Grüne Car Policy Öko im Fuhrpark

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Den Fuhrpark auf Grün umzustellen erfordert Hartnäckigkeit und eine umweltfreundliche  
Car Policy. Wir zeigen, worauf Flottenchefs bei der Umsetzung achten sollten.

Wirtschaftlicher, effizienter, ökologisch sinnvoller: Deutschlands Firmen denken um. Schließlich schont nachhaltiges Fuhrparkmanagement die Umwelt, senkt Betriebskosten und pflegt das Firmenimage. Das schlägt sich auch in den Ergebnissen des CVO Fuhrpark-Barometers 2014 nieder. Immerhin planen knapp zwei Drittel der befragten Unternehmen, künftig umweltfreundlichere Fahrzeuge zu beschaffen – allerdings hauptsächlich aus Kostengründen. Das erklärt auch die mangelnde Nachfrage nach Elektrofahrzeugen. Diese gelten in Fuhrparkkreisen immer noch als unkalkulierbares Risiko mit hohen Anschaffungskosten. Denn am Ende sind die Gesamtkosten das wichtigste Kriterium bei der Auswahl von Dienstwagen.

Flottenchefs stoßen auf Widerstand

Vor allem in Motivationsfuhrparks ist es eine Herausforderung, die Mitarbeiter zu überzeugen, auf klimafreundlichere Dienstwagen umzusteigen. Zwar steigt das Umweltbewusstsein, doch viele Flottenverantwortliche stoßen auf Widerstände, wenn sie die Unternehmensflotte ökologisch ausrichten wollen. »Das Bekenntnis zum Umweltschutz und das Handeln klaffen weit auseinander«, stellt Michael Müller-Görnert vom Verkehrsclub Deutschland (VCD) fest. Obwohl sich ein Wandel andeutet, bedeuten viel PS immer noch viel Prestige. Wer seine Flotte und damit zwangsläufig auch die Car Policy des Unternehmens auf Grün umstellen will, muss erst die passenden Stellhebel ausfindig


machen. Reportings liefern Fakten über tatsächlichen Spritverbrauch, CO2-Ausstoß und Fahrleistung. Kombiniert mit einem Vergleich der Einsatzarten und -gebiete sowie der im Schnitt pro Fahrt zurückgelegten Strecke, ergeben, bei welchen Dienstwagen alternative Antriebe zum Tragen kommen könnten. Oder welche Pool- und Servicefahrzeuge sich durch umweltfreundlichere Modelle ersetzen lassen.
Unterstützung erhalten Flottenbetreiber bei mehreren Organisationen etwa bei der Deutschen Energie-Agentur ­(Dena), beim Bund für Umwelt und ­Naturschutz Deutschland (BUND), dem VCD oder Project Climate.

Es darf keine Ausnahmen geben

Der wichtigste Schritt zu einer grünen Flotte ist die Festlegung von CO2-Höchstgrenzen bei der Neuwagenbestellung. Dabei müssen die festgelegten Höchstgrenzen auch bei der Geschäftsleitung greifen. So gilt zum Beispiel beim Tiefkühlspezialisten Frosta: »Alle müssen mitmachen, Ausnahmen sind nicht erlaubt.« Insbesondere Vorstandschef ­Felix Ahlers zeigt Initiative: Er fährt als Dienstwagen den Kleinwagen VW up.
Weitere Möglichkeiten bietet die Car Policy im Rahmen einer Bonus-/Malusregelung. Wer beispielsweise bei Frosta ein kleineres Fahrzeug wählt, als ihm vertraglich zusteht, erhält die Differenz zwischen den Leasingraten als Sonderzahlungen ausbezahlt. Wer gar keinen Dienstwagen möchte, kann zwischen ­einer Bahncard 100 oder der gesparten Leasingrate als monatliche Sonderzahlung wählen. Diese Regelung gilt mittlerweile bei einigen Unternehmen – so auch beim Leasinganbieter Leaseplan.


