse rund um BMW X1, VW Tiguan oder Toyota RAV4 abhebt. Speziell nachts, wenn die sensenförmigen Scheinwerfer die Dunkelheit durchschneiden.

Innen hat die Designer aber etwas der Mut verlassen. Das konventionelle Cockpit mit analogen Instrumenten und relativ kleinem, aber gut ablesbarem Bildschirm will nicht so recht in eine Zeit passen, in der sich die Hersteller mit Digital-Verirrungen und schalterlosen Cockpits übertrumpfen. Bedienung und Menüführung erinnern stark an ältere Opel aus der Zeit, als die Rüsselsheimer noch unter Fittichen von GM waren. Aber der XT4 ist ja nicht mehr brandneu, wird schon seit drei Jahren in den USA und China verkauft.

Und nicht alles Ältere ist gleich schlechter. Im Gegenteil: Die Bedienung des Autos erklärt sich von selbst, auch weil sich viele Funktionen über Tasten unterm Display oder einem Dreh-Drückschalter in der Mittelkonsole direkt ansteuern lassen. Man kann sogar auf Knopfdruck wählen, ob der Tempomat adaptiv funktioniert, also aufs vorausfahrende Auto reagiert, oder konventionell, was viele Fahrer immer noch bevorzugen.

Cadillac XT4 2021 Foto: Cadillac
Mit 4,60 Metern Länge spielt der Cadillac in der gleichen Liga wie VW Tiguan oder Volvo XC60.

Der XT4 startet bei üppigen 33.600 Euro (alle Preise netto) für den 230 PS starken Benziner, kostet also auf den ersten Blick deutlich mehr als Konkurrenten wie BMW X1, Volvo XC40 oder Toyota RAV4. Das folgt der üblichen Alles-Drin-alles-Dran-Politik der Marke, die schon dem Käufer eines Basismodells eine Ausstattung mit auf den Weg gibt, die wenig Wünsche offenlässt. Allradantrieb, Neunstufen-Automatik sowie alle wichtigen Fahrhelfer sind ebenso an Bord wie eine umfangreiche Komfortausstattung samt Lenkradheizung und beheizbarer Rückbank. Auch beim Infotainment lassen sich die Amis nicht lumpen. Eine hochwertige Surroundanlage, natürlich vom US-Soundprofi Bose ist Serie, ebenso ein einfach bedienbares Navisystem, Smartphone-Integration oder Rückfahrkamera.

Darüber verzweigt sich das Angebot in Sport und Premium Luxury, wo der frontgetriebene Diesel für 38.218 Euro startet. Hier fährt Cadillac das volle Programm auf, mit Head-up-Display, elektrischer Sitzverstellung und passgenau verarbeiteter Lederausstattung. Und obwohl die Amerikaner ganz im Trend der Zeit auf Tierhäute verzichten und großflächig Kunstleder verlegen, wirkt der Innenraum hochwertig und stilsicher.

Seine 4,60 Meter Länge nutzt der Wagen gut, sodass auch die hinteren Mitfahrer nicht über Platzmangel klagen müssen. Nur der bei geklappten Lehnen topfebene Kofferraum fällt mit maximal 1.385 Litern deutlich kleiner aus als bei der Konkurrenz. Außerdem fehlt eine Durchlademöglichkeit.

Der von uns gefahrene Vierzylinder-Benziner gefällt mit seiner homogenen Leistungsabgabe. Schon bei 1.500/min liegen 350 Nm Drehmoment an. So flippert sich die Automatik schnell in die oberen Gänge und verhindert, dass der Motor unnötig hochdreht. Die 230 PS starke Maschine hat genügend Dampf, dass sie sogar die lang übersetzte neunte Stufe in einem breiten Tempobereich hält. Was gut für die Akustik ist, dem Spritverbrauch jedoch wenig bringt: Unter elf Litern lässt sich der 350 AWD kaum fahren. Spätestens jetzt kommt bei Fuhrpark-Interessenten der Diesel ins Spiel, den es wahlweise mit Front- und Allradantrieb gibt. Allerdings verbraucht auch der nach WLTP mindestens 6,4 Liter, rund 20 Prozent mehr als beispielsweise der BMW X1 20d. Das ist aber auch das Einzige, was den ersten Auftritt des XT4 trübt. Zumal auch die einigermaßen straffe Federung dem flotteren Fahrstil auf europäischen Straßen angepasst ist.

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