Carsharing Brennstoffzellenautos mieten

Foto: Bee Zero

Linde etabliert in München Bee Zero, ein Carsharing-Projekt mit Brennstoffzellenautos. Jetzt sind die Hyundai ix35 Fuel Cell auch für gewerbliche Nutzer offen.

In kaum einer anderen deutschen Stadt gibt es so viele Carsharing-Systeme wie in München. ­Darunter eines, das es sonst in keiner anderen Stadt gibt. Es heißt Bee  Zero und startete im Sommer 2016. Das Besondere daran sind die Fahrzeuge. Denn statt ­klassischen Verbrennern oder E-Fahrzeugen kommen ­Brennstoffzellenautos zum Einsatz. Betreiber dieses zonen­basierten ­Carsharing-Modells ist die Linde Hydrogen ­Concepts, eine Tochter des Technologiekonzerns The Linde Group. Ihre Bee-Zero-Flotte umfasst 50 Fahrzeuge vom Typ Hyundai ix35 Fuel Cell, die in der Münchner Innenstadt, in Schwabing, ­Haidhausen, in der Au und im Glockenbach­viertel ­angemietet werden können. Damit dürften in keiner anderen Stadt so viele Brenn­stoff­zellen­autos unterwegs sein wie in München.

Innerhalb eines Jahres hat Bee Zero den Markt aufgemischt. Bereits 3.500 Nutzer haben sich registriert, und das, obwohl die Carsharing-Konkurrenz in München durch Anbieter wie Drive Now, Car2go, Stattauto und Flinkster riesig ist. Offensichtlich aber trifft das Angebot den Nerv der Zeit. "Bee Zero kombiniert zwei aktuelle Trends: Teilen statt besitzen sowie Zero Emissions", sagte Dr. Christian Bruch, Mitglied des Vorstands von Linde, bei der Vorstellung des Carsharing-Projekts im vergangenen Jahr.

Wegen der großen Reichweite werden die Autos häufig für weitere Fahrten genutzt

Brennstoffzellenautos tanken Wasserstoff, aus dem die Zelle Strom produziert, der einen Elektromotor antreibt. ­Insofern sind FCV, wie sie international abgekürzt werden (Fuel Cell Vehicles), im Grunde nichts anderes als E-Autos. Mit dem Vorteil, dass sie nicht lange geladen werden müssen. ­Tanken dauert kaum länger als bei einem Diesel oder ­Benziner. Und dass sie deutlich mehr Reichweite bieten.

Mit einer Tankfüllung kommen bis zu fünf Personen in dem Hyundai 400 Kilometer weit. Damit rücken die bayerischen ­Seen und die Voralpenregion in greifbare Nähe. "Unsere ­Autos werden vor allem für längere Fahrten genutzt, das zeigt sich sowohl an der Mietdauer als auch in der ­durchschnittlichen Kilometerzahl", bestätigt Stefan Metz, Sprecher von Linde. Angesichts des großen Carsharing-Angebots in München sei man auch mit der bisherigen Auslastung sehr zufrieden. "Aber natürlich ­arbeiten wir daran, diese weiter zu steigern", sagt er.

In den kommenden Monaten sollen drei neue Wasserstoff-­Tankstellen im Raum München eröffnen. Das könnte dem ­Projekt viele weitere Nutzer bringen. Dennoch gibt es im Verbreitungsgebiet von Bee Zero nur drei öffentliche Wasser­stoff-Tankstellen. Wohl auch aus diesem Grund wird die ­Hyundai-Flotte noch vom Carsharing-Betreiber selbst ­betankt. "Wir wollen unseren ­Kunden Umwege ersparen", sagt Metz. Auf Wunsch können die ­Carsharer aber nach ­einer ­kurzen Einweisung schon mal selbst zum ­Rüssel ­greifen.
Der Wasserstoff für die Bee-Zero-Flotte stammt aus einem von zwei nachhaltigen Produktionsverfahren. Zum einen spaltet ­eine Elektrolyse-Anlage mithilfe von regenerativ aus Windenergie gewonnenem Strom H2 von Wasser ab. Oder H2 wird per ­Dampfreformierung aus Biogas gewonnen.

Von null auf vollen Betrieb in einem Jahr

Im Sommer 2015 keimte bei Linde der Plan, mit Carsharing den Beweis für die ­Alltagstauglichkeit der Brennstoffzellen-Technologie anzutreten. Der Startschuss, so das ehrgeizige Ziel, sollte aber bereits innerhalb von zwölf Monaten erfolgen. Dieses enge Zeitfenster ließ sich nur mit Partnern realisieren, unter anderem mit den Beratern von Berylls Strategy Advisors. Offensichtlich trafen die richtigen Leute zusammen, denn Bee Zero gewann im Beratercheck Best of Consulting 2016 der "Wirtschaftswoche" den Sieg in der Kategorie Project Excellence – Wett­bewerbs­stra­te­gie. Bee Zero wird in Teilen durch das Nationale Innovations­programm Wasserstoff und Brennstoffzellentechnologie (NIP II) des Bundes­minis­te­ri­ums für Verkehr und digitale Infrastruktur gefördert.