In anderen Fuhrparks richtet sich das Leasingbudget nach dem CO2-Ausstoß. Mitarbeiter, die auf hohe Motorleistung bestehen, müssen zuzahlen. Wer verzichtet, darf seinen Dienstwagen besser ausstatten. Soll nur der CO2-Ausstoß sinken, kann die Car Policy so verändert werden, dass man von jedem Modell die Öko-Variante anbietet.
Stärker als auf die Modellpalette werden Fuhrparkmanager auf das Denken und Verhalten von Mitarbeitern und Führungskräften einwirken müssen. Bei Eingriffen in die Flotte und die Modellauswahl sollten Personalabteilung, Betriebsrat und die Vertretung leitender Angestellter mit im Boot sitzen und die Maßnahmen unterstützen: Sonst könnten die Mitarbeiter denken, ihnen würde etwas weggenommen. Änderungen wie Downsizing der Modellpalette, Malusregeln oder weitere Reisevorschriften lassen sich leichter umsetzen, wenn Mitsprache­rechte bestehen.
Firmen, die es ernst meinen mit der grünen Flotte, werden jedoch nicht nur den CO2-Ausstoß mindern, sondern darauf einwirken, das Fahrverhalten zu verändern und die Flotte weiter zu verkleinern. Für diese Ziele liefert die Auswertung der Nutzungsdaten eine gute Grundlage. Dazu zählt auch Carsharing, der Einsatz von Fahrrädern und Elektrobikes oder die Nutzung des ÖPNV – ­vorausgesetzt, es lässt sich umsetzen.

Car Policy muss Regeln vorgeben

Die Car Policy sollte entsprechend alle Rahmenkriterien abstecken, die für einen möglichst geringen Verbrauch wichtig sind. Dann sollte der Fuhrparkleiter prüfen, welche Fahrzeuge für den vorgesehenen Einsatz am besten die Anforderungen erfüllen, ob es beispielsweise statt ­eines Benziners auch ein Erdgasauto sein kann. Es gibt Reporting-Systeme, die genau aufzeigen, ab welcher Laufleistung welches Fahrzeug das richtige ist.
Dennoch lässt sich die Wirtschaftlichkeit bei Elektrofahrzeugen nach wie vor nur schwer abbilden. Dazu kommen neben dem eingeschränkten Netz an Ladestationen die geringen Reichweiten.
Dagegen haben Gasfahrzeuge durch ihre teilweise eingeschränkten Nutzlasten ein Problem, doch durch die deutlichen Vorteile bei den Emissionen sind Erdgasfahrzeuge eine interessante Alternative.
Eine weitere Option eröffnen Telematik-Lösungen. »Hier lässt sich in der Praxis grundsätzlich beobachten, dass sich allein durch den Einsatz auch die Laufleistung verringert. Ein Vorteil ist zudem, dass nicht nur die Fahrzeugdaten transparent werden, sondern auch das Fahrverhalten«, sagt Marc-Oliver Prinzing, Geschäftsführer von Carmacon. Denn auch beim Thema Umweltschutz zeigt sich: Die Gesamtkosten sind noch immer, das wichtigste Kriterium bei der Gestaltung der Car Policy.

CHECKLISTE

  • Fakten sammeln: Die Nutzungsdaten zeigen, wo der CO2-Ausstoß gemindert werden kann. Wo lohnt sich der Einsatz von E-Autos, Corporate Carsharing oder ÖPNV?
  • Transparenz schaffen: Einbeziehung der Mitarbeiter und des Betriebsrats.
  • Vorbild sein: Führungskräfte sollten beim Downsizing mit gutem Beispiel vorangehen.
  • Umstellung der Car Policy: Modellauswahl am CO2-Ausstoß ausrichten. Nehmen Sie Elektro-, Hybrid-, Erdgas- und Autogasmodelle auf.
  • Belohnung: Bonussysteme oder Incentivemodelle organisieren.
  • Appelle an Dienstwagenfahrer: Sensibilisierung für umweltfreundliches Fahrverhalten